Der sportliche Erfolg des Hamburger Eishockeyteams, das als Hauptrundenmeister am Sonntag ins Play-off-Viertelfinale startet, hilft in Verhandlungen mit potenziellen Partnern.

Hamburg. Thorben Jeß wusste, dass er hohes Risiko gehen musste. Vor der laufenden Saison hatte der Sponsoringleiter der Hamburg Freezers in unzähligen Gesprächen mit potenziellen Sponsoren angekündigt, dass eine ganz besondere Spielzeit anstünde; mit einer Mannschaft, die begeistern und einen neuen Eishockeyboom in Hamburg auslösen würde. Wer verkaufen will, der muss werben, doch umso glücklicher ist Jeß nun, dass seine Prophezeiungen sogar noch übertroffen wurden. Als Hauptrundenmeister, der mit 19 Heimsiegen in Folge die Heimsiegserie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) einstellte und zum ersten Mal in der Clubhistorie die 100-Punkte-Marke übertraf, starten die Freezers am Sonntag ins Play-off-Viertelfinale.

„Ich bin wirklich froh, dass es tatsächlich so gekommen ist und wir das Vertrauen, das wir bekommen haben, zurückzahlen können“, sagt Jeß. Interessanter ist jedoch, wie sich der Erfolg für die Hamburger auszahlt – und da gibt es vonseiten der Sponsoren unmissverständliche Signale. „Für uns ist der Idealfall eingetreten, dass wir uns in einer Saison engagiert haben, in der die Freezers in aller Munde sind. Das war ein Traumstart für unsere Zusammenarbeit“, sagt Richard Reindl, Geschäftsführer von Hauptsponsor 5 vor Flug. Der Last-Minute-Spezialist, der für geschätzte 600.000 Euro auf dem Trikot wirbt, war im Sommer eingestiegen – und will sein Engagement unbedingt verlängern. „Wir sind in sehr guten Gesprächen, beide Seiten wollen die Partnerschaft fortsetzen. Für uns sind die Freezers ein Glücksgriff“, sagt Reindl.

Auch Kay Uwe Arnecke ist vom Erfolg der Partnerschaft mit den Freezers restlos begeistert. Der Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg, die als fünfter Premiumpartner neben Alsterradio, Hummel, der Volksbank Hamburg und dem Autohaus C. Thomsen im Sommer neu zugestiegen war, setzt ebenfalls auf eine Fortsetzung des Engagements. „Für uns ist das kein normales Sponsoring, sondern eine sehr kreative Partnerschaft. Wir bekommen auf vielen Kanälen von unseren Kunden die Rückmeldung, dass es sehr gern gesehen wird, dass wir die Freezers unterstützen“, sagt Arnecke.

Unterhalb der Ebenen Hauptsponsor und Premiumpartner haben Jeß und sein Team 18 weitere Partner akquirieren können, darunter Hamburger Unternehmen wie die Block-Gruppe, Lotto Hamburg oder Bijou Brigitte. Dazu kommen die sieben Firmen, die im Zusammenschluss „Nordpool“ Spieler-Partnerschaften übernommen haben. Dennoch ist der sportliche Erfolg kein Freibrief dafür, dass in den kommenden Jahren die Abschlüsse von selbst gelingen. „Ohne Frage hilft es, wenn wir als Hauptrundensieger in Verhandlungen mit bestehenden oder neuen Sponsoren gehen. Es ist aber nicht so, dass uns neue Interessenten die Tür einrennen würden“, sagt Geschäftsführer Uwe Frommhold.

Sollte Ende April der erste Meisterschaftstriumph der Clubgeschichte tatsächlich gelingen, haben die Freezers vorgesorgt. Während die Hannover Scorpions 2010 nach dem überraschenden Titelgewinn in finanzielle Schieflage gerieten, weil sie die Meisterprämien für die Spieler nicht einkalkuliert hatten, hat Frommhold mithilfe von Teameigner Anschutz Entertainment Group entsprechende Rücklagen gebildet. Und auch die Sponsoren, die sich für die Play-offs einige Überraschungen für die Fans ausdenken wollen, haben Ideen, wie sie einen solchen Image-Zugewinn entlohnen wollen. „Sollten die Freezers wirklich Meister werden, würden wir als Reiseunternehmen sicherlich einen schönen Ausflug für das Team organisieren können“, sagt 5-vor-Flug-Mann Reindl.

Was auch immer noch passiert in dieser Saison: Das Risiko, das Thorben Jeß in kommenden Gesprächen gehen muss, ist wesentlich geringer geworden.