Freezers-Führungsspieler Alexander Barta stellt sich der Kritik: “Ich bin nicht allein verantwortlich“. Freitag steht er wieder auf dem Eis.

Hamburg. Am Freitag werden sie wieder seinen Namen rufen. Alexander Barta wird aufs Eis fahren, sich für das Team aufopfern und anschließend Rede und Antwort stehen. Wie immer seit Sommer 2005, als er von den Eisbären Berlin zu den Hamburg Freezers kam. Der 27 Jahre alte Nationalstürmer und Kapitän seines Klubs wird sein Comeback gegen die DEG Metro Stars nach einem Bauchmuskeleinriss genießen. Noch glaubt er dem Team mit seiner Leidenschaft helfen zu können.

Davon sind in Hamburg längst nicht mehr alle überzeugt. Es ist fraglich, wie oft die Fans in der O2 World noch seinen Namen rufen werden. Zwar steht der Angreifer bis Sommer 2013 unter Vertrag, eine Option erlaubt es ihm jedoch, den Klub zu verlassen, wenn nicht mindestens Platz sechs erreicht wird. Davon ist das Team von Trainer Benoit Laporte derzeit weit entfernt, doch selbst wenn Barta sich für einen Verbleib entscheiden sollte, ist nicht sicher, dass die Verantwortlichen das auch wollen.

"Ich mache mir über meine Zukunft derzeit keine Gedanken. Ich will meine Leistung bringen und helfen, dass wir noch die Play-offs erreichen", sagt Barta, wie es Profisportler immer sagen. Man darf darauf vertrauen, dass er Profi genug ist, bis zuletzt mit vollem Einsatz anzugreifen.

Aber die Kritik, die so deutlich geäußert wird wie nie zuvor, hat ihn nachdenklich werden lassen. Er weiß, dass seine Auftritte in dieser Spielzeit nicht den Ansprüchen genügen, die Trainer, Fans und er selbst stellen. Er habe nach der Heim-WM im April, die Deutschland mit einem überragenden Barta auf Rang vier abschloss, erstmals etwas wie Selbstzufriedenheit gespürt. "Ich habe ein Stück von dem Ehrgeiz eingebüßt, der mich antreibt", gibt er zu.

Vor allem habe er die Operation im Sommer, bei der ihm der Nagel aus dem 2008 gebrochenen Oberschenkel entfernt wurde, zu leicht genommen: "Im Nachhinein hätte ich sagen müssen, dass ich nicht fit genug bin, dem Team zu helfen. Aber dazu war ich zu stolz."

Das Resultat dieser Melange aus Überschätzung der eigenen Fitness und falschem Ehrgeiz war ein Leistungseinbruch. Barta verkrampfte, verlor die Lockerheit - und sein Selbstvertrauen. Dass der damalige Trainer Stéphane Richer seinen Kapitän öffentlich infrage stellte, anstatt ihm den Rücken zu stärken, hat diesen tief getroffen: "Ich hätte mir gewünscht, dass man mir die Kritik ins Gesicht sagt." Dass mehr übereinander statt miteinander geredet wird, ist ein Grundübel bei den Freezers.

Schon Richers Vorgänger Bill Stewart und Paul Gardner hatten Bartas Eignung, ein Team anzuführen, angezweifelt. Barta ist kein Lautsprecher, will durch Leistung auf dem Eis führen und gibt zu, "dass ich mich mit der Rolle schwertue, wenn ich schlecht spiele".

Vielleicht hätte er selbst Verantwortung abgeben müssen, um sich vom Druck zu befreien. Aber dazu ist er zu stolz, zu pflichtbewusst - und wurde tatsächlich zu sehr alleingelassen. "Ich mache mir viele Gedanken darüber, dass ich das Gesicht eines Teams bin, das seit Jahren für Misserfolg steht", sagt er. "Aber ich muss davon wegkommen, allein verantwortlich zu sein. Ich bin nicht die Hamburg Freezers."

Noch aber ist er ein Teil davon. Der Trainerwechsel und die Verpflichtung von Nationalspieler Christoph Schubert haben ihm geholfen. Die Chancen, dass die Fans auch in der kommenden Saison seinen Namen rufen, seien "durchaus gut", sagt er.