Nach dem mageren 1:1 gegen Finnland äußert nun auch DFB-Manager Oliver Bierhoff Bedenken bezüglich der Pfiffe enttäuschter Fans.

Hamburg. "Wir sehen das nicht als Spaßspiel an. Wir wollen den Zuschauern etwas bieten. Das sind wir dem Publikum schuldig." (DFB-Teammanager Oliver Bierhoff)

"Ich kann allen zusichern, dass wir das Spiel ernsthaft angehen." (Trainer Joachim Löw)

Aussagen, Anfang der Woche getroffen, die am Mittwochabend nichts mehr wert waren. So glänzend, wie sich die deutsche Nationalmannschaft vorzeitig für die WM-Endrunde in Südafrika qualifiziert hatte, so grausam endete die Qualifikation mit dem 1:1 in Finnland. Statt der erhofften Party gab es gellende Pfiffe, die eine DFB-Auswahl lange nicht mehr ertragen musste.

"Es ist bedenklich, wenn so früh Unmutsäußerungen aufkommen", ärgerte sich Bierhoff. "Zudem hatte ich das Gefühl, dass einige unserer Spieler bewusst ausgepfiffen wurden, was angesichts der am Ende souveränen WM-Qualifikation eine Respektlosigkeit ist." Torwart René Adler ergänzte: "Für die Fans, die ein Spektakel erwartet haben, war das natürlich schlecht. Aber die schnellen Pfiffe nach 20 Minuten waren unangebracht. Sonnabend in Moskau ist eine so große Last von uns abgefallen, da fehlen dann die letzten Prozente."

Für den HSV sind Länderspiele in Hamburg eine lukrative Einnahmequelle: 375 000 Euro plus zehn Prozent der Netto-Ticketerlöse kassierte der Klub vom Deutschen Fußball-Bund für die Partie. Doch ob die Hansestadt in Zukunft bei der Vergabe von Freundschafts-Länderspielen weiter bedacht wird, ist fraglich. Schon 2005 ging beim 1:0 gegen China ein Orkan des Unmuts über die Nationalmannschaft nieder.

Dass die Geduld mit der DFB-Elf in Hamburg so wenig ausgeprägt ist, der HSV hingegen seit Jahren eine beispielhafte Unterstützung erfährt, ist für René Koch kein Widerspruch: "Bei einem Länderspiel ist die Zusammensetzung der Zuschauer eine völlig andere", sagt der Fanbeauftragte des HSV. "Während die Toleranz beim Verein höher ist, werden Auftritte des DFB als Einzelerlebnisse betrachtet, in denen ein schönes Spiel erwartet wird." Gerade die WM 2006 in Deutschland mit ihrem Sommermärchen-Image hätte den Happening-Charakter rund um die Nationalelf befördert.

Doch auch die Ansprüche der Spieler sind offensichtlich gewachsen, wie die Aussagen von Michael Ballack zeigten: "Für dieses Verhalten habe ich kein Verständnis. Wir haben eine tolle Qualifikation gespielt, wurden während allen Quali-Spielen in Deutschland toll von unseren Fans unterstützt, und dann werden wir nach dem Erfolg in Moskau so behandelt."

Dass das Hamburger Publikum besonders kritisch reagiert, ist seit Jahren bekannt, doch nicht erst am Mittwoch hat die DFB-Elf Kredit verspielt. Schon beim 0:1 gegen Norwegen in Düsseldorf lieferten die Deutschen Schlafwagen-Fußball. Aber auch das Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan in Hannover war zuletzt nicht ausverkauft. "Neuen Schwung und neue Energie" versprach Löw im Hinblick auf die letzten Spiele des Jahres am 14. November in Köln und am 18. November in Gelsenkirchen. Sollten die Spieler seine Ankündigung nicht einhalten, wird es auch in diesen Fußballtempeln ganz sicher eines geben: Pfiffe.

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