Hamburg Freezers bieten den Eisbären Berlin beim 4:5 in der DEL einen großen Kampf

Hamburg. Als am Freitagabend um 21.49 Uhr die Schlusssirene ertönte, waren die Verantwortlichen der Hamburg Freezers um zwei Erkenntnisse reicher. Nach dem 4:5 (1:2, 3:1, 0:2) gegen den deutschen Meister Eisbären Berlin ist klar, dass das Team von Trainer Benoît Laporte in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auch in dieser Saison wieder übermächtige Konkurrenz hat. Aber auch, dass im eisblauen Trikot endlich wieder eine Mannschaft aufläuft, die diese Bezeichnung verdient, in der jeder für den anderen kämpft, und die niemals aufhört, an den Sieg zu glauben. "Wenn wir schlauer gespielt hätten, hätten wir gewinnen können. Gegen ein Team wie Berlin muss man von Beginn an bereit sein, und das waren wir nicht", sagte Angreifer David Wolf, der besonders im ersten Drittel in den Blickpunkt gerückt war.

Sollte es unter den 8256 Zuschauern einige gegeben haben, die die O2 World müde betreten hatten, so waren spätestens nach zehn Minuten alle wach. Wolf hatte beim Besuch des "Bild"-Stammtischs am Mittwochabend, bei dem er Schwergewichts-Boxweltmeister Wladimir Klitschko kennengelernt hatte, anscheinend nachhaltige Anregungen erhalten. Nachdem sein Kollege Aleksander Polaczek nach einer Rangelei mit Berlins Richie Regehr zu Boden gegangen war, schnappte sich der Hüne (1,90 Meter, 102 Kilo) Eisbär Julian Talbot und schlug mit bloßen Fäusten so lange auf ihn ein, bis es Schiedsrichter Lars Brüggemann und seinen Linienrichtern unter Aufbietung aller Kräfte gelang, den tobenden Wolf von seinem Gegner loszureißen. Dreimal zwei plus zehn Strafminuten musste der 22-Jährige dafür absitzen.

Dass vor allem die Gäste im ersten Drittel sehr ansehnlich Eishockey spielten, ging in der aggressiven Grundstimmung, die sich auch in den verbalen Provokationen zwischen den Fanlagern manifestierte, etwas unter. Mit druckvoller Offensive und sicheren Kombinationen setzten die Berliner der Freezers-Abwehr immer wieder zu. Schön herausgespielte Tore von Darin Olver und Laurin Braun waren der verdiente Lohn. Der Anschlusstreffer durch Thomas Oppenheimer, der auf Vorarbeit von Jerome Flaake sein erstes Saisontor erzielte, kam sieben Sekunden vor der Pause etwas überraschend.

Als der Meister 24 Sekunden nach Wiederbeginn auf 3:1 erhöhte, dürften die meisten der 500 mitgereisten Berliner die Partie als gewonnen abgebucht haben, doch sie hatten die Rechnung ohne die Freezers gemacht. Der Zwei-Tore-Rückstand schien das Team zu beflügeln, statt zu lähmen. Wie entfesselt bestürmte es das von Kevin Nastiuk gehütete Berliner Tor. Als Brett Engelhardt nach einem Doppelschlag durch Charlie Cook und Oppenheimer unter Nastiuks tatkräftiger Mithilfe zum 4:3 traf, hielt es keinen Hamburger mehr auf seinem Sitz. Mit Standing Ovations wurde die Mannschaft in die zweite Pause verabschiedet. So etwas hatte es in Hamburg seit Jahren nicht gegeben.

Warum Berlin auch in dieser Saison wieder ganz oben mitspielen wird, zeigte sich im dritten Drittel, als die Gäste unbeeindruckt vom Hamburger Sturmlauf an die Souveränität des ersten Durchgangs anknüpften, zwei schön herausgespielte Tore erzielten, in der Defensive wieder sicher standen und das Spiel letztlich verdient gewannen.

Wenige Stunden vor der Partie hatte es immerhin eine gute Nachricht aus dem Krankenlager gegeben. Die Schulterblessur bei Angreifer Colin Murphy stellte sich nach eingehender Untersuchung durch Teamarzt Jan Schilling und zwei Heidelberger Spezialisten als Labrumeinriss heraus. Der Kanadier muss nicht operiert werden, sondern nur zwei Wochen aussetzen. Im Auswärtsspiel am Sonntag (18.30 Uhr) in Straubing wird er, ebenso wie Sturmkollege Rob Collins (Oberschenkel), aber auf jeden Fall fehlen.

Tore: 0:1 (12:58) Olver (Hördler, Busch), 0:2 (14:48) Laurin Braun (Regehr, Constantin Braun), 1:2 (19:53) Oppenheimer (Flaake, Jensen), 1:3 (20:24) Felski (Christensen, Regehr), 2:3 (29:52) Cook (Aubin, Curry), 3:3 (30:48) Oppenheimer (Flaake), 4:3 (35:19) Engelhardt (Wolf, Köppchen), 4:4 (53:05) Busch (Tallackson, Olver) 5-4, 4:5 (51:00) Christensen (C. Braun, Felski). Strafminuten: 16 + 10 Wolf/14 + 10 Talbot. Schiedsrichter: Brüggemann/Yazdi (Iserlohn/Neuss). Zuschauer: 8256.