Der Hamburger Eishockeyklub organisiert den Jugendbereich neu. Talente aus dem Norden sollen nicht mehr abwandern.

Hamburg. Wenn am Donnerstag die Profis der Hamburg Freezers nach dem Sommerurlaub zum ersten Mal zum gemeinsamen Mannschaftstraining auf das Eis der Volksbank Arena gehen, werden Spieler aus aller Herren Länder vertreten sein, geboren in München, Montreal oder Memmingen. Einen waschechten Hamburger Jung sucht man vergebens. Ein Zustand, der den Verantwortlichen missfällt.

Der Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) strukturiert den gesamten Nachwuchsbereich neu. Mit dem klaren Ziel: In den kommenden Jahren sollen eigene Nachwuchsspieler den Weg in den Profibereich schaffen. "Wir wollen die Talente im Norden behalten und nicht zulassen, dass sie, wie in der Vergangenheit, nach Berlin oder Mannheim wechseln, weil sie dort bessere Perspektiven sehen", sagt Geschäftsführer Michael Pfad.

Deshalb setzten die Freezers auf ein in Deutschland einmaliges Nachwuchskonzept, das bereits großes Lob vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und von der Liga erhalten hat. Es soll eine breit angelegte Kooperation mit den Crocodiles Hamburg, dem Verein Molot und, wie bereits in den vergangenen Jahren, dem HSV geben. Das Konzept wird durch den HEC Nachwuchs 2011 e.V. getragen, der bereits ab der Saison 2012/13 mit den Young-Freezers-Mannschaften in den Nachwuchsligen auf Torejagd gehen wird. Ursprünglich sollte dieser Verein schon in der kommenden Saison in der Schülerbundesliga antreten, was jedoch an den Formalitäten scheiterte. Die Partner werden weiterhin den Unterbau des Eishockeynachwuchses erhalten und innerhalb der Kooperation gemeinschaftlich weiter ausbauen, sodass hieraus die Top-Talente in den Verein gezogen werden können.

Mittelfristig soll ein eigenes Team in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) spielen. Voraussetzungen: Die Jugendmannschaft wird in ihrer Klasse Meister - und jede Menge Geld auf dem Konto. Denn eine Saison in der höchsten deutschen Nachwuchsliga kostet nach Abendblatt-Informationen 150 000 Euro. Eine Summe, die der Verein ohne externe Hilfe kaum stemmen kann. Daher stehen die Freezers in Kontakt mit regionalen Sponsoren, die großes Interesse haben, eher im Nachwuchs- als im Profibereich zu investieren. "Es ist auch ein Thema, dass die großen Hamburger Unternehmen Ausbildungsplätze für unsere Talente zur Verfügung stellen", verrät Pfad.

Während das Thema DNL frühestens 2014 aktuell ist, werden andere Projekte schneller realisiert. Der HEC Nachwuchs e.V. 2011 wird die bereits vorhandenen Laufschulen für Kinder vermehrt anbieten und optimieren. Vor den DEL-Partien der Freezers in der O2 World sollen Freundschaftsspiele der Nachwuchsteams stattfinden. Schließlich sei eine engere Verzahnung zwischen Profis und Nachwuchs unabdingbar. Die Spieler der DEL-Mannschaft sollen Patenschaften für die Stars von morgen übernehmen, auch gemeinsame Trainingseinheiten sind geplant.

Eine wesentliche Rolle im Jugendkonzept spielt Boris Rousson. Der Ex-Keeper ist als Nachwuchskoordinator und Trainer der zentrale Ansprechpartner für die Kooperationsvereine, der zudem die Schüler-Bundesliga-Mannschaft des HSV übernimmt. Neben der Möglichkeit, ehemalige Freezers-Profis zu verpflichten, spielen die Verantwortlichen mit dem Gedanken, eigene Trainer auszubilden. Die Freezers wollen auch in den Schulen aktiv für den Kufensport werben. Das Konzept beinhaltet sogenannte Eishockey-Klassen nach dem Vorbild der Fußballinternate - ein duales System aus Schule und Sport.

"Es ist ein Traum, einen Hamburger Buttje eines Tages im Freezers-Trikot in der DEL zu sehen", sagt Pfad. "Dafür machen wir das alles."