Duisburg. Der ehemalige Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell hat erneut Vorwürfe bestritten, mindestens einen Referee sexuell belästigt zu haben, und sprach sogar offen über Selbstmordgedanken. "Jeder Bundesliga-Schiedsrichter, der sich da oben reinpfeift, muss sich nicht ,reinschlafen'", sagte der 62-Jährige im Interview mit dem DSF und erklärte seine Selbstmordgedanken: "Wenn man sich Gedanken macht, ob man entsprechend behandelt wird, und Gedanken, dass man sich jetzt an die Bahnsteigkante stellt - man fragt sich jeden Tag, wie das Leben weitergehen soll."

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger betonte gestern jedoch, dass sich der ehemalige Funktionär "pflichtwidrig verhalten" habe. Es sei "der Eindruck entstanden, dass es zwischen Manfred Amerell und Michael Kempter eine Beziehung gegeben haben muss. Diese Beziehung räumt er ja selbst ein. Dabei ist es auch egal, ob sie freiwillig oder erzwungen war. Aber derjenige, der die Macht hat, darf das nicht zulassen", sagte Zwanziger. Es zähle nur das Abhängigkeitsverhältnis, das er mit dem zwischen Lehrer und Schüler verglich. In der ARD sprach Zwanziger von einer "sehr sensiblen und unangenehmen Angelegenheit" und fügte hinzu: "Das ist eindeutig, dass er in der Ausübung seiner Position die Grenzen nicht gesehen hat, die man beachten muss. Dass es dort sexuelle Kontakte gegeben hat, lässt sich aus meiner Sicht nicht bestreiten."

Schalke-Trainer Felix Magath sprach sich in der Diskussion über eine Reform des Schiedsrichterwesens für die Einführung von professionellen Referees aus: "Wir haben eine Profiliga, dazu gehören Profi-Schiedsrichter. Warum diese zum DFB und nicht zum Ligaverband gehören, kann ich nicht verstehen."