Nach dem tränenreichen Abschied spricht der Freezers-Trainer über seine Fehler und die schwierigen Bedingungen, unter denen er arbeiten musste.

Hamburg. Für Paul Gardner (54) endete mit der Saisonabschlussfeier nach dem 3:5 gegen Nürnberg seine Zeit in Hamburg. Das Abendblatt sprach mit ihm.

Abendblatt : Herr Gardner, Sie gehen als erfolglosester Trainer in die Freezers-Geschichte ein. Wie tief sitzt der Frust?

Paul Gardner : Dass ich diesen Platz in den Geschichtsbüchern habe, tut mir weh. Es ist alles schiefgelaufen, was hätte schieflaufen können. Ich hätte nie gedacht, dass wir eine derartige Horrorsaison erleben müssen.

Abendblatt : Bereits im Vorfeld gab es viele Irritationen.

Gardner : Das ist richtig. Der damalige Geschäftsführer Boris Capla hatte mit anderen Trainern gesprochen, ich war nicht seine erste Wahl. Ich habe geglaubt, dass dies perspektivisch kein Problem darstellt. Zumal ich ja dachte, ich könnte mir mein Team zusammenstellen.

Abendblatt : Was aber nicht der Fall war?

Gardner : Nein, ich war leider nur auf dem Papier der Sportdirektor. Ich war bereits mit einigen Spielern wie Brian Swanson, der dann nach Iserlohn ging, einig. Auch mit den heutigen Ingolstädtern Joe Motzko und Ben Clymer waren wir weit. Mein Wunsch war es dazu, Sean Blanchard und Andy Delmore zu behalten. Plötzlich saßen aber Matias Loppi, Mathieu Biron und Peter Ratchuk bei mir in der Kabine.

Abendblatt : Eigentlich ein untragbarer Zustand.

Gardner : Das ist richtig. Ich habe das Gespräch mit Capla gesucht. Aber letztlich hatte er die Entscheidungsgewalt bei Transfers. Ich wollte nie öffentlich nach Ausreden suchen und das Beste aus der Situation machen.

Abendblatt : War mit dem Team, das Sie letztlich zur Verfügung hatten, nicht mehr drin?

Gardner : Es war keine Frage der Qualität, vielmehr des Charakters der Mannschaft. Wir haben es nicht geschafft, eine Einheit zu sein. Es ist bezeichnend, dass zum Beispiel Loppi mitten in der Saison sagt, dass er schon für die Zukunft irgendwo was anderes finden wird, wenn es hier aus Leistungsgründen nicht reicht.

Abendblatt :Ist man machtlos gegen solche Charaktere?

Gardner: Man kann schwer in Menschen reinschauen. Dass sich einige Profis so haben gehen lassen, ist für mich aber die größte Enttäuschung.

Abendblatt : Ein namhafter Führungsspieler sagte dem Abendblatt, dass zu 90 Prozent Sie die Schuld am schlechten Abschneiden tragen. Der Vorwurf lautet: zu wenig Training und schlechte Spielvorbereitung.

Gardner : Genau das meine ich mit Charakter. Es sind Ausreden, die gesucht werden, um von eigenen Schwächen abzulenken. Ich höre immer, dass wir nicht fit waren. Das stimmt nicht. Dass wir ein langsames Team waren, stimmt hingegen. Wir hatten zu viele große, schwere Profis.

Abendblatt : Welche Fehler haben Sie gemacht?

Gardner: Ich hätte die Zügel straffer halten und noch mehr die Richtung vorgeben müssen. Die Profis haben viel Freiheit bekommen, und einige haben es ausgenutzt. Leider hatte ich nicht die Option, Spieler zur Strafe auf die Tribüne zu schicken. Zudem habe ich das offensive System, wofür ich nicht die Spieler hatte, zu spät geändert. Ich habe viel gelernt und bin jetzt ein besserer Coach als vor meiner Zeit hier.