Das Freezers-Talent ersetzt Nationaltorwart Dimitrij Kotschnew, der mit Kreuzbandriss sechs Monate fehlt. Heute „Endspiel“ um Platz vier gegen Krefeld.

Hamburg. Der Handvoll Anhänger der Hamburg Freezers bot sich in der Volksbank-Arena am Montag, einen Tag vor dem "Endspiel" um Platz vier gegen die Krefeld Pinguine (19.30 Uhr, O2 World), ein skurriles Bild. Auf dem Eis standen vier statt zwei Tore. Als dann ein Torwartquartett die Spielfläche betrat, hätte man den Eindruck gewinnen können, der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga würde nach der schweren Verletzung von Dimitrij Kotschnew ein Keeper-Casting veranstalten. Neben den Freezers-Youngstern Niklas Treutle, 21, und Justin Schrörs, seit Montag 19 Jahre alt, gastierten Sebastian Staudt und Brett Jaeger vom Kooperationspartner Fishtown Pinguins Bremerhaven beim Training. "Wir machen heute ein ausgedehntes Torwarttraining", scherzte Chefcoach Benoît Laporte, der Vincent Riendeau, bei den Freezers für die Schlussmänner zuständig, die Einheiten leiten ließ.

Davon bekam Kotschnew nichts mit. Der 31-Jährige erholte sich von der bitteren Diagnose, die er am frühen Morgen bekommen hatte. Beim 2:1 gegen Köln am Sonntag hatte er sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einen Innenbandriss im linken Knie zugezogen. "Ich bin in erster Linie enttäuscht. So eine schwere Verletzung zu so einem wichtigen Zeitpunkt ist extrem bitter", sagte Kotschnew, der mindestens sechs Monate pausieren muss.

Wann und wo der Nationalkeeper operiert wird, ist noch unklar. Fakt ist: Ab sofort steht Treutle im Blickpunkt. Dass der gebürtige Nürnberger eines der größten Talente in Deutschland ist, ist ebenso unbestritten wie die Tatsache, dass er in seinen Leistungen noch sehr schwankend ist. Auf den Schlussmann kommt eine Reifeprüfung zu.

"Jetzt kann ich zeigen, dass ich mental in der Lage bin, in wichtigen Phasen meine Leistung zu bringen. Ich werde viel für die Zukunft lernen können", sagt Treutle, Play-off-Erfahrungen konnte der Blondschopf bisher kaum sammeln. Lediglich 20 Minuten durfte er in der vergangenen Saison in der Viertelfinalserie gegen die Adler Mannheim ran. Die höhere Intensität und Härte in den Play-offs werden Neuland für den Youngster sein.

Zumal die Gegner wissen, dass hinter Treutle mit Justin Schrörs ein gänzlich unerfahrener Mann im Kader steht. "Die Feldspieler müssen Niklas auf dem Eis beschützen. Wenn jemand zu nah an unseren Torwart rangeht, müssen wir da sein", fordert Laporte, wohl wissend, dass eine Verletzung Treutles der Super-GAU wäre. Die Statuten verbieten es, einen Torwart nachzuverpflichten. Die Wechselfrist endete am 15. Februar. Sollten sowohl Treutle als auch Schrörs ausfallen, müsste ein Feldspieler umfunktioniert werden. Vielleicht sollte Laporte für den Fall der Fälle schon einmal ein Casting mit seinen Abwehrspielern und Stürmern abhalten.