Die HSV-Angreifer Mladen Petric und Kim Kulig sprechen im Hamburger Abendblatt über homosexuelle Fußballer, Spielerfrauen und Jubelarien nach erzielten Treffern.

Abendblatt: Herr Petric, sind Sie ein Macho?

Mladen Petric: Ich habe ein überragendes Verhältnis zu meiner Frau. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, wickele ich unsere kleine Tochter, helfe auch mal beim Putzen.

Abendblatt: Sie lassen sich also auch von Frauen etwas sagen?

Petric: Ja klar. Es gibt natürlich irgendwann eine Grenze ...

Abendblatt: Also dann, Frau Kulig, was sollte Mladen Petric schleunigst an sich ändern?

Kim Kulig: Wenn ich ihn mir so anschaue, hat er einen guten Stil. Auf dem Platz kann man ihn sich auch gut anschauen. Ich habe eigentlich nichts zu kritisieren.

Abendblatt: Ist er Ihr Lieblingsstürmer vom HSV?

Kulig: Natürlich.

Abendblatt: Auch wenn er Ihnen nicht gegenübersitzen würde?

Kulig: Auf jeden Fall. Ich habe mich echt gefreut, als er nach Hamburg gekommen ist, und mich gewundert, dass die Dortmunder ihn haben gehen lassen.

Abendblatt: Haben Sie Kim Kulig und die HSV-Frauen auch schon mal spielen sehen?

Petric: Ehrlich gesagt habe ich noch nie ein Frauenspiel live im Stadion gesehen. Ich gehe aber überhaupt selten zu Spielen, bin froh, wenn ich die Zeit neben unseren eigenen und dem Training mal mit etwas anderem als Fußball verbringen kann.

Kulig: Das kann ich verstehen. Auch wenn wir wirklich einen guten Ball spielen. Der Frauenfußball hat sich enorm weiterentwickelt. Es ist mittlerweile so, dass man als aktive Spielerin durchaus von dem Sport leben kann. Natürlich kann man nicht wie die Männer Millionen anhäufen, muss sich nebenbei ein zweites Standbein aufbauen.

Abendblatt: Sind Sie neidisch, wenn Sie hören, welche Summen da im Spiel sind?

Kulig: Schon. Auf der anderen Seite ist der Unterschied natürlich verständlich, weil die Männer noch immer viel populärer sind als wir.

Abendblatt: Haben Sie schon mal gegen Frauen gespielt?

Petric: Als kleiner Junge. An eine kann ich mich sogar noch erinnern. Die war richtig gut. Ich war zwölf oder 13 Jahre alt. Da lässt man sich natürlich nicht gerne von einem Mädchen ausdribbeln.

Abendblatt: Können Sie sich vorstellen, dass Ihre Tochter später auch eine Fußballerin wird?

Petric: Warum nicht? Sie wird über ihren Vater ja in den Fußball hineinwachsen.

Abendblatt: Sie haben da also keine Vorurteile?

Petric: Sie soll das machen, was ihr Spaß macht. Ich könnte ihr als Papa dann sogar Tipps geben.

Abendblatt: Es heißt ja immer, dass im Frauenfußball der Anteil an Homosexuellen besonders groß sei. Anders als in den Männerkabinen scheint das aber kein Problem zu sein?

Petric: Ich glaube, dass das damit zu tun hat, dass der Frauenfußball eben nicht so in der Öffentlichkeit steht. Wäre da die gleiche Medien- und Sponsorenpräsenz wie bei uns, wäre das vielleicht auch ein größeres Thema.

Abendblatt: Wird bei den Frauen offen über die sexuelle Orientierung gesprochen?

Kulig: Man hat einfach kein Problem damit. Es geht um Fußball. Wir wollen ja sonst auch keine Vorurteile gegenüber unseren Mitspielerinnen haben.

Abendblatt: Fragen Sie sich umgekehrt, warum Homosexualität im Männerfußball ein Tabu ist?

Kulig: Eigentlich habe ich mich damit noch nicht wirklich beschäftigt.

Petric: Bei uns kommt die Frage immer wieder mal auf, wenn etwas darüber in der Zeitung steht. Wie die einzelnen Leute damit umgehen, hängt dann vom Charakter und der Einstellung des Einzelnen ab. Ich selbst sage immer: leben und leben lassen. Solange ich meine Ruhe habe, ist es mir egal, welche Beziehungen andere Menschen pflegen.

Kulig: Die meisten Leute haben mit zwei Frauen auch weniger ein Problem als mit zwei Männern. Das ist einfach so.

Abendblatt: Was würden Sie denn gerne von den Männern übernehmen - fußballerisch natürlich?

