Die DEL nimmt am Sonntag das Spiel der Hamburg Freezers bei den Eisbären Berlin unter die Lupe. Heute geht es gegen Meister Hannover.

Hamburg. Einmal monatlich konferieren die Verantwortlichen der Hamburg Freezers, Vertreter der Eisbären Berlin sowie der gemeinsame Eigner, die Anschutz Entertainment-Group (AEG), in der Hauptstadt, um sich über Marketingstrategien und die neuesten Entwicklungen beider Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auszutauschen. Das Verhältnis der beiden Konkurrenten ist positiv, man will voneinander profitieren. Nur eben nicht auf sportlicher Ebene. Doch genau das befürchten nun die Konkurrenten der Freezers im Kampf um die Play-off-Qualifikation.

Hintergrund: Am kommenden Sonntag treffen die Eisbären Berlin am letzten Spieltag auf die Freezers. Während die Hamburger noch jeden Punkt benötigen, sind die Berliner längst direkt für die Play-offs qualifiziert. Offiziell will keiner den Vorwurf einer möglichen Stallorder äußern. "Wenn die Freezers in Berlin gewinnen sollten und dadurch in die Endrunde einziehen würden, wären sicher viele Menschen in der Liga ziemlich sauer. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es bei AEG eine Absprache gibt. Jedoch muss man klar sagen, dass es natürlich unglücklich ist, dass die beiden Brüderklubs am letzten Spieltag aufeinandertreffen", sagt der ehemalige Freezers-Kapitän und heutige Nürnberger Profi Clarke Wilm, der mit seinen Icetigers derzeit zwei Punkte vor den Freezers auf Rang neun steht.

Auch bei den Haien, die derzeit einen Punkt mehr auf dem Konto haben als die Hamburger, wird man gespannt auf das Treiben in der Hauptstadt schauen. Zumal die Haie heute Abend in Iserlohn ihre letzte Vorrundenpartie absolvieren. Somit muss der Traditionsklub am Sonntag tatenlos zuschauen, was die Freezers machen.

Bei der DEL ist man sich der unglücklichen Ansetzung bewusst. Jedoch war es von der Spielplangestaltung nicht möglich, alle Partien zeitgleich stattfinden zu lassen, da der Terminplan auf einer 15er-Liga basiert. Durch das späte finanzielle Aus der Kassel Huskies entschied die Liga, auf einen neuen Spielplan zu verzichten - was einstimmig von allen Klubs akzeptiert wurde. Dass die beiden Anschutz-Klubs am letzten Spieltag aufeinandertreffen, sahen die Verantwortlichen vor der Saison als unproblematisch an. Dennoch wird Jörg von Ameln, verantwortlich für die Spielplangestaltung, am Sonntag in Berlin weilen, um auf Nummer sicher zu gehen. "Wir haben keinen Verdacht, aber uns ist bewusst, dass es aufgrund der Ansetzung Diskussionen geben wird. Ich gehe aber davon aus, dass beide Teams gewinnen wollen."

Das sieht man im Hause Anschutz ganz genauso. Daher kann man dort die Aufregung um eine mögliche Stallorder nicht nachvollziehen. "So etwas kommentieren wir gar nicht erst. Wir haben bewiesen, wie seriös wir als Unternehmen arbeiten. Das ist ja schon fast ein Running Gag", sagt AEG-Europachef Moritz Hillebrand. Auch bei den Freezers selbst glaubt niemand an Schützenhilfe vom großen Bruder. "Natürlich gibt es wieder großes Gequatsche, wenn wir in Berlin gewinnen. Diese Märchen von irgendwelchen Geldkoffern und Absprachen gibt es schon, seit ich hier bin. Wir kriegen nichts geschenkt. Für Berlin geht es noch um Platz zwei", sagt Kapitän Alexander Barta, der anfügt: "Außerdem interessiert mich das Spiel heute Abend viel mehr."

Und in eben jener Partie können die Freezers unter Umständen dafür sorgen, dass das Spiel in Berlin nur noch statistischen Wert hat. Sollten die Hamburger heute gegen die Hannover Scorpions (19.30 Uhr, O2 World) gewinnen und Köln zeitgleich in Iserlohn verlieren, wäre die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte bereits vor dem letzten Spieltag für die Pre-Play-offs qualifiziert. Und das ist das erklärte Ziel. Die Mannschaft trainierte gestern mit einer derart hohen Intensität, dass Laporte das Training vorzeitig abbrach

An den Abläufen vor dem Spiel will der 50-Jährige nichts ändern. Heute früh wird es in der O2 World noch ein leichtes Anschwitzen geben, anschließend essen die Profis zu Hause, machen ein Mittagsschläfchen und treffen drei Stunden vor dem Spiel in der Arena ein. Über die Zwischenstände werden die Profis indes offiziell nicht informiert. "Warum auch? Wir können doch sowieso nicht beeinflussen, was woanders passiert. Das würde nur Konzentration kosten, wenn man immer auf den Videowürfel hochguckt", sagt Verteidiger Christoph Schubert, der hofft, dass bereits heute Abend die Play-off-Qualifikation sicher ist. Dann würde man diesen besonderen Moment vor eigenem Publikum feiern und den Verschwörungstheoretikern den Wind aus den Segeln nehmen.