Zielgerade bei der WM-Qualifikation: Am Mittwoch werden 25 Spiele ausgetragen. Die Stimmungslage bei den Nationen variiert stark.

Stuttgart. Wirbel in Frankreich, Zittern in Portugal und WM-Vorfreude bei Engländern und Spaniern: Wenn die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika an diesem Mittwoch mit allein 25 Spielen in Europa auf die Zielgerade einbiegt, könnte die Stimmungslage bei den großen Fußball-Nationen unterschiedlicher kaum sein.

Beim kriselnden Ex-Weltmeister Frankreich hat vor der letzten Chance auf die direkte WM-Qualifikation eine angebliche Revolte gegen Coach Raymond Domenech fast die Züge einer Staatsaffäre angenommen. Kapitän Thierry Henry sah sich sogar zu einem Live-Auftritt im französischen Fernsehen gezwungen, um die Wogen zu glätten und alle Konzentration auf den Gruppe-7-Gipfel bei Spitzenreiter Serbien zu lenken. „Es gab keinen Streit“, versicherte der 32-Jährige.

Vor dem enttäuschenden 1:1 der Franzosen zu Hause gegen Rumänien soll der Barca-Star Domenech noch mit den Worten „Wir haben keinen Spielstil, keine Leitanweisungen, keine Identität. Das geht nicht“, kritisiert haben. Wie lange die von Henry nun öffentlich proklamierte „Superstimmung“ anhält, muss sich zeigen. Denn selbst bei einem Sieg in Belgrad muss die „Equipe Tricolore“ auf weitere Ausrutscher der um vier Punkte enteilten Serben im Oktober hoffen. Immerhin geht es Bayern-Star Franck Ribéry nach seiner Wadenblessur aus dem Rumänien- Spiel besser, sein Einsatz ist aber weiter fraglich.

Auch in Portugal grassiert angesichts von bisher nur zehn Punkten aus sieben Spielen und Platz vier in Gruppe 1 die Angst vor dem vorzeitigen WM-Aus. Ohne einen Sieg beim Gruppen-Zweiten Ungarn wäre für Superstar Cristiano Ronaldo und seine Mitstreiter der WM-Zug schon abgefahren. Tabellenführer Dänemark (17 Punkte/7 Spiele) kann mit einem Sieg in Albanien und entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz sein WM-Ticket hingegen schon buchen. Das Gleiche gilt bei einer günstigen Konstellation für die Slowakei (16 Punkte/7 Spiele), die im Schlager der Gruppe 3 bei Nordirland (14/8) antritt.

Die Schweiz (16/7) mit Trainer Ottmar Hitzfeld kann sich nach dem Sieg gegen Otto Rehhagels Griechen (13/7) mit einem Erfolg in Lettland (13/7) ebenso eine beruhigende Führung in der Gruppe 2 erarbeiten wie Weltmeister Italien in Gruppe 8. Mit einem Sieg in Turin gegen Bulgarien kann sich die noch ungeschlagene „Squadra Azzurra“ (17/7) weiter von den spielfreien Iren (16/8) absetzen.

Die unter Disziplin-Fanatiker Fabio Capello wieder erstarkten Engländer wollen in Gruppe 6 gegen Kroatien mit dem achten Sieg im achten Spiel ihren Platz für die große Fußball-Show am Kap schon fest buchen. „Wir gehen ins Spiel mit dem Wissen, dass wir bei einem Sieg bei der WM sind. Wir denken an nichts anderes“, sagte Ikone David Beckham. Zudem wollen die „Three Lions“ sich für die Schmach vor zwei Jahren revanchieren, als das Team von Slaven Bilic den stolzen Briten mit einem 3:2 in London die Teilnahme an der EM verwehrte. „Es war der Tiefpunkt in unseren Karrieren und in Englands jüngster Geschichte“, erinnerte sich Frank Lampard. „Es war schrecklich, so auszuscheiden, vor den eigenen Fans. Das hinterlässt Narben.“

Ebenfalls seine weiße Weste wahren will der wie England noch tadellose Europameister Spanien (21/7). In Merida gegen Estland wollen die Mannen von Coach Vicente Del Bosque ihren zielstrebigen Weg nach Südafrika mit dem nächsten Dreier fortsetzen. Verfolger Bosnien (15/7) kann mit einem Heimsieg gegen die Türkei zwar schon alle WM-Träume des EM-Halbfinalisten zerstören, hätte aber auch bei einem Sieg wohl nur noch theoretische Chancen auf Platz eins in Gruppe 5. Holen die Türken in Zenica mindestens einen Zähler, ist Spanien bei einem eigenen Sieg schon fix qualifiziert.

Während das als einziges europäisches Team die Niederlande schon geschafft haben, fürchten in Südamerika vor allem die Argentinier eine WM vor dem Fernseher. Noch liegt die „Albiceleste“ auf Rang vier, doch nach dem 1:3 im Klassiker gegen Brasilien könnten bei einer weiteren Pleite in Paraguay andere Teams vorbeiziehen – die Luft für Trainer Diego Maradona dürfte dann dünn werden.