Eishockey-Verteidiger Christoph Schubert über seine Zeit in Ottawa und die Perspektiven bei den Hamburg Freezers

Hamburg. Christoph Schubert, 29, kam im Dezember zu den Hamburg Freezers. Der Eishockey-Verteidiger, der schon in der nordamerikanischen Profiliga NHL spielte, spricht über seine Erfahrungen in Deutschland, seine Rolle bei den Freezers und sein 600 Quadratmeter großes Haus in Ottawa.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schubert, Sie sollen bei Interviews drei Lieblingsfragen haben.

Christoph Schubert:

Das stimmt. Nummer eins: Warum schieße ich nicht in jedem Spiel zehn Tore? Nummer zwei: Wieso spielen die Freezers mit mir nicht alles in Grund und Boden? Und Nummer drei: ob ich den Wechsel nach Hamburg schon bereut habe.

Und? Haben Sie ihn bereut?

Schubert:

Nein, natürlich habe ich es nicht bereut. Vielleicht haben ja die Freezers bereut, mich zu verpflichten.

Alle sprechen positiv über Sie. Können Sie mit den hohen Erwartungen leben?

Schubert:

Ja, aber Entschuldigung! Ich bin auch nur ein Mensch und nicht der heilige Messias persönlich. Allein kann man in einer Mannschaftssportart gar nichts erreichen. Man braucht 22 Spieler, die ihre Qualität abrufen. Einer davon bin ich. Wenn nur 18 Profis einen guten Job machen, ist es zu wenig.

Es heißt, Sie sollen das neue Gesicht der Freezers sein. Kapitän Alexander Barta wurde 2005 unfreiwillig in diese Rolle gedrängt. Wollen Sie das?

Schubert:

Na ja, ich war noch nie das Gesicht eines Klubs, aber wenn der Verein möchte, dass ich diese Rolle übernehme, dann mache ich das. Wenn ich Alex Barta helfen kann, ein wenig aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu kommen, dann mache ich das gerne. Aber in erster Linie bin ich hierher gekommen, um Eishockey zu spielen.

Was können Sie als Ex-NHL-Star tun, damit die Freezers konstanter spielen?

Schubert:

Noch mal: Allein kann ich gar nichts ausrichten. Ich will der Rolle des Führungsspielers gerecht werden und kann nur meine Erfahrungen weitergeben. Ich muss mich aber auch an meine eigene Nase packen. Die vielen Strafzeiten gehen einfach nicht. Da muss ich mich zurücknehmen. Aber es bleibt bei meiner Maxime: Entweder der Puck oder der Gegenspieler kommen an mir vorbei. Aber ganz sicher nicht beide.

Vermissen Sie die NHL?

Schubert:

Die NHL ist einfach geil, keine Frage. Ich hatte dort sportlich eine tolle Zeit. Aber ich wollte nicht mehr im Dezember zittern, wo ich denn kommende Saison spielen werde. Ich wollte Sicherheit und mich langfristig binden. Die NHL ist sportlich aber in jedem Fall das Maß aller Dinge. Sie hat mich aber auch als Mensch geprägt, denn wer glaubt, dass dort alles nur vom Feinsten ist, der irrt.

Was meinen Sie?

Schubert:

Ich ging mit 20 Jahren rüber und war komplett auf mich allein gestellt. Man wohnt zehn Tage auf Vereinskosten im Hotel. Dann muss man eine Wohnung haben oder das Zimmer aus eigener Tasche zahlen. Die Klubs unterstützen einen nicht. Dazu muss man sich selbst um Versicherungen, Auto, Internet und was nicht alles kümmern. Mein Englisch war noch nicht so gut. Mann, haben es die Spieler hier gut! Man wird vom Flughafen abgeholt, kriegt Wohnung und Auto gestellt. In der NHL lief das anders. Es gab Zeiten, da wäre ich am liebsten wieder nach Deutschland geflüchtet.

Aber Sie haben sich durchgebissen.

Schubert:

Das war das Beste, was ich tun konnte. Als ich beim Streik in der NHL 2004 nach Deutschland zurückwollte, sagte mein Vater in München: Junge, geh mit einer "Leck-mich-am-Oarsch"-Einstellung wieder rüber, lass dich nicht ärgern, und zeig, was in dir steckt. Das habe ich getan und das beste Jahr meiner Karriere gespielt.

Und gutes Geld verdient. Sie haben in Ottawa 900 000 US-Dollar bekommen, in einem 600 Quadratmeter großen Anwesen gelebt und gegen die Besten der Welt gespielt. Davon können viele nur träumen.

Schubert:

O ja, mein Haus vermisse ich in der Tat. Das ist überragend. Ich habe jetzt aber kein Problem damit, in einer Zweizimmerwohnung in Hamburg zu leben. Ich bin als Junge ganz normal aufgewachsen und habe wie viele andere auch mit meinen Eltern in einer normalen Wohnung gewohnt.

Wie viel Hamburger steckt schon im Bayern Christoph Schubert?

Schubert:

Zum Fischesser werde ich sicher nicht mehr. Aber ich fühle mich sehr wohl. Die Menschen sind nett, gute Restaurants habe ich auch schon entdeckt. Meine Freundin Katie und Hund Schnitzel sind auch endlich da. Das Glück ist perfekt. Nur eins fehlt noch.

Und zwar?

Schubert:

Ich brauche noch eine Fußballmannschaft fürs Kleinfeld. Ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball. Ich muss mal in der Kabine rumfragen. Mit Barta, Polaczek, Oppenheimer und mir haben wir schon ein paar Kicker. Den Traverse stellen wir als Libero hinten rein, und als Keeper finden wir schon einen Fliegenfänger. Vielleicht den Treutle. Hätte ich mich damals für den Fußball entschieden, wäre ich jetzt der Schweinsteiger im Mittelfeld.