Die Hamburger springen durch das 4:3 gegen Iserlohn auf Platz drei der Deutschen Eishockey-Liga. Am Ende wurde es erneut unnötig spannend

Hamburg. Die Augen von Norma Festerling strahlten vor Freude, als sie am späten Freitagnachmittag ihre Augen auf die Eisfläche der O2 World richtete. Die 85-Jährige ist extra aus Kanada angereist, um zum ersten Mal seit zehn Jahren Weihnachten mit ihren Enkeln Garrett und Brett sowie deren Eltern Karen und Brian zu feiern. Die beiden Profis der Hamburg Freezers sorgten dafür, dass ihre Großmutter einen unvergesslichen zweiten Weihnachtstag hatte. Der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga beschenkte Oma Norma und den Rest der mit 12.690 Zuschauern erstmals in dieser Saison nahezu ausverkauften Arena mit einem 4:3 (2:0, 1:1, 1:2)-Sieg gegen die Iserlohn Roosters. Es war für die Hamburger bereits der vierte Sieg in Folge.

„Das war ein spezielles Spiel für mich. Es war vielleicht das letzte Mal, dass sie gesundheitlich so eine weite Reise machen kann. Wir haben so lange kein Weihnachten zusammen gefeiert. Mir kommen gleich die Tränen“, sagte ein sichtbar glücklicher Garrett Festerling nach der Partie. Da schmerzte auch der Hüftbeuger, der ihm Probleme bereitete und dafür sorgte, dass er zum Ende des Spiels kaum noch spielte, kaum noch. Es war in der Tat eine besondere Atmosphäre spürbar. Aus den Boxen schallten den ganzen Nachmittag Weihnachtslieder, auf dem Videowürfel liefen lustige Kurzfilme, und die Freezers organisierten für die Familien und Kinder der Spieler eine Weihnachtsparty in einer Loge, stilecht mit Weihnachtsmann und Geschenken.

Und auch die Anhänger zeigten, dass sie in bester Festtagsstimmung waren. Im Fanblock gab es bei der Einlaufshow eine große Choreografie mit einem illuminierten Christbaum, blau-weißen Sternen und „Merry X-Mas“ in leuchtenden Buchstaben. Tosenden Applaus gab es, als Publikumsliebling David Wolf, der aktuell in der American Hockey-League bei den Adirondack Flames unter Vertrag steht, via Videobotschaft den Freezers Weihnachtsgrüße ausrichtete.

Von der Gänsehautstimmung beflügelt, lieferten die Freezers, die in eigens von den Fans designten Weihnachtstrikots aufliefen, ein Spektakel ab. Bereits nach 37 Sekunden traf Topscorer Kevin Clark nur den Pfosten. Es war der Auftakt einer Offensivshow. Die Gastgeber überrollten die Sauerländer vor allem im ersten Drittel, erspielten sich Chance um Chance. Morten Madsen war es letztlich in Überzahl vorbehalten, das erste Geschenk in Form der Führung auszupacken. Da sich die defensiv anfälligen Iserlohner aber keinesfalls ihrem Schicksal ergaben, entwickelte sich ein abwechslungsreiches und attraktives Spiel, in dem die Freezers keine Zweifel daran lassen wollten, wer der Herr im Haus ist. Nationalspieler Thomas Oppenheimer krönte seine starke Leistung mit einem frechen Tunnel gegen Gästekeeper Daniar Dshunussow.

Trainer Serge Aubin, der erstmals mit einer Krawatte hinter der Bande stand, gefiel, was ihm seine Profis über weite Strecken boten. Lediglich der latente Hang zur Sorglosigkeit in der Defensive dürfte dem 39-Jährigen ebenso missfallen haben, wie die phasenweise indiskutable Leistung des Schiedsrichtergespanns um Roland Aumüller, der wie so oft keine Linie in der Zweikampfbewertung erkennen ließ.

Da die Freezers aber mit Dimitrij Kotschnew einen herausragend parierenden Schlussmann zwischen den Pfosten hatten und das zuletzt wechselhafte Unterzahlspiel perfekt funktionierte, blieben die fragwürdigen Strafzeiten ohne unmittelbare Konsequenzen. Das häufige Penaltykilling im Mittelabschnitt kostete jedoch viel Kraft, sodass die Sauerländer zunehmend besser ins Spiel kamen.

Von dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer ließen sich die Hamburger aber nicht beirren. Der überragende Oppenheimer verwandelte erneut einen Traumpass von Verteidiger Bretton Stamler zum 3:1. Bei aller Aufregung wurde es in der zweiten Drittelpause noch mal besinnlich. Die Fans konnten in der Arena „Tröster-Teddys“ kaufen, die als Trostspender für traumatisierte Kinder bei Unfällen oder Bränden dienen. Knapp 1000 Stofftiere flogen beim aus den USA bekannten „Teddybear-Toss“ auf das Eis.

Ähnlich emotional ging es auch im Schlussdrittel zu. Nachdem Jerome Flaake mit einem Kunstschuss fast von der Grundlinie scheinbar die Entscheidung herbeiführte, sorgten Aussetzer in der Defensive dafür, dass die Fans am Ende noch einen Weihnachtskrimi zu sehen bekamen.

Bereits beim 4:3-Sieg am Dienstag in Augsburg machten es die Hamburger am Ende unnötig spannend. „Wir müssen lernen, den Sack zuzumachen. Man sollte als Freezers-Fan nie die Arena zu früh verlassen“, scherzte Festerling, der anschließend im VIP-Bereich der O2 World seine Großmutter in die Arme schließen konnte. Es sollte der Abschluss eines besonderen Tages für die Familie Festerling sein.

Tore: 1:0 (5:21) Madsen (Dupuis) 5-3, 2:0 (12:34) Oppenheimer (Stamler), 2:1 (32:01) Wruck (Lavallée, York), 3:1 (35:51) Oppenheimer (Stamler, Clark), 4:1 (46:07) Flaake (Clark, Festerling( 5-4, 4:2 (52:28) Orendorz (Wruck, York), 4:3 (57:26) Wruck (Liwing). Strafminuten: 10/6. Schiedsrichter: Aumüller/Krawinkel (Planegg-Würmtal/Moers). Z: 12.690.