Mit dem 3:0 gegen die Eisbären Berlin erobern die Hamburg Freezers die DEL-Tabellenführung zurück. Die Schlussphase des Spiels ging im Jubel des Publikums unter.

Hamburg. Natürlich wussten die Spieler der Hamburg Freezers, bei wem sie sich ganz besonders zu bedanken hatten. Und so fuhren sie nach der Schlusssirene allesamt zu Sébastien Caron und beglückwünschten den Torhüter dafür, dass er seine weiße Weste behalten hatte. Die Ovationen der 8362 Besucher in der O2 World, die sie dabei begleiteten, hatten sich die Hamburger redlich verdient. Das 3:0 (0:0, 1:0, 2:0) war der 14. Heimsieg in Folge für die Mannschaft von Cheftrainer Benoît Laporte, die sich nach schwachem Beginn den Erfolg erarbeitet hatte und dank des Kölner Punktverlusts gegen Iserlohn auch die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zurückeroberte.

„Ach ja, der Meister“, so stand es auf einem Plakat, das beim Einlaufen der Teams in der Freezers-Fankurve gezeigt wurde. Bei 20 Punkten Vorsprung, die die Hamburger vor der Partie auf den Titelverteidiger angesammelt hatten, war ein wenig Spott sicherlich erlaubt. Und wer auf die Kaderliste der Gäste blickte, der hätte sich kaum vorstellen können, dass diese den Rückstand auf den Bruderclub – Freezers und Eisbären gehören der Anschutz Entertainment Group – würden verkürzen können. Mit Rob Zepp, Julian Talbot, André Rankel, Mads Christensen, Thomas Supis, Constantin Braun, Jens Baxmann, Florian Busch und Shawn Lalonde fehlten den Berlinern neun prominente Namen, während sich auf dem Eis nur absoluten Fachleuten bekannte Akteure wie Christoph Kabitzky, John Koslowski oder Henry Haase versuchen durften. Die Freezers mussten lediglich auf Frédérik Cabana (Gehirnerschütterung) und Johan Ejdepalm (Bänderriss in der Schulter) verzichten.

Doch als der als „Pingel-Schiedsrichter“ verschriene Roland Aumüller die Partie freigegeben hatte, zeigte sich schnell, dass es ein Fehler gewesen wäre, die Rumpftruppe aus der Hauptstadt zu unterschätzen. Giftig und offensiv stets gefährlich zeigten sich die Eisbären, die vor allem bei doppelter Überzahl in der 15. Spielminute gute Einschussgelegenheiten verpassten, weil entweder ein Hamburger Verteidiger oder der stark aufgelegte Caron im Weg standen. Die Freezers waren zwar über weite Strecken des Auftaktdrittels die optisch überlegene Mannschaft, agierten jedoch zu wenig zielstrebig und starben in Schönheit, anstatt den Puck auch mal humorlos in Richtung des von Sebastian Elwing gehüteten Berliner Tores abzufeuern. Die beste Gelegenheit vergab Topscorer Jerome Flaake nach einer sehenswerten Einzelleistung in der 17. Spielminute.

Gellende Pfiffe gegen die Schiedsrichter

Im zweiten Drittel meinten Aumüller und sein Team, ihrem Ruf Genüge tun zu müssen, und brachten mit teils unverständlichen Strafen Hektik in ein bis dahin eher ruhiges Duell. Innerhalb von acht Minuten saßen vier Hamburger in der Box, doch weil das Unterzahlspiel der Freezers längst zur Spitze der Liga gehört, konnten die Berliner aus ihren Überzahlsituationen kein Kapital schlagen.

Auf der Gegenseite zeigte dann David Wolf bei einem von zwei Hamburger Powerplays, wie man es richtig macht. Einen Abpraller verwertete der Nationalstürmer per Flachschuss ins rechte Toreck zu seinem siebten Saisontor. Die unterm Strich verdiente Führung wurde von den Hamburger Fans mit Schmähgesängen gegen die rund 200 mitgereisten Eisbären-Anhänger gefeiert. Auch die Schiedsrichter mussten sich zur zweiten Pause gellende Pfiffe und Beschimpfungen gefallen lassen.

Der Widerstand der Berliner war gebrochen, als Flaake nach einem überragenden Solo und Thomas Oppenheimer nach perfekter Vorarbeit von Julian Jakobsen per Doppelschlag zu Beginn des Schlussdrittels das 3:0 herausschossen. Die letzten 17 Minuten gingen im Jubel des Publikums unter. Auch wenn sie sich für 23 Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen nichts kaufen können: Genießen dürfen Fans und Team diese temporäre Machtdemonstration schon – bis zum Wochenende, wenn die Gastspiele in Augsburg und Mannheim warten.

Tore: 1:0 (35:08) Wolf (Festerling, Flaake) 5-4, 2:0 (41:33) Flaake (Festerling, Krämmer), 3:0 (42:15) Oppenheimer (Krämmer, Jakobsen). Strafminuten: 12/6. Schiedsrichter: Aumüller/Schukies (Planegg/Herne). Zuschauer: 8362.