Ein Kommentar von Björn Jensen

Ein gewisser Zweifel ist immer erlaubt, wenn ein Co-Trainer zum Chefcoach befördert wird. Warum, so kann man sich fragen, sollte der bisherige Assistent als Hauptverantwortlicher plötzlich das Erfolgsrezept haben, das er während der Krise, die zur Entlassung seines Vorgesetzten führte, noch nicht kannte? Und wenn er es kannte und trotzdem nicht verriet oder umzusetzen versuchte, was würde das dann über seine Teamfähigkeit und seinen Charakter sagen?

Serge Aubin, der am Donnerstag als Nachfolger von Benoît Laporte zum Cheftrainer des Eishockeyteams der Hamburg Freezers befördert wurde, muss mit diesen Zweifeln nicht nur leben. Er muss sie mit überzeugender Arbeit ausräumen. Dass er das Zeug dazu hat, hat der 39-Jährige in den vergangenen Monaten bewiesen. Aubin, der als Profi seine tadellose Einstellung zum Leistungssport im Allgemeinen und zum Teamgedanken im Besonderen vorgelebt hat, hat seine eigenen Ideen einbringen können. Es war beispielsweise sein Einfall, die Trainerbank per Funk mit einem Beobachter in einer Loge zu verbinden, um einen zusätzlichen Blick auf das Spielgeschehen zu gewinnen.

Fachlich und menschlich ist Aubin ein Gewinn für jedes Eishockeyteam. Der wichtigste Schritt, der dem Frankokanadier gelingen muss, ist der vom Kummerkasten und Spielerversteher zum respektierten, aber distanzierten Übungsleiter, der dennoch das Verhältnis zum Team fruchtbarer gestaltet, als es Laporte zuletzt gelang. Vereinsführung und Spieler sind jetzt in der Pflicht, ihm dabei zu helfen.