Ich denke, ich werde erst zur neuen Saison nicht mehr das Importkontingent belasten“, sagt Mitchell, der zuvor noch seinen kanadischen Pass annullieren lassen muss.

Hamburg. Für Adam Mitchell stellt sich die Frage, in welcher Sprache ein Interview geführt werden soll, nicht mehr. Munter plaudert der kanadische Stürmer der Hamburg Freezers in erstaunlich gutem Deutsch über die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey-Liga, das Heimspiel an diesem Dienstag gegen den EHC Red Bull München (19.30 Uhr, O2 World) und seine persönliche Saison. „Ich bin ja quasi schon Deutscher. Da brauchen wir kein Englisch mehr zu sprechen“, scherzt Mitchell, der neun Jahre hier lebt und sich seit dem vergangenen Jahr um die deutsche Staatsbürgerschaft bemüht.

Alle nötigen Unterlagen liegen inzwischen bei den deutschen Behörden. Jetzt heißt es warten. Den schwierigsten Teil der Einbürgerung hat Mitchell bereits hinter sich: Die mündlichen und schriftlichen Deutschtests hat er bestanden. Im Vorfeld paukte der Eishockeyprofi jeden Tag fleißig 30 Minuten bis eine Stunde. „Ich war vor der schriftlichen Prüfung nervöser als vor jedem Play-off-Spiel“, erinnert sich Mitchell. „Ich wollte in jedem Fall vermeiden, durchzufallen und das Ganze noch mal machen zu müssen.“ Bis zu seiner endgültigen Einbürgerung muss er noch Geduld aufbringen. Die Hoffnung, bereits im Endspurt der regulären Saison als Deutscher auflaufen, wird sich wohl nicht erfüllen. Bis zum 31. Januar müssten die Formalien geklärt sein. „Das wird nichts. Ich denke, ich werde erst zur neuen Saison nicht mehr das Importkontingent belasten“, sagt Mitchell, der zuvor noch seinen kanadischen Pass annullieren lassen muss. Ein langwieriger Prozess, wie sein Teamkollege Frédérik Cabana leidvoll erfahren musste. Mehr als ein halbes Jahr wartete der Frankokanadier auf den nötigen Stempel aus Kanada.

Für Mitchell hätte die neue Staatsbürgerschaft noch einen angenehmen Nebeneffekt. Sobald der neue Pass da ist, könnten die Freezers eine Option nutzen, die den Stürmer für ein weiteres Jahr bindet. „Ich möchte unbedingt bleiben. Es gibt doch Schlimmeres, als beim Tabellenführer zu spielen“, sagt Mitchell, der im Sommer aus Mannheim kam und nach wechselhaftem Start immer wichtiger für das Team wird. Acht Tore und 14 Vorlagen konnte er verbuchen. Trainer Benoît Laporte misst seinen Wert jedoch nicht ausschließlich in Punkten: „Adam spielt konstant. Mal sehr gut, mal gut. Er hat keine großen Ausreißer nach unten. Er ordnet dem mannschaftlichen Erfolg alles unter.“ Beleg ist Mitchells starke Plus-Minus-Statistik von Plus 16, der zweitbeste Wert im Team.

„Wir sind Erster, das zählt. Ich könnte mehr zur Offensive beitragen, aber wenn ich jetzt keinen Punkt mehr mache und wir gewinnen, wäre es okay“, sagt Mitchell, der weiß, wie es ist, deutscher Meister zu werden. 2010 gewann er mit den Hannover Scorpions den Titel. Sein Rezept: „Wir schauen nur von Spiel zu Spiel.“