Gespräche über Vertrag von Benoît Laporte erst 2012 - 1:6-Niederlage in München

Hamburg. Es sind die kleinen Tücken der deutschen Grammatik. "Akkusativ, Dativ, Genitiv? Heißt es ein oder eine? Das ist alles gar nicht so einfach", sagt Benoît Laporte mit einem Lächeln. Obwohl der Trainer der Hamburg Freezers sehr passabel Deutsch spricht, nimmt der Frankokanadier seit zwei Wochen auf eigene Kosten Unterricht. "Ich will mich noch besser ausdrücken können und beiße mich durch", sagt der 51-Jährige, bei dem in den kommenden Wochen noch ganz andere Dinge auftauchen und ihm Kopfzerbrechen bereiten könnten.

Obwohl Laporte die Freezers seit seinem Amtsantritt am 20. Dezember 2010 zu einer Spitzenmannschaft geformt hat und mit 1,69 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Coach der Klubgeschichte ist, steht eine Vertragsverlängerung in den Sternen. Laportes Berater Klaus Hille hinterlegte bei Sportchef Stéphane Richer Mitte November den Wunsch, dass bis zum Jahreswechsel Klarheit über seine Zukunft in Hamburg herrschen soll. Wie das Abendblatt erfuhr, wird der Klub dieses Datum aber verstreichen lassen.

Intern ist umstritten, ob man Laporte zutraut, die Mannschaft auch langfristig in der Spur zu halten. Zumal der Trainer in Deutschland noch nie länger als drei Jahre erfolgreich bei einem Klub gearbeitet hat. Darüber hinaus stößt vielen im Klub seine impulsive Art sauer auf. Nach dem 1:0-Sieg gegen Straubing am 30. Oktober kam es zwischen Geschäftsführer Michael Pfad und Laporte zu einem Disput, weil der Coach trotz der bisher erfolgreichen Saison überkritisch mit seiner Mannschaft umgegangen war. "Ich bin kein negativer Mensch. Aber ich bin jemand, der auch im Erfolg Dinge anspricht, die man besser machen kann", sagt Laporte: "Natürlich habe ich auch mal Dinge gesagt, die nicht jeder hören wollte. Aber ich erkläre, warum ich etwas kritisiere."

Und da dürfte der Trainer nach dem schwachen 1:6 in München am Freitagabend erhöhten Redebedarf haben - erst Recht vor dem ausverkauften Topspiel gegen die Eisbären Berlin am Sonntag (14.30 Uhr, O2 World). Wobei sich Laporte nach seinem Gespräch mit Pfad grundsätzlich lammfromm zeigt. Selbst nach Niederlagen nimmt er seine Spieler in Schutz. Ob der Sinneswandel seine Entscheidung war oder eine Reaktion auf das Gespräch mit dem Geschäftsführer, darüber kann man nur spekulieren. Die Spieler indes wissen, wie sie ihren Trainer zu nehmen haben. Laporte genießt bei einem Großteil der Mannschaft einen hervorragenden Ruf. Wer hart trainiert, bekommt viel Eiszeit, wer nicht mitzieht, ein Problem. Namen spielen bei Laporte keine Rolle.

Bereits in der Vorbereitung ließ Laporte den "Bad Guy" heraushängen. Dieses Verhalten habe er aber nicht ohne Hintergedanken an den Tag gelegt. "Es ging darum, die Grundrichtung festzulegen. Wenn man eine so tolle Stimmung in der Truppe hat, ist die Gefahr da, dass der Fokus für das Wesentliche abhandenkommt", sagt Laporte, der aber mittlerweile die Zügel locker hält. Nicht selten macht er Späße oder trinkt einfach in der Kabine einen Kaffee mit seinen Spielern.

Ohnehin fordert und fördert Laporte den Teamgeist. Christian Winkler, Manager des EHC München, betitelte die Freezers vor Wochen als "Mannschaft, die aufgrund der Geschlossenheit am schwersten in der Liga zu spielen ist". Erstmals seit Langem ist bei einem Freezers-Trainer wieder eine Handschrift zu erkennen. Der Disziplinfanatiker ist ein gewiefter Taktiker, der das System an die Gegner anpasst, ohne die Identität seiner Mannschaft zu vergessen.Und diese sorgte in dieser Saison zumeist für Begeisterung. "Wir sind noch in einem Entwicklungsprozess", sagt Laporte, "aber wir befinden uns auf einem guten Weg." Er selbst würde ihn gern weiter mitgehen. Ob er das auch darf, wird die Zukunft zeigen.

Tore: 1:0 (20:50) Dietrich (Schneider, Ejdepalm), 1:1 (22:15) Festerling, 2:1 (28:17) Ulmer (Kathan), 3:1 (28:59) Olsson (Dietrich, Maurer) 5-4, 4:1 (36:32) Kathan (Buchwieser, Ejdepalm) 5-4, 5:1 (44:39) Dietrich (Sturm, Schneider), 6:1 (51:41) Wrigley (Dietrich, Schneider) 5-4. Str.: 6/8. SR.: Bauer (Nürnberg). Z.: 3416.