Hamburg. Nach 20 Monaten sind die Stürmer Garrett Festerling, Jerome Flaake und David Wolf bei den Hamburg Freezers wieder vereint.

Das Training am Donnerstag war längst beendet, da absolvierten Garrett Festerling, Jerome Flaake und David Wolf ihre ganz eigene Einheit. Es wurde gezaubert, geflachst und sich intensiv ausgetauscht. Wenn es noch eines Beispiels bedurft hätte, wie gut sich die drei Stürmer der Hamburg Freezers, die an diesem Freitag (19.30 Uhr) bei den Schwenninger Wild Wings antreten, verstehen, lieferte ihn das Trio, das dafür sorgen soll, dass die Hamburger ihre Offensivschwäche beheben. Mit lediglich 63 Treffern in 25 Spielen stellen die Freezers den drittschwächsten Angriff der Liga.

Festerling, Flaake und Wolf sind es gewohnt, die Rolle der Hoffnungsträger innezuhaben. 2011 probierte der damalige Trainer Benoît Laporte in der Saisonvorbereitung die Sturmformation aus und traf damit die wohl beste Entscheidung seiner Amtszeit. Quasi über Nacht wurden Festerling, Flaake und Wolf nicht nur die beste deutsche Reihe der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), sie wurden zum Aushängeschild der Freezers. Festerling, Flaake und Wolf standen für Spektakel und Spielfreude. „Wir wissen, dass wir die Messlatte über drei Jahre ziemlich hochgelegt haben und die Erwartungen an uns drei jetzt immens hoch sind. Ich bin mir aber sicher, dass wir dieses Level wieder erreichen werden. Das muss unser Anspruch sein. Wir wollen wieder dominieren“, sagte Festerling.

Festerling: „Es war wie verhext“

2014 wurde das Trio nach drei Jahren gesprengt, als David Wolf zu den Calgary Flames in die nordamerikanische Profiliga NHL wechselte. Im Juli kehrte der 26-Jährige nach Hamburg zurück, dennoch musste die Vereinigung der drei Kumpels warten. Zu Saisonbeginn fehlte Wolf aufgrund einer Sperre aus den Play-offs 2014, und dann fiel zu allem Überfluss auch noch Festerling mit einer Schambeinentzündung und einer Leistenoperation aus.

So konnten Festerling, Flaake und Wolf am vergangenen Sonntag beim 1:2 gegen Wolfsburg erstmals seit dem Aus im Play-off-Halbfinale gegen den ERC Ingolstadt im April 2014 gemeinsam in einem Pflichtspiel auf das Eis. „Wir hätten wirklich nicht gedacht, dass es bis Dezember dauert, bis wir endlich wieder zusammen auf Torejagd gehen können. Es war wie verhext. Aber vielleicht kommt unsere Wiedervereinigung in der DEL zur rechten Zeit. Es wird Zeit, dass wir in die Gänge kommen“, sagte Garrett Festerling, der als Center das Herzstück und Katalysator dieser Angriffsreihe ist.

Und eben jene Rolle soll der 29-Jährige wieder ausfüllen und so seinen Kumpels Flaake und Wolf helfen, aus ihrer Torkrise herauszukommen. Der Deutschkanadier ist einer der besten Zwei-Wege-Mittelstürmer der Liga. Sowohl in der Offensive als auch in der Rückwärtsbewegung ist „Festi“ verlässlich. Ein Spieler wie er, der sich auch für die Drecksarbeit nicht zu schade ist, fehlte den Hamburgern zuletzt im Angriff. „Garrett ist ein Arbeitstier, das aber auch hoch anspruchsvolle Spielzüge kreieren kann. Zudem ist einer unserer besten Bullyspieler. Und wenn man das Anspiel gewinnt, kann man agieren. Festerling ist einer unserer Schlüsselfiguren“, sagt Trainer Aubin.

Aubin suchte vergeblich Ersatz

In Abwesenheit von Festerling versuchte Aubin, den perfekten Ersatz für den Deutschkanadier zu finden. Doch weder Julian Jakobsen, dem das spielerische Element fehlt, noch Marty Sertich, der bei Fünf-gegen-fünf-Situationen kaum einen Zweikampf gewinnt, ist es gelungen, Festerling adäquat zu ersetzen. „Man kann Jakobsen und Sertich nicht mit Garrett vergleichen. Festi ist der perfekte Spielertyp für Jerome und mich. Er ist schnell, schafft Räume und liest das Spiel super. Er ist der Kopf der Reihe und sehr wichtig für uns“, sagte Wolf, der bisher nur einen Treffer erzielen konnte.

Während Wolf zumindest als harter Arbeiter im Unterzahlspiel und als Führungsspieler in der Kabine wertvoll für die Freezers ist, gibt die Person Flaake Rätsel auf. Zwar konnte der Torjäger bisher neun Treffer erzielen, eine gute Saison spielt er jedoch dennoch nicht. Mit seiner lässigen Spielweise und mangelhafter Defensivarbeit zog er sich im Laufe der Saison mehrmals den Ärger von Trainer Serge Aubin zu. Ohnehin wirkt es seit geraumer Zeit so, als würde der Nationalstürmer viel Energie in Dinge stecken, die nicht direkt etwas mit Eishockey zu tun haben. Spötter meinen inzwischen, er knipst häufiger Bilder bei Instagram als Tore auf dem Eis. Flaake inszeniert sich gerne in den sozialen Netzwerken, posiert in Designerklamotten und modelt hin und wieder für den Szeneladen „Ebb und Flow“ von Ex-St.-Pauli-Profi Marius Ebbers. Flaake versucht, sich über den Sport hinaus als Marke zu etablieren. Der 25-Jährige ist seit Sommer dabei, sich als Modedesigner ein zweites Standbein zu schaffen. Gegen all das ist nichts einzuwenden, wenn die Leistung auf dem Eis stimmt. Flaake wartet jedoch jetzt schon seit acht Spielen auf einen Treffer.

Reden soll Flaake über all dies nicht. Der Club hat ihm einen Maulkorb auferlegt. Der hochveranlagte Offensivspieler soll sich auf Eishockey konzentrieren. Hilfestellung liefern seine Kumpels Festerling und Wolf. „Wir wissen, wie wir einander in gewissen Situationen anzusprechen haben, ob einer von uns Zuspruch oder einen Tritt in den Hintern braucht. Es herrscht große Ehrlichkeit zwischen uns. Das zeichnet uns auf dem Eis und abseits davon aus“, sagte Festerling.