Die Freezers starten heute mit einem Heimspiel gegen Wolfsburg in die DEL-Saison 2012/13. Saisonziel ist das direkte Erreichen der Play-offs.

Hamburg. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass die Hamburg Freezers heute (19.30 Uhr, O2 World) als Außenseiter in ihre elfte Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) starten. Wer beim Wettanbieter bwin einen Euro auf die "Eisschränke" als Meister setzt, erhält im Erfolgsfall 14 zurück. Für den EHC Wolfsburg, den heutigen Auftaktgegner, gibt es nur elf Euro.

Benoît Laporte interessieren solche Spielchen nicht. Der Cheftrainer hat als offizielles Saisonziel das direkte Erreichen der Play-offs ausgegeben, das im Vorjahr mit Platz fünf nach der Hauptrunde gelang. Intern hat der Coach jedoch längst höhere Ziele angepeilt. "Wir sind bereit. Ich bin sehr zufrieden, wie die Jungs in der Vorbereitung mitgezogen haben. Mir gefällt die Identität meiner Mannschaft. Jeder meiner Spieler marschiert", sagte er nach dem gestrigen Abschlusstraining.

Dieses Engagement ist allerdings auch nötig. Angesichts zehn neuer Spieler gibt es auf allen Positionen einen bisher nie da gewesenen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft. Mit den Ex-NHL-Verteidigern Duvie Westcott und Mathieu Roy wurden Spieler verpflichtet, die bereits in den Trainingseinheiten ihre Physis und Führungsqualitäten demonstrierten. Den Abwehrspielern kommt in Laportes neuem Forechecking-System ein wichtiger Part zu. Sie sollen die Stürmer beim frühen Attackieren des Gegners unterstützen. Greifen die Automatismen, bringt es selbst spielstarke Gegner in Bedrängnis.

Aber, und das zeigte die grundsätzlich gelungene Vorbereitung auch: Passt die Feinabstimmung nicht, bieten sich dem Gegner große Räume, die der neu verpflichtete Nationaltorhüter Dimitrij Kotschnew trotz der starken bisherigen Eindrücke nicht allein zuzustellen vermag. "Das System setzt große Spielintelligenz voraus. Unsere Abwehrspieler, die in Nordamerika gespielt haben, kennen es nicht anders. Und die, für die es neu war, haben es gut angenommen", lobt Laporte.

Das Prunkstück der neuen Freezers ist jedoch der Sturm. Große Hoffnungen ruhen auf Rückkehrer Brandon Reid. Der 31-Jährige spielte bereits in der Saison 2004/05 für die Hamburger und avancierte durch seine spektakuläre Spielweise schnell zum Publikumsliebling. Als Sinnbild für die neue Tiefe im Sturm stehen der dänische Neuzugang Julian Jakobsen und Offensivtalent Nico Krämmer. Als Ergänzungsspieler eingeplant, überzeugten sie auf Anhieb. So können die Hamburger selbst die Ausfälle von Routinier Serge Aubin (Daumenbruch) und dem nach einer Bar-Schlägerei rekonvaleszenten Colin Murphy (Gehirnerschütterung) kompensieren. Die in der Vorsaison so überzeugende deutsche Topreihe mit Garrett Festerling, David Wolf und Jerome Flaake bestätigte ihre Form bislang eindrucksvoll. "Ich glaube, sie werden noch stärker. Sie verfügen über noch mehr Erfahrung", sagt Laporte.

Dass die Freezers aufgrund der Kaderstruktur und der guten Vorbereitung von vielen Experten als Geheimfavorit auf den Titel genannt werden, nehmen die Verantwortlichen gelassen zur Kenntnis. "Ein Schritt nach dem anderen" lautet das Motto von Sportdirektor Stéphane Richer. Dass nach Platz fünf in der Vorsaison die Erwartungen bei den Fans und im Umfeld gestiegen sind, weiß der Frankokanadier. "Wir wollen ja auch den nächsten Schritt machen. Aber wir sind kein Kandidat für den Titel", sagt Richer.

Die Meisterkandidaten kommen in dieser Saison erneut aus Berlin und Mannheim. Die beiden Vorjahresfinalisten verfügen sportlich wie wirtschaftlich über Möglichkeiten wie sonst nur die Nürnberg Ice Tigers, die dank ihres Mäzens, des Schmuckunternehmers Thomas Sabo, zum großen Gegenspieler der Topteams aufsteigen wollen.

Dass Geld nicht automatisch Erfolge garantiert, kennen die Freezers aus eigener Erfahrung. In ihrer elften DEL-Saison setzen sie deshalb weiterhin auf mannschaftliche Geschlossenheit. Zwar stieg der Gehaltsetat auf geschätzte drei Millionen Euro - und der Gesamtetat damit von 6,8 auf rund 7,1 Millionen -, mit dem Personalbudget liegt Hamburg jedoch im DEL-Vergleich nur im Mittelfeld.

"Wir haben einen guten Geist in der Mannschaft und sind heiß auf Erfolg. Wir wollen die Hamburger begeistern", sagt Christoph Schubert. der von Laporte in seinem Amt als Mannschaftskapitän bestätigt wurde. 2500 Dauerkarten wurden verkauft. Das bedeutet einen Zuwachs von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Geschäftsführer Pfad kalkuliert mit 9000 Zuschauern im Schnitt, im Vorjahr waren es 9221. "Die Voraussetzungen für eine gute Saison sind geschaffen. Es kann losgehen", sagt Pfad. 9500 Karten wurden für das heutige Spiel abgesetzt. Die neue Eiszeit im Volkspark kann beginnen.