Warschau. Beim Trainingsspiel fünf gegen zwei bekommt Alan Dsagojew das Grinsen gar nicht mehr aus seinem Gesicht. Vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Polen ist Spaß Trumpf bei dem 21 Jahre alten Russen mit dem Lausbubengesicht. Die Galavorstellung im EM-Auftaktspiel gegen Tschechien kam für den Offensivmann zur rechten Zeit. Hinter ihm liegen eine Saison mit Höhen und Tiefen, ein Zerwürfnis mit dem Vereinstrainer und eine Verletzung, die ihn fast die EM-Teilnahme und den Stammplatz im Team von Trainer Dick Advocaat gekostet hätte.

Dsagojew gilt als Anwärter auf eine ähnlich erfolgreiche Karriere wie die seines Pendants auf der linken Flügelseite - Andrei Arschawin. Dribbelstark, schnell und spielintelligent. Wäre da nicht dieses Problem mit der Unbeständigkeit und sein teils loses Mundwerk, das ihm nach dem russischen Pokalfinale die zwischenzeitliche Verbannung aus der ersten Mannschaft seines Vereins ZSKA Moskau eingebracht hatte.

Er galt als überheblich und undiszipliniert. Wohl auch eine Art Schutzhaltung, waren die Erwartungen in ihn doch noch ein weiteres Stück größer als noch zehn Jahre zuvor bei Arschawin.

Advocaat setzte weiter auf Dsagojew, als der im März dieses Jahres eine Fußverletzung erlitten hatte. Erst kurz vor der EM kehrte er ins Team zurück, absolvierte ein Testspiel und entschied den Zweikampf auf der rechten Seite mit Marat Ismailow für sich. Dsagojew übt sich mittlerweile in Zurückhaltung. Trotz der starken Leistung mit zwei Toren gegen die Tschechen. Seine Kommentare fielen nüchtern aus: "Ich hatte viel Glück bei meinen Toren, man sollte meine Leistung nicht überbewerten." Die sonstige Überheblichkeit hat sich in selbstbewussten Optimismus gewandelt: "Ich sage, dass das der erste Schritt war. Der erste Schritt von fünf oder sechs, wenn man das Finale mitzählt," sagte er. Gegen Polen am Dienstag steht in Warschau die Fortsetzung dieses Weges an.