Deutsche Torhüter zwischen Genie und Wahnsinn

Sie sind "Überirdische" wie Oliver Kahn, "Götter" wie Toni Turek oder "positiv Verrückte" wie Toni Schumacher: die letzten Männer auf dem Fußballfeld, die Torhüter, die über Sieg oder Niederlage entscheiden können. Eine Auswahl deutscher Torwart-Legenden.

Toni Turek (1919-1984) verdankt seinen Ruf 80 starken Minuten - im WM-Finale 1954. In 19 weiteren Länderspielen spielte der gelernte Bäcker aus Duisburg nie mehr so überragend. Bundestrainer Sepp Herberger nannte ihn einen "leichtsinnigen Bruder", dem die "Lust zur Schau" im Blute lag. Aber nur auf dem Platz. Privat lebte er still und zurückgezogen.

Der erfolgreichste deutsche Torwart, der alle Titel gewann, die es im Fußball zu gewinnen gab, war der Bayer Sepp Maier (66), unter anderem Weltmeister 1974. Der "Gaudibursch im Tor", wie er sich selbst nannte, war keinem Spaß abgeneigt und hechtete, wenn ihm langweilig war, schon mal nach einer Ente. Trotzdem nannte er seine Biografie "Ich bin doch kein Tor".

Weltmeister war er nie, dafür Fußballer des Jahres und ein Mann, der zwischen den Pfosten keine Kompromisse machte. Doch der Kölner Schlussmann Harald "Toni" Schumacher (56) stand Größerem zweimal selbst im Wege: 1982, als er den Franzosen Patrick Battiston im WM-Halbfinale brutal foulte. Und 1987, als sein Enthüllungsbuch "Anpfiff" für ihn zum Abpfiff wurde. Sein Rezept: "Unbändiger Ehrgeiz und wahnsinnig viel Arbeit."

Der letzte deutsche Torwart, der sich mit dem Weltmeistertitel schmücken konnte, war 1990 Bodo Illgner (43). Der 2,3-Abiturient galt während seiner gesamten Karriere beim 1. FC Köln, Real Madrid und in der Nationalelf als "Sonderling", der seiner Arbeit professionell, aber nicht leidenschaftlich nachging. Seine Karriere begann erst, als Toni Schumacher in Köln entlassen wurde.

Der letzte "Titan" im deutschen Tor war der vom Ehrgeiz zerfressene Sohn eines früheren Junioren-Nationalspielers: Oliver Kahn (40). Er sagte: "Ich wollte kein guter, ich wollte ein Super-Torwart sein." Vizeweltmeister Kahn, Stammgast in den People-Magazinen, zeigte 2006 Größe, als er seine Ablösung durch Jens Lehmann ohne Murren ertrug.