Krakau. Dass der Platzwart im Trainingslager keinen Elfmeterpunkt markierte, lässt die beim Strafstoß traditionell nervenschwachen Engländer kalt. Viel wichtiger ist für Teammanager Roy Hodgson vor dem heutigen Auftaktspiel gegen Frankreich die Frage, wer den für die ersten beiden Gruppenspiele gesperrten Torjäger Wayne Rooney ersetzt. "Wir werden eine Lösung finden, wir haben genügend Qualität", versprach Hodgson. Doch daran bestehen Zweifel: Ohne den bulligen und ballsicheren Stürmer von Manchester United war das ohnehin wenig inspirierende Offensivspiel in der Vergangenheit stets noch langsamer und für den Gegner einfacher zu durchschauen.

Noch immer könnte sich Rooney selbst ohrfeigen, dass er im unbedeutenden EM-Qualifikationsspiel in Montenegro nach einem üblen Tritt die Rote Karte gesehen hatte. "Das ist der Preis, den ich für meinen Fehler zahlen muss. Ich hoffe aber, dass ich in ein Gewinnerteam zurückkehre", sagte er. Zum Auftakt wird wahrscheinlich sein Klubkollege Ashley Young vom linken Flügel in den Sturm wechseln, um dort Rooney als zentrale Figur im Offensivspiel zu ersetzen. Dass der nicht gerade für seine Durchsetzungskraft bekannte ManU-Profi das gleichwertig schaffen kann, bezweifeln viele Experten, doch Hodgson ist sich sicher: "Genau wie bei Wayne glauben wir, dass Ashley Fähigkeiten hat, dort zu spielen und dem Gegner wehzutun."

Ein Sieg über Frankreich könnte auch die Diskussionen um den ausgebooteten Rio Ferdinand beruhigen. Derzeit vergeht kein Tag, an dem der 33-Jährige von Manchester United im Streit mit Hodgson nicht nachlegt. Hodgson wird vorgeworfen, Ferdinand nicht nominiert zu haben, weil dessen Bruder Anton von John Terry rassistisch beleidigt worden sein soll - und Hodgson auf den als Kapitän abgesetzten Routinier nicht verzichten wollte. "Ich glaube, dass viele Menschen lieber England spielen sehen wollen, anstatt ständig darüber zu diskutieren, wer nominiert wurde", sagte Hodgson.