Hamburg. Der Trainer der Hamburg Freezers kritisiert die Leistungen seiner Keeper. Im Sommer könnte auf der Position nun ein Neustart erfolgen.

Serge Aubin ist ein Trainer, der in der Regel seine Spieler schützt und mit öffentlicher Kritik sehr sparsam umgeht. Umso erstaunlicher waren die Worte, die der Übungsleiter der Hamburg Freezers nach dem 3:6 bei den Iserlohn Roosters wählte. „Unsere Torhüterleistung war nicht gut“, sagte der 40-Jährige. Wer dachte, diese Aussage sei aus der Emotion heraus gefallen, irrte. Am Montag legte der Frankokanadier vor dem Spiel beim EHC Red Bull München (19.30 Uhr) nach. „Ich erwarte, dass der Torhüter, der spielt, seiner Rolle als Nummer eins gerecht wird und das Team trägt. Man braucht Top-Leistungen im Tor, wenn man Spiele gewinnen will. Da hatten wir zuletzt Steigerungspotenzial“, sagte Aubin.

Bisher dachte man bei Problemen im Tor eher an Luxusprobleme. Auf dem Papier haben die Hamburger mit Sébastien Caron, Dimitrij Kotschnew und Cal Heeter sowie Nachwuchshoffnung Maximilian Franzreb gleich vier Torhüter im Kader, um die sie von vielen Clubs beneidet wurden. Ein echter Rückhalt war in dieser Saison jedoch keiner des Quartetts. Die „Big Saves“, also die wichtigen Paraden zu wichtigen Zeitpunkten in Spielen, fehlen Woche für Woche. Zudem kassieren die Freezers zu häufig Gegentore, die ein Torwart in Normalform halten würde. „Der Trainer hat recht. Gegen Iserlohn waren wir Keeper sicher nicht gut“, gestand Caron.

Der 35-Jährige ist von den Fähigkeiten her der stärkste Freezers-Torhüter, allerdings sucht er nach einem schweren Bandscheibenvorfall nach seiner Form: „Ich habe drei Monate kein Spiel gemacht. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich würde natürlich gerne häufiger spielen, aber das ist nicht meine Entscheidung.“

Für Kotschnew kommt München noch zu früh

Spielen könnte in Kürze auch wieder Kotschnew, der seine Adduktorenprobleme überwunden hat und voll mit dem Team trainiert. Das Spiel in München kommt für den 34-Jährigen allerdings zu früh, sodass Heeter erneut das Tor hüten wird. Die Rolle des Hoffnungsträgers ist jedoch zu groß für den US-Amerikaner. Seit seiner Verpflichtung im Oktober konnte Heeter nicht beweisen, dass er eine Verstärkung ist. Ohnehin war der 27-Jährige nicht die Wunschlösung von Sportchef Stéphane Richer. Nach Abendblatt-Informationen haben sich die Hamburger intensiv um Tyler Beskorowany bemüht. Doch der 25-Jährige war damals nicht bereit, Nordamerika zu verlassen, weil er hoffte, bei den Arizona Coyotes zu NHL-Einsätzen zu kommen. Vor vier Wochen wechselte der Ex-Düsseldorfer zu den Nürnberg Ice Tigers.

Heeter selbst lässt die Trainerkritik im Übrigen kalt. Er gibt sich gewohnt selbstbewusst, mit einem leichten Hang zur Arroganz. „Meine Leistungen sind gut“, antwortete Heeter schmallippig auf die Frage, wie er seine Vorstellungen seit seinem Wechsel aus Zagreb bewertet. Eine interessante Selbsteinschätzung, schaut man sich Heeters Zahlen an. Mit 89,9 Prozent abgewehrten Schüssen und 2,96 Gegentoren pro Spiel ist Heeter im Ligavergleich biederer Durchschnitt.

Da überrascht es nicht, dass die Freezers überlegen, sich im Sommer auf der Torwartposition neu aufzustellen. Die Verträge von Caron und Heeter laufen aus, eine Verlängerung scheint derzeit keine Option zu sein. Auch die Zukunft von Kotschnew ist trotz eines bis 2017 gültigen Arbeitspapiers ungewiss. Die sich häufenden Adduktorenprobleme bereiten den Verantwortlichen Sorgen. So könnte es passieren, dass es zur Saison 2016/17 einen Neustart zwischen den Pfosten gibt.