Beim 4:3 nach Penaltyschießen der Hamburg Freezers gegen Iserlohn brillierte einmal mehr die Paradereihe Flaake, Festerling, Wolf.

Hamburg. David Wolf schüttelte den Kopf und fluchte, als er nach dem 4:3 (1:0, 1:0, 1:3, 1:0)-Sieg nach Penaltyschießen seiner Hamburg Freezers gegen die Iserlohn Roosters in die abgedunkelte O2 World zum Feiern mit den Fans lief. Am Gesichtsausdruck des Stürmers konnte man zunächst nicht ablesen, dass die Hamburger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Tabellenführung behauptet hatten. Mit ein wenig Abstand kam aber auch bei dem erneut starken 22-Jährigen das Lächeln zurück. "Wenn man 3:1 führt, darf es mit unserer Erfahrung nicht passieren, dass wir noch einen Punkt abgeben, aber okay, wir haben wieder gewonnen. Das ist positiv", sagte der Flügelstürmer, dessen Reihe mit Garrett Festerling und Jerome Flaake maßgeblichen Anteil am siebten Sieg in Folge hatte.

Wie schon beim 4:2-Sieg in Augsburg am vergangenen Freitag dominierte die vermeintliche vierte Reihe der Freezers auch gegen die spielerisch starken Sauerländer das Geschehen. Angestachelt von der emotionalen Atmosphäre in der Arena lief nahezu jeder konstruktive Angriff über die drei Deutschen. An zwei der vier Tore war David Wolf direkt beteiligt. Bei den Unterzahltreffern von Rob Collins und Brendan Brooks lieferte er die Vorlage. Flaake legte das zwischenzeitliche 3:1 von Charlie Cook mustergültig auf. In dieser Saison ist das Trio damit an 46 von 64 Toren beteiligt gewesen.

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3:2 gegen Wolfsburg: Ein Sieg mit letzter Kraft

Will man das Haar in der Suppe suchen, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Freezers fast schon zu abhängig von ihrer deutschen Paradereihe sind. Als bei den drei Freunde die Kräfte schwanden, übernahmen die auswärtsstarken Roosters in der Schlussphase zu sehr die Initiative. Die Folge waren zwei Gegentore nach individuellen Fehlern in der Offensivzone. "Heute hat auch die Collins-Reihe gut gespielt, aber es stimmt: Wir brauchen von den anderen Reihen insgesamt mehr Produktivität in der Offensive", sagte Trainer Benoît Laporte.

Aber, und das ist eine große Stärke der Freezers im Spätherbst 2011: Persönliche Eitelkeiten spielen in der Kabine keine Rolle mehr. Daher überrascht es auch nicht, dass von der erfolgreichsten Reihe keinerlei Vorwürfe in Richtung der Kollegen zu hören sind. "Wir gewinnen die Spiele nicht mit einer Reihe. Wir sind erfolgreich, weil jeder, in welcher Form auch immer, seinen Teil dazu beiträgt. Die anderen Stürmer werden schon wieder punkten. Da mache ich mir keine Sorgen", sagte Festerling, der gegen die Roosters sein 150. DEL-Spiel absolvierte.

Über Kleinigkeiten will sich ob der bisher erfolgreichsten Saison der Klubgeschichte ohnehin niemand beschweren. Laporte hebt viel lieber hervor, dass sein Team trotz der namhaften Ausfälle von Kapitän Christoph Schubert (Adduktoren), Serge Aubin (Daumen-OP) und Thomas Dolak (Wade) immer einen Weg findet, die Spiele zu gewinnen. Neben der Festerling-Reihe gehörte gegen Iserlohn vor allem der erneut starke Torhüter John Curry zu den Matchwinnern. "Generell ist unser Defensivverhalten sehr gut. Unsere Abwehrspieler sind im Moment überragend. Sie sind sehr clever", lobte der kanadische Übungsleiter, der zur Belohnung seinem Team bis Mittwoch freigegeben hat, damit es für den Showdown am Freitag körperlich und mental gerüstet ist.

Dann wartet nämlich das "Duell der Giganten" auf seine Mannschaft. Im Heimspiel gegen die Adler Mannheim treffen die Hamburger auf ihren derzeit hartnäckigsten Verfolger. Mit einem Erfolg würden die Freezers nicht nur die Tabellenführung festigen, sie würden auch den Klubrekord aus der Saison 2007/08 einstellen. Damals gab es unter Trainer Bill Stewart acht Siege in Folge. "Das wusste ich gar nicht. Es ist mir aber auch nicht so wichtig. Wir wollen gegen Mannheim gewinnen. Und wenn dann auch noch ein Rekord rausspringt, umso besser", sagt Laporte, der sich gegen den Rekordmeister ganz sicher wieder auf seine Paradereihe verlassen kann. Genau wie schon am ersten Spieltag, als Festerling und Wolf mit ihren beiden Toren den Grundstein für den 4:2-Sieg gegen den Eishockey-Rekordmeister legten.

Tore: 1:0 (7:49) Collins (Wolf) 4-5, 2:0 (32:05) Brooks (Wolf) 4-5, 2:1 (44:07) Fretter (Ardelan, Hock) 5-4, 3:1 (44:41) Cook (Flaake), 3:2 (53:54) Wolf (Giuliano, Hock), 3:3 (54:49) Skinner (York, Langwieder), 4:3 Engelhardt (Penalty). Strafminuten: 10/8. Schiedsrichter: Jerabek/Jablukov (Tschechien/Berlin). Zuschauer: 7912