Ribéry soll sexuellen Kontakt zu einer nicht volljährigen Prostituierten eingestanden haben. Der Bayern-Star wurde vernommen.

München. Eine Muskelverhärtung zwang Franck Ribéry dazu, gestern mit dem Training auszusetzen. Allein diese Nachricht reicht für gewöhnlich aus, um zwei Tage vor dem Champions-League-Halbfinale des FC Bayern gegen Olympique Lyon, dessen Hinspiel morgen in München (20.45 Uhr/live auf Sat.1 und Sky) angepfiffen wird, für mittelprächtige Panik in München zu sorgen. Doch der malade Muskel dürfte das kleinste Problem des französischen Superstars sein, wenn sich gewisse Gerüchte erhärten sollten. Bewahrheitet sich, was aus Frankreich vermeldet wird, muss Ribéry sogar mit einer Gefängnisstrafe rechnen.

Er soll in einen Sexskandal verwickelt sein, der derzeit die französische Nationalmannschaft erschüttert. Die seriöse französische Nachrichtenagentur AFP vermeldete, dass Ermittlungen der Pariser Staatsanwaltschaft ergeben hätten, dass Ribéry sexuellen Kontakt zu einer nicht volljährigen Prostituierten eingestanden haben soll. Laut einer anonymen Quelle will der Bayernprofi allerdings nicht gewusst haben, dass es sich bei seiner Sexualpartnerin um eine Minderjährige gehandelt habe. Vor Strafe schützt Unwissenheit allerdings nicht: In Frankreich stehen auf Sex mit einer minderjährigen Prostituierten bis zu drei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 45 000 Euro.

Bereits am Sonntag war bekannt geworden, dass Ribéry im Zusammenhang mit dem Skandal vernommen worden war. "Er wurde als Zeuge befragt, und für uns ist diese Geschichte damit erledigt", sagte seine Anwältin Sophie Bottai und stellte fest: "Diese Angelegenheit betrifft nicht Franck Ribéry, seine Anhörung hat ausschließlich mit einem Bekannten zu tun." Gegen Ribéry seien nach der Befragung auch keine Maßnahmen getroffen oder Ermittlungen eingeleitet worden, sagte die Anwältin weiter. Diese Aussage dürfte allerdings nicht mehr aufrecht zu erhalten sein, wenn sich die Informationen von AFP erhärten sollten.

Die Chronologie der Ereignisse: Zwei Spieler der "Equipe Tricolore" sollen am Sonnabend von der französischen Justiz wegen ihrer möglichen Kontakte zu einer minderjährigen Prostituierten in einem Pariser Bordell befragt worden sein. Dabei soll einer der namentlich nicht genannten Fußballer zugegeben haben, eine regelmäßige Beziehung zu dem Callgirl gehabt zu haben. Allerdings habe er bei Beginn der Affäre im vergangenen Jahr nicht gewusst, dass die Frau minderjährig sei. Dem Vernehmen nach soll es sich um Ribéry handeln, der verheiratet ist und zwei Töchter hat. Wegen seiner Frau Wahiba Belhami, die aus Algerien stammt, konvertierte der Franzose 2002 zum Islam..

Bei dem zweiten Spieler soll es sich nach französischen Medienberichten um Sidney Gouvou handeln, bizarrerweise in Diensten des morgigen Bayern-Gegners Olympique Lyon. Sein Anwalt sagte: "Er ist am Boden zerstört und kann nicht verstehen, wieso sein Name in dieser Sache auftaucht. Er hat seinen Fuß nie in dieses Etablissement gesetzt."

Im Fokus der Ermittlungen im Pariser Rotlichtviertel steht ein Luxus-Nachtklub namens "Le Zaman", der laut Aussagen eines Untersuchungsbeamten regelmäßig von Fußballprofis besucht wird. Die Sporttageszeitung "L'Equipe" hatte berichtet, dass in den kommenden Wochen womöglich ein dritter Nationalspieler verhört wird. Der Richter Andre Dondo wird nun entscheiden müssen, ob Anklage gegen Ribéry und/oder Gouvou erhoben werden soll. Seitens des französischen Fußball-Verbandes hieß es: "Das ist eine Angelegenheit, die zur Privatsphäre gehört.."

Auch von Ribéry gab es gestern keine Stellungnahme. Bayern-Trainer Louis van Gaal sagte: "Franck ist nur ein Zeuge. In Holland sagt man: Während einer Untersuchung müssen wir immer unseren Mund halten. Ob er darunter leidet? Ich weiß es nicht, aber ich habe nicht den Eindruck." Der Trainer hatte gestern selbst andere Sorgen. Er verließ München am Montagnachmittag, um zur Beerdigung seiner Schwiegermutter in die Niederlande zu fahren.