Trotz ihrer langen Ausfallliste gehen Hamburgs Eishockeyprofis optimistisch in den Hauptrunden-Endspurt. An diesem Dienstag muss gegen Straubing gewonnen werden

Hamburg. Jetzt hat es auch noch den Trainer erwischt. Serge Aubin kämpft mit den Begleiterscheinungen einer Grippe, am Mobiltelefon klang der Frankokanadier, als würde er in einen Blecheimer reden. Doch während die Eishockeyprofis der Hamburg Freezers nach dem strapaziösen Sonntag mit der 2:3-Niederlage nach Verlängerung bei den Krefeld Pinguinen und anschließender Busrückreise einen freien Tag verordnet bekommen hatten, saß Aubin in seinem Trainerbüro und bereitete sich auf die nächste Aufgabe vor.

An diesem Dienstag (19.30 Uhr, O2 World) sind die Straubing Tigers zu Gast, und auch wenn sich der malade Chefcoach und seine durch die lange Ausfallliste arg gebeutelten Spieler vielleicht lieber auf die heimische Couch legen würden, müssen sie ihre letzten Reserven mobilisieren. Im Hauptrunden-Endspurt, der bei noch fünf ausstehenden Spielen begonnen hat, geht es für die „Eisschränke“ darum, den vierten Tabellenrang zu verteidigen, den sie derzeit innehaben. Dieser würde im Play-off-Viertelfinale (Start 11. März) Heimrecht im möglicherweise entscheidenden siebten Spiel garantieren.

Zumindest aber wollen die Freezers den Umweg über die Pre-Play-offs vermeiden, in denen vom 4. März an die Teams auf den Tabellenplätzen sieben bis zehn die zwei letzten Viertelfinaltickets ausspielen. Dafür ist Rang sechs nötig, den man mit Heimsiegen gegen den Vorletzten Straubing und den Letzten aus Schwenningen (So., 14.30 Uhr) sichern könnte. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen“, sagt Kapitän Christoph Schubert, „aber die Priorität liegt auf den Heimspielen, damit wir unser erstes Ziel, die Top sechs, erreichen.“

Nun war es in dieser Saison schon mehrfach der Fall, dass Aubins Auswahl in Spielen gegen die Kellerkinder der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht ihr volles Leistungsvermögen abrufen konnte. „Beim 3:6 in Straubing und beim 4:5 im ersten Heimspiel gegen die Tigers haben wir uns zweimal ins eigene Fleisch geschnitten, weil wir sie nicht komplett ernst genommen haben. Aber ich bin absolut sicher, dass uns das nicht noch einmal passiert“, sagt Aubin. Die Partie in Krefeld, als man nach 0:2-Rückstand immerhin noch einen Punkt sichern konnte, habe ihm eindrucksvoll gezeigt, dass die Mannschaft gelernt habe, sich auf die personelle Lage einzustellen. „Wir spielen nicht mehr so kraftraubend, sondern warten den richtigen Zeitpunkt ab, um zu attackieren. Wenn dann noch Disziplin und Konzentration stimmen, können wir 60 Minuten auf Topniveau spielen, auch wenn uns sieben Spieler fehlen“, sagt Aubin.

Gegen Straubing werden die verletzten Angreifer Jerome Flaake, Garrett Festerling, Nico Krämmer und Patrick Pohl sowie die gesperrten Verteidiger Mathieu Roy und Duvie Westcott ebenso ausfallen wie Torhüter Dimitrij Kotschnew, der aufgrund eines Muskelbündelrisses im Adduktorenbereich bis zu acht Wochen pausieren muss. Zudem bangen die Freezers um den Einsatz von Bretton Stamler. Der Abwehrspieler leidet an einer Gesäßmuskelverletzung.

Kapitän Schubert lässt sich von der Aussicht auf eine weitere Woche harter Arbeit – zwischen Straubing und Schwenningen geht es am Freitag zu den Kölner Haien – die Laune nicht verhageln. „Wir haben in dieser Saison ja noch kein Spiel mit komplettem Kader bestritten. Dimi ist unser 19. langfristiger Ausfall, aber selbst wenn wir nur noch zu acht wären, würden wir nicht jammern“, sagt er. „Wir haben einen Zusammenhalt entwickelt, der uns noch sehr weit tragen kann.“ Aubin sieht das ähnlich. „Das Team hat jetzt diesen Spirit, dass es an die eigene Stärke glaubt, egal, was sich uns in den Weg stellt. Wir werden niemals aufgeben“, sagt er. Dass der Coach trotz seiner Grippe an der Bande stehen wird, versteht sich von selbst.