Im Halbfinalrückspiel der Königsklasse siegen die Münchner mit 3:0 bei Olympique Lyon und warten jetzt auf Barcelona oder Mailand.

Lyon. Dank einer Galavorstellung von Ivica Olic greift der FC Bayern München zum ersten Mal seit seinem Triumph 2001 wieder nach Europas Fußballkrone und kommt dem historischen Triple immer näher. Mit drei Toren des überragenden Kroaten gewann der deutsche Rekordmeister das Halbfinalrückspiel der Champions League bei Olympique Lyon 3:0 (1:0) und zog zum achten Mal ins Finale des Landesmeisterpokals ein. Dort trifft das Team von Trainer Louis van Gaal am 22. Mai in Madrid auf Inter Mailand oder Titelverteidiger FC Barcelona.

Olic war für die Bayern nach dem 1:0 im Hinspiel der entscheidende Mann. Der wie immer lauf- und kampfstarke Kroate machte die Hoffnungen der Lyonnais auf den ersten Einzug in ein Europacup-Endspiel mit seinen Treffern in der 26., 67. und 78. Minute zunichte. Für Olic waren es die Champions-League-Tore fünf bis sieben, womit er in der laufenden Saison nur noch einen Treffer hinter dem führenden Lionel Messi liegt. Bei den Franzosen sah der ehemalige Leverkusener Bundesligaprofi Cris die Gelb-Rote Karte (60.). "Drei Tore in so einem Spiel ist überragend. Wir haben alle gemeinsam gut gespielt, und ich musste alle drei Tore machen. Ich habe gedacht, Manchester war das Spiel meines Lebens, aber jetzt das Halbfinale war wieder so ein großartiges Spiel", sagte der Matchwinner.

Die Bayern, die den wichtigsten Titel des europäischen Vereinsfußballs bisher viermal gewannen, haben damit mehr als 50 Millionen Euro Einnahmen sicher. Der Finaleinzug brachte 5,2 Millionen Uefa-Prämie, bei einem Sieg in Madrid kämen 3,8 Millionen hinzu.

Für van Gaal hatte es vor dem Anpfiff zumindest teilweise Entwarnung gegeben: Mit Daniel van Buyten konnte einer der beiden angeschlagenen Innenverteidiger von Beginn an auflaufen. Der belgische Nationalspieler bestand beim Aufwärmen im mit 39 414 Zuschauern ausverkauften Stade Gerland nach seiner Wadenblessur einen Belastungstest. Dennoch musste van Gaal seine Stammabwehr auflösen, denn Martin Demichelis, der ebenfalls über Wadenprobleme klagte, saß zunächst auf der Bank. Der Argentinier ersetzte zur Halbzeitpause van Buyten und bildete mit Holger Badstuber die Innenverteidigung. Auf der linken Abwehrseite spielte Diego Contento.

Dennoch verteidigten die Bayern größtenteils hochkonzentriert. Weil Bastian Schweinsteiger und der im Hinspiel gelbgesperrte Kapitän Mark van Bommel die wichtigen Zweikämpfe gewannen, konnte Lyon nicht in die Nahtstellen passen.

Vorne setzten die Bayern auch ohne den rotgesperrten Franck Ribéry Nadelstiche und wurden belohnt, als Olic nach Vorbereitung von Arjen Robben und Müller aus sieben Metern zur Führung traf (26.). Schon zu diesem Zeitpunkt sprach Sat.1-Experte Franz Beckenbauer von einer "Meisterleistung". Nach dem Platzverweis für Cris spielte der Bundesligatabellenführer und DFB-Pokalfinalist noch sicherer, ließ keine Gegenwehr mehr zu und erzielte durch Olic auch noch das 2:0 und 3:0. "Besser kann man nicht spielen", lobte van Gaal. Auch der Präsident strahlte: "Das war Fußball fast in Vollendung gewesen. So etwas habe ich vom FC Bayern in einem wichtigen Spiel lange nicht mehr gesehen", meinte Uli Hoeneß. Dann schlug er nachdenkliche Töne an: "Jetzt kann ich es sagen: Bei Anatolij Timoschtschuks Frau Nadeschda ist im sechsten Monat die Fruchtblase geplatzt. Beide Kinder sind gefährdet. Wir hoffen, dass alles gut geht." Timoschtschuk war nicht mit nach Lyon geflogen. Der FC Bayern hatte zunächst ein Magen-Darm-Problem als Grund seines Fehlens genannt.

Die Münchner warten nun auf ihren Endspielgegner: Inter Mailand oder FC Barcelona. In Mailand lagen Lionel Messi und die Mannschaft des FC Barcelona am Boden. Im Rückspiel planen die Spanier den "Sturmlauf des Jahrhunderts". Mit einem beispiellosen Angriffswirbel will der Pokalverteidiger heute (20.45 Uhr/Sky live) das Abwehrbollwerk Inter Mailands knacken und das 1:3 aus dem Hinspiel wettmachen. Zugleich wollen die Katalanen ein Gesetz der Serie brechen: Seit die Champions League 1992 den Europapokal der Landesmeister ablöste, konnte kein Titelträger seine Trophäe verteidigen. Barça scheint mit seinen Stürmerstars Messi und Ibrahimovic für eine Aufholjagd prädestiniert zu sein. "Wir müssen erreichen, dass die Inter-Spieler ihren Beruf hassen", gab Jungstar Gerard Piqué die Devise aus. Kampf statt Kunst.