Der deutsche Rekordmeister hat die einmalige Möglichkeit, drei Titel in einer Saison zu erreichen.

Leverkusen. Arjen Robben stürmte nach dem vergebenen Matchball um die deutsche Fußball-Meisterschaft verärgert in die Kabine. "Wenn wir wissen, dass wir vielleicht alles entscheiden können, müssen wir nicht 100 Prozent, sondern 200 Prozent geben", ärgerte sich der 26-jährige Niederländer über das 1:1 von Bayern München bei Bayer 04 Leverkusen.

Ein Punkt gewonnen oder zwei Zähler verloren? Bayern-Trainer Louis van Gaal buchte das Unentschieden seiner vom Europapokal ausgelaugten Truppe auf der Habenseite ab. "Nach sieben Spielen in drei Wochen bin ich zufrieden", sagte er. "Wir sind Tabellenführer, haben unsere Position um einen Punkt ausgebaut und liegen sechs Punkte vor Leverkusen. Wir haben es jetzt in der eigenen Hand."

Am Abend im ZDF-Sportstudio scherzte der Coach sogar selbstbewusst, wenn er mit dem FC Bayern alle drei Titel gewinne, hätte er seine Mission beim FC Bayern erfüllt: "Dann gehe ich weg. Natürlich, dann kann ich nichts mehr verbessern ..." Van Gaals Vertrag in München läuft bis zum 30. Juni 2011.

Allerdings hätte nicht viel gefehlt und die müden Helden von Manchester wären ohne jeden Punktgewinn an die Isar zurückgereist. Arjen Robben hatte die Bayern mit einem Foulelfmeter in der 51. Minute in Führung gebracht, doch Leverkusen verzeichnete außer dem Ausgleich durch Arturo Vidal (59.) gleich zwei Pfostentreffer durch Tranquillo Barnetta (38.) und Stefan Kießling (57.).

"Es wäre verdient gewesen, wenn wir die Partie gewonnen hätten", urteilte Leverkusens Chefcoach Jupp Heynckes. Sein Torjäger Kießling meinte: "Weinen tue ich nicht. Freuen können wir uns natürlich über unsere Leistung."

Dennoch hat Bayer Leverkusen die Meisterschaft abgehakt. "Ich denke, dass wir eher nach unten schauen müssen", sagte Heynckes und baute schon mal weiteren Rückschlägen vor: "Auch als Vierter oder Fünfter sind wir im internationalen Wettbewerb vertreten." Borussia Dortmund (zwei Punkte zurück) und Werder Bremen (drei) liegen auf der Lauer.

Neben dem Titelrennen hat Leverkusen auch den Kampf um die Bayern-Leihgabe Toni Kroos verloren gegeben. "Da sind die Würfel gefallen", sagte Münchens Manager Christian Nerlinger nach einem Treffen der Vereinsspitzen. "Das war ein Ausleihgeschäft. Leverkusen hat profitiert, Toni Kroos hat profitiert und Bayern München auch."

Der Nationalspieler hat inzwischen seine lange geäußerte Abneigung gegen eine Rückkehr aufgegeben: "Es hat Spaß gemacht, gegen die Bayern zu spielen. Es kann aber auch Spaß machen, mit ihnen zu spielen." Louis van Gaal will Kroos Anfang der Woche in einem Gespräch eine tragende Rolle in seinem Konzept anbieten. "Ich sehe ihn mehr als Nummer zehn als auf der linken Bahn", kündigte der Trainer an.

Vor der nächsten Aufgabe am Sonnabend bei Hannover 96 können die Bayern eine schöpferische Pause einlegen. "Zwei freie Tage sind auch ein Risiko", sagte van Gaal, "weil wir unsere Spritzigkeit behalten wollen." Bei den positiven Argumenten flüchtete er wieder in Ironie: "Zwei Tage ohne van Gaal tun den Spielern gut - und mir auch."

Mit Hannover, Borussia Mönchengladbach, dem VfL Bochum und Hertha BSC hat der FC Bayern ein relativ leichtes Restprogramm. Auch wenn Nerlinger warnt: "Wir haben gegen Frankfurt verloren, wir haben gegen Köln Punkte gelassen." Trotzdem: "Die Ausgangslage ist sehr gut." Bastian Schweinsteiger will seine Mitspieler von der Gunst der Stunde überzeugen: "Ich hoffe, jeder sieht die historische Chance, die wir haben."