Für die Freezers ist die Saison mit der 3:5-Pleite gegen Nürnberg Geschichte. Für Trainer Gardner war es das letzte Spiel in Hamburg.

Hamburg. Für Paul Gardner endete mit der Saisonabschlussfeier nach dem 3:5 gegen Nürnberg seine Zeit in Hamburg. Nach dem tränenreichen Abschied spricht der Freezers-Trainer über seine Zeit in Deutschland, seine Fehler und die schwierigen Bedingungen unter denen er arbeiten musste.

Paul Gardner, sie gehen als erfolglosester Trainer in die Freezers-Geschichte ein. Wie tief sitzt der Frust?

Paul Gardner: Dass ich diesen Platz in den Geschichtsbüchern habe tut mir weh. Es ist in dieser Saison alles schief gelaufen, was hätte schief laufen können. Verletzungen, Sperren, einige Schicksalsschläge bei den Profis, die wir nie öffentlich thematisieren wollten. Es gibt aber keine Ausreden für unsere Leistung. Ich hätte nie gedacht, dass wir eine derartige Horrorsaison erleben müssen.

Dabei stand die Saison unter keinen guten Vorzeichen. Bereits im Vorfeld gab es viele Irritationen.

Gardner: Das ist richtig. Boris Capla hat mit anderen Trainern gesprochen. Ich war nicht seine erste Wahl. Dieser Umstand hat mich zwischenzeitlich ziemlich ins Grübeln gebracht. Aber ich habe geglaubt, dass dies perspektivisch kein Problem darstellen wird. Zumal ich ja dachte, ich könnte mir mein Team zusammenstellen.

Was aber nicht der Fall war.

Gardner: Nein, ich war leider nur auf dem Papier der Sportdirektor. Ich war bereits mit einigen Spielern wie Brian Swanson, der dann nach Iserlohn ging, einig. Auch mit den heutigen Ingolstädtern Joe Motzko und Ben Clymer waren wir weit. Mein Wunsch war es dazu Sean Blanchard und Andy Delmore zu behalten. Plötzlich saßen aber Matias Loppi, Mathieu Biron und Peter Ratchuck bei mir in der Kabine.

Eigentlich ein untragbarer Zustand.

Gardner: Ja, das ist richtig. Es ist ja nicht so, dass ich nicht das Gespräch mit Capla gesucht habe. Aber letztlich hatte er die Entscheidungsgewalt bei Transfers. Ich wollte nie öffentlich nach Ausreden suchen und das Beste aus der Situation machen.

War mit dem Team, das sie letztlich zur Verfügung hatten, nicht mehr drin?

Gardner: Ich denke, es war keine Frage der Qualität, viel mehr eine Frage des Charakters der Mannschaft. Von den Einzelspielern her darf man nicht Vorletzter werden. Aber wir haben es nicht geschafft eine Einheit zu sein. Es ist bezeichnend, dass zum Beispiel ein Matias Loppi mitten in der Saison sagt, dass er schon für die Zukunft irgendwo was anderes finden wird, wenn es hier aus Leistungsgründen keinen Kontrakt erhält.

Ist man machtlos gegen solche Charaktere?

Gardner: Man kann schwer in Menschen reinschauen. Aber, dass sich einige Profis sich haben so gehen lassen ist für mich die vielleicht größte Enttäuschung.

Ein namhafter Führungsspieler sagte gegenüber dem Abendblatt, dass zu 90 Prozent Sie die Schuld am schlechten Abscheiden tragen. Der Vorwurf lautet: Zu wenig Training und schlechte Spielvorbereitung

Gardner: Genau das meine ich mit Charakter. Es sind Ausreden, die gesucht werden, um von eigenen Schwächen abzulenken. Ich höre immer, dass wir nicht fit waren. Das stimmt nicht. Wir haben häufig im Schlussdrittel unser bestes Eishockey gespielt. Wie passt das zusammen? Das wir ein langsames Team waren stimmt hingegen. Nur: Man kann eine Mann-schaft nicht schneller machen. Wie soll ich aus einem Mathieu Biron einen Richard Mueller machen? Wir hatten von den Spielertypen zu viele große, schwere Profis. Daraus resultiert der mangelnde Speed. Und glauben sie mir: Wir haben genügend Videostudium betrieben und die Spieler gut vorbereitet

Häufig haben Sie aber nur rund eine Dreiviertelstunde trainieren lassen…

Gardner: Ich arbeite lieber 45 Minuten intensiv als es künstlich in die Länge zu ziehen. Noch einmal: Meine Mannschaft war körperlich fit.

Welche Fehler haben sie gemacht?

Gardner: Ich hätte die Zügel straffer halten und noch mehr die Richtung vorgeben müssen. Die Profis haben von mir viel Freiheit bekommen und einige haben es ausgenutzt. Leider hatte ich nicht die Option Spieler zur Strafe auf die Tribüne zu schicken. Wir hatten ja immer mit Strafen und Verletzten zu kämpfen. Zudem habe ich das offensive System, wofür ich nicht die Spieler hatte, zu spät geändert. Ich habe viel gelernt und bin jetzt ein besserer Coach, als vor meiner Zeit in Hamburg.

Wie haben sie den Wechsel auf dem Geschäftsführerposten von Boris Capla zu Michael Pfad erlebt?

Gardner: Es hat viel Unruhe in den Verein gebracht. Ich habe wirklich kein Problem mit Pfad aber es war natürlich unglücklich, dass er im Dezember öffentlich mehr oder weniger die Saison abgehakt und den großen Personalwechsel angekündigt hat. Das hat viele Spieler verunsichert und sicher auch ein stückweit demotiviert.

Trotz der schwierigen Umstände macht ihnen der Abschied zu schaffen.

Gardner: Absolut. Ich habe mich bereits von einigen Freunden und Spielern verabschiedet. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Es war eine tolle Zeit in der Freundschaften fürs Leben entstanden sind.

Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus?

Gardner: Ich würde sehr gerne in Europa bleiben. In Deutschland hat es mir und meiner Familie sehr gefallen. Es ist auch eine Option nach Nordamerika als Trainer oder Co-Trainer zurückzugehen.