Ex-HSV-Star Ivica Olic trumpft beim FC Bayern auf. Nach seinem wichtigen Tor in der Nachspielzeit gegen Manchester hofft der kroatische Stürmer auf weitere Einsätze von Beginn an. Manchesters Bester fällt aus.

München. Sein Gang wollte nicht recht zu seiner Mimik passen. Es war, als ob Beine und Gesicht zwei verschiedenen Menschen gehörten. Ivica Olic humpelte, als er am Mittwochabend durch die Katakomben der Münchner Arena schlich; sein Trolley war mehr stützendes Gefährt als Reisebegleiter. Doch Olic strahlte und flachste mit Danijel Pranjic, seinem kroatischen Mannschaftskollegen.

Es war ein bezeichnendes Bild für den FC Bayern, das Olic nach dem 2:1 über Manchester United im Viertelfinalhinspiel der Champions League abgab. Er war mit seinen Kräften am Ende, aber glücklich über einen bedeutenden Sieg mit seinem Treffer in der Nachspielzeit. Einen "Schlawiner" nannte ihn Franz Beckenbauer, weil jene Situation eine typische war für Olic, den Unermüdlichen.

Die United-Abwehr war der Meinung gewesen, die Situation unter Kontrolle zu haben. Doch dann kam Olic herangerauscht, spitzelte Patrice Evra den Ball von den Füßen, stand frei vor Manchesters Torhüter Edwin van der Sar und traf. Ob es sein wichtigstes Tor für den FC Bayern gewesen sei, ob es sein bestes Spiel war? All das wurde Olic im Anschluss gefragt. Er sagte, dass es seine beste Partie in neun Monaten Klubzugehörigkeit gewesen sei. Doch Olic wäre nicht Olic, wenn er nicht hinter die Antwort noch folgenden Satz geschoben hätte: "Ich denke aber, dass das Team heute sehr, sehr gut gespielt hat."

Er ist so etwas wie der Prototyp des mannschaftsdienlichen Spielers. Jemand, bei dem das Erscheinungsbild auf und außerhalb des Platzes übereinstimmt. Er ist einer ohne Glamourfaktor, er sieht sich als Puzzleteil des großen Ganzen. "Ich bin nicht wichtig. Wichtig ist die Mannschaft", sagt er etwa. Er ist kein großer Philosoph oder einer, der öffentlich seine Ansprüche anmeldet. Er ist der bodenständige Arbeiter, und mit seinem putzigen Deutsch wirkt er trotz seiner 30 Jahre immer noch wie der nette Junge von nebenan. Vielleicht wird er daher so oft unterschätzt.

Olic, sagte van Gaal am Mittwoch, "ist immer scharf". Es war ein Kompliment mit ungewollt zweideutiger Bedeutung, aber eindeutiger Intention. "Er hat die Mentalität, sich immer alles abzuverlangen."

In den vergangenen Monaten durfte Olic nur den Platzhalter für Franck Ribéry mimen. Am Sonnabend gegen Stuttgart musste er gar trotz Tor zur Halbzeit weichen. Diesmal ließ ihn van Gaal durchspielen und beorderte stattdessen den formschwachen Miroslav Klose auf die Bank. "Ich bin froh, dass er mich nicht ausgewechselt hat", sagte Olic und präsentierte ein recht ungewöhnliches Andenken. Den Ball hatte er eingepackt, einen Platz im heimischen Regal soll das Arbeitsgerät finden, so schön sei jener Abend gewesen.

Durch das späte 2:1 wurde es ein Abend, an dem auch van Gaal ganz in seinem Element war. Mittlerweile kann er ganz gut auf Deutsch kokettieren. Es war schlau vom Trainer, dozierte er etwa, Olic nach rechts beordert zu haben. So habe jener nach innen ziehen und das entscheidende Tor schießen können.

Das frühe Tor durch Wayne Rooney (2.) nannte er zwar einen Schock; es hatte ein paar Minuten gedauert, bis die Bayern jene von van Gaal verordnete Dominanz ausübten. Am Ende aber waren es 60 Prozent Ballbesitz, ein Plus an Chancen. Den Sieg wollen sie in München nicht überbewerten, weil sie wissen, dass es ein Teilerfolg war, dessen Strahlkraft nur bis Mittwoch reicht, wenn sie in Manchester das Rückspiel bestreiten. Das Gegentor sei nicht in "seiner Berechnung" gewesen, sagte van Gaal. Aber auswärts seien die Bayern immer für ein Tor gut - auch in Gelsenkirchen, wo am Sonnabend das Spitzenspiel in der Bundesliga ansteht. "Das Spiel auf Schalke ist das wichtigste", sagte Olic und dass er gern wieder von Beginn an spielen wolle.