Kulig: Die Euphorie und die Zuschauerzahlen. Es macht einfach Spaß, vor so vielen Leuten zu spielen. Ich habe bei der U-20-WM in Chile erstmals das Gefühl erlebt, vor 18 000 Menschen aufzulaufen. Zu unseren HSV-Heimspielen kommen gerade mal 100.

Abendblatt: Haben Sie vor großen Kulissen noch Lampenfieber?

Kulig: Man freut sich. Es ist natürlich und auch gut, wenn man ein bisschen aufgeregt ist.

Petric: Die Aufregung muss man sich auch bewahren. Wenn man keinen Spaß mehr daran hat, vor so vielen Leuten zu spielen, sollte man aufhören. Normal ist, dass man sich darauf freut und dann ganz automatisch ein wenig aufgeregt ist.

Abendblatt: Auf der Tribüne fiebern dann auch die Spielerfrauen mit. Täuscht der Eindruck, dass sich viele von ihnen ähneln?

Petric: Durch den Bekanntheitsgrad, den man als Sportprofi hat, kommt man immer leichter an einen bestimmten Typ Frau. Das sind meistens solche, die selbst in der Öffentlichkeit stehen oder stehen wollen, zum Beispiel modeln oder so. Viele Beziehungen dieser Art sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Es gibt aber auch Leute bei uns, die andere Prioritäten setzen.

Abendblatt: Welche?

Petric: Mir war wichtig, dass sie eine gute Frau und Mutter ist. Eine, bei der die Familie an eins steht und nicht Schuhe, Taschen und Klamotten. Eine, die mit mir auf einer Wellenlänge liegt, selbstständig ist und eine eigene Meinung hat. Keine, die statt sich zu Hause ums Kind zu kümmern, wenn ich nicht da bin, lieber in Klatschzeitschriften blättert.

Abendblatt: Können Sie mit diesem Frauenbild leben?

Kulig: Auf jeden Fall.

Abendblatt: Gibt es denn auch so etwas wie den typischen Spielerinnen-Mann?

Kulig: Das glaube ich nicht. Bei uns gibt es ja auch keine Groupies oder so etwas.

Petric: Das wäre völlig anders, wenn zum Beispiel die "Bravo Sport" in einigen Ausgaben mal nur über die HSV-Frauen berichten würde. Dann würden die Kinder und Jugendlichkeiten da auch Schlange stehen.

Abendblatt: Man nennt Sie am Ball einen Magier. Nehmen wir mal an, Sie hätten keine Ehefrau und Tochter: Wie würden Sie Kim Kulig verzaubern?

Petric: Ich bin nicht der Typ, der jede Frau sofort angesprochen hat. Ich müsste Sie genauer beobachten, vielleicht wenn sie mit Freundinnen unterwegs ist. Dann würde mir sicher was einfallen ...

Kulig: Das müsste ihm auch. Ich bin nämlich eher schüchtern und zurückhaltend - zumindest, wenn ich mit Leuten zu tun habe, die ich nicht wirklich kenne, und nicht weiß, wie die so drauf sind.

Abendblatt: Schminken Sie sich vor Spielen?

Kulig: Ich gehe eigentlich nie ungeschminkt aus dem Haus, also auch nicht an Spieltagen.

Petric: Zum Glück muss ich mir darüber keine Gedanken machen.

Abendblatt: Aber eitel sind Sie trotzdem.

Petric: Ja, schon. Wenn ich manchmal Fotos sehe, auf denen ich komische Grimassen schneide, denke ich auch, dass das jetzt nicht hätte sein müssen.

Abendblatt: Wenn Sie ein Tor geschossen haben, zelebrieren Sie das mit einem besonderen Jubel, bei dem Sie pantomimisch einen Amorpfeil abschießen. Nimmt es Überhand, dass jeder nach einem Treffer seine Show abzieht?

Petric: Fußball ist neben dem Sport auch Unterhaltung, und da bietet man den Leuten auch was. Ich glaube, dass die meisten Zuschauer Spaß daran haben. Es ist doch auch schön, dass man seine Emotionen ausleben kann.

Kulig: Bei der WM haben wir uns auch was ausgedacht, sonst habe ich keinen besonderen Jubel. Bei den HSV-Spielen ist ja kaum jemand da, da braucht man auch keine große Show zu machen.

Abendblatt: Wird der Vergleich mit den Männern immer ein Problem des Frauenfußballs bleiben?

Kulig: Wahrscheinlich schon, auch wenn das vielleicht ungerecht ist. Frauenfußball ist aufgrund der Athletik langsamer, einfach anders. Aber am Ende geht es für Mladen und mich dann doch um das Gleiche: Toreschießen.