Die Hamburg Freezers wollen den Abgang von NHL-Star Jamie Benn im Kollektiv auffangen

Hamburg. Die Trainingseinheit war am Montagmittag gerade beendet, da rief Benoît Laporte sein Team im Mittelkreis noch einmal zusammen. Die knapp fünfminütige Ansprache des Trainers drehte sich inhaltlich um einen Mann, der seit rund einer Woche kein Profi der Hamburg Freezers mehr ist. "Ich habe dem Team gesagt, dass das Thema Jamie Benn ab sofort keines mehr sein darf und wir uns auf die kommenden Aufgaben fokussieren müssen", sagte der 52-Jährige.

Und die erste Aufgabe wartet bereits am heutigen Dienstag (19.30 Uhr, O2 World) gegen den ERC Ingolstadt. Im Duell der Tabellennachbarn - der Tabellenvierte empfängt den Fünften - ist der Coach aufgrund des Abgangs von Jamie Benn gezwungen, seine Sturmreihen umzustellen. In den vergangenen Tagen spielte der Frankokanadier diverse Personal-Modelle gedanklich durch. Laporte wollte bei den zuletzt überzeugenden Freezers so wenig wie möglich ändern, um den Spielfluss nicht zu stören. Letztendlich entschied sich der Coach dafür, Nationalspieler Thomas Oppenheimer in die Formation neben den beiden Kanadiern Brandon Reid, der auf die Mittelstürmerposition rückt, und Matt Pettinger zu beordern. "Die drei haben Speed, Spielwitz und Zug zum Tor. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, denke aber, dass es die Richtige ist", sagte Laporte, der noch mal betonte, dass der NHL-Star nicht eins zu eins zu ersetzten sei. "21 Spieler müssen jetzt in die Bresche springen."

Und die Profis sind sich dessen bewusst. Das Thema Benn ist aus der Kabine verbannt worden, wenngleich alle betonen, dass der 23-Jährige weiterhin ein Teil der Mannschaft ist, auch wenn er sich derzeit 7800 Kilometer entfernt im kanadischen Victoria aufhält. Der Vertrag ist weiterhin gültig.

"Wir wollen gegen Ingolstadt auch für Jamie gewinnen", sagte Mittelstürmer Garrett Festerling, der die Befürchtungen, es könnte ohne Benn einen Absturz in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geben, mit einem Lächeln quittierte. "Warum sollten wir denn bitte einbrechen? Im Sommer wurde ein Team ohne Jamie zusammengestellt. Wir haben bewiesen, dass wir auch ohne ihn Spiele gewinnen können."

Einen ähnlichen Tenor schlägt auch der Mann an, der für Benn in die Top-Reihe rutscht. Oppenheimer will gar nicht erst versuchen, den NHL-Profi zu kopieren. "Wir sind unterschiedliche Stürmer-Typen. Er ist Center und ich Rechtsaußen. Wir haben in der Mannschaft so viel Qualität. Unser Blick geht jetzt nach vorne", sagt Oppenheimer.

Ob und wie Benn das Spiel seiner Kollegen gegen Ingolstadt verfolgt, ist nicht bekannt. Der Kontakt zum Stürmerstar ruht derzeit. Man wolle ihn in Ruhe lassen, damit er seine persönlichen Dinge klären kann, sagt Sportdirektor Stéphane Richer. Via Twitter gibt der verschwiegene Kanadier regelmäßig Updates über seinen Alltag. Zuletzt besuchte er das Eishockey-Spiel seines Bruders Jordie in der American Hockey-League und posierte mit seinen Kumpels, darunter Vancouver-Canucks-Startorwart Roberto Luongo, in der Heimat. "Ich werde mich in nächster Zeit mal bei ihm melden und fragen, wie es ihm geht", sagt Richer. Ein Sieg gegen den ERC Ingolstadt würde Benn sicher mit Wohlwollen zur Kenntnis zu nehmen.

Verletzt: Die Freezers müssen gegen Ingolstadt auf die Stürmer Colin Murphy (Adduktorenzerrung) und Serge Aubin (Aufbau nach Daumen-OP) verzichten.