Die Hamburg Freezers verlieren ihr viertes Viertelfinal-Play-off 1:3 gegen Mannheim, das jetzt nur noch einen Sieg braucht.

Hamburg. Es ist Sitte in den Play-offs, dass sich die beteiligten Eishockeyprofis erst rasieren, wenn sie ausgeschieden sind. Die Spieler der Hamburg Freezers sollten auf ihrer Reise in den Süden der Republik ihre Rasiergeräte im Gepäck haben, denn nach der 1:3-(0:0, 0:1, 1:2)-Heimniederlage, mit der die Adler Mannheim in der Best-of-seven-Viertelfinalserie 3:1 in Führung gingen, droht morgen Abend der Knock-out. Dass dem so ist, muss sich das Team von Cheftrainer Benoît Laporte selbst zuschreiben, denn im bislang ausgeglichensten Spiel der Serie war es dem Titelfavoriten mehr als ebenbürtig. Einziges Manko: Hamburg traf das Tor erst, als es zu spät war.

Laporte und sein Mannheimer Pendant Harold Kreis waren sich einig, das beste Spiel der Serie gesehen zu haben. "Es war ein sehr enges und intensives Match. Wir haben die Tore geschossen, als wir sie gebraucht haben", sagte Kreis. In diesem Moment schlug Laporte die Hände vor die Augen und schüttelte den Kopf. "Wir haben zu viele Chancen vergeben, sogar zweimal das leere Tor nicht getroffen. Dennoch war es ein tolles Spiel", sagte er.

Es entwickelte sich vom ersten Bully an ein intensives Play-off-Match. Die Adler wirkten, was keine Überraschung war, erneut reifer in der Spielanlage und auch gedankenschneller, die Freezers hielten jedoch defensiv konzentriert gegen und versuchten ihrerseits, durch schnelles Umschalten Torchancen zu kreieren. Das gelang: Thomas Oppenheimer schoss knapp vorbei (5.), Garrett Festerling brachte im Gewühl nicht genug Druck hinter die Scheibe (16.), und einem Treffer von Aleksander Polaczek (7.) versagte das Schiedsrichterduo die Anerkennung, weil Kapitän Christoph Schubert dem Mannheimer Torhüter Fredrick Brathwaite den Puck regelwidrig aus den Händen gespielt hatte. Aber auch die Mannheimer hätten in Führung gehen können. Zunächst war es Adam Mitchell, der mit einem Flachschuss am sicheren Freezers-Keeper John Curry scheiterte (6.), anschließend hätte Marcus Kink einen Konter fast verwertet, traf aber nur das Außennetz (11.). Beide Teams spielten diszipliniert, konnten ihr jeweils einziges Überzahlspiel nicht in Zählbares umsetzen. Auf Mannheimer Seite machte sich dabei einmal mehr das Fehlen von Chris Lee bemerkbar. Der beste Verteidiger der Hauptrunde hatte sich im ersten Spiel eine bislang nicht benannte Verletzung zugezogen.

Hochschalten für die Entscheidung

Angetrieben von 7901 Fans, die wie schon im ersten Heimspiel eine überragend stimmungsvolle Kulisse bildeten, übernahmen die Hamburger im zweiten Drittel die Spielkontrolle und waren das klar bessere Team. Vor allem läuferisch präsentierten sich Laportes Spieler in besserer Verfassung als in den ersten beiden Spielen.

Die besten Chancen vergaben Schubert, der einmal über das Tor zielte und dann an Brathwaite scheiterte (25.), und Jerome Flaake, der die Scheibe beim Versuch, den Keeper auszuspielen, verlor (32.). Und so führte plötzlich Mannheim. Nicholas Dimitrakos hätte nach einem Missverständnis zwischen Schubert und Patrick Köppchen seinen Sololauf in Richtung Curry mit dem 1:0 krönen müssen, scheiterte jedoch am gut reagierenden Torhüter (28.). Gegen den Handgelenksschuss von Frank Mauer in den Winkel sieben Minuten später war Curry jedoch machtlos. Im Schlussdrittel war das Tempo nicht mehr ganz so intensiv, dennoch wäre der Ausgleich möglich gewesen, wenn Brathwaite nicht einen Sahne-Abend erwischt hätte. Weil Mannheim mit Pfostenschüssen von Yanick Lehoux und Kink Pech hatte, blieb es Craig MacDonald vorbehalten, Curry mit einem haltbaren Rückhandschlenzer zu bezwingen. Serge Aubins spätes Anschlusstor zum 1:2 (59.) beantwortete Mitchell, der ins von Curry verlassene Tor traf.

Der zweite Auswärtssieg der Adler stellt die Freezers nun vor die fast unlösbar erscheinende Aufgabe, die letzten drei Spiele gewinnen zu müssen, um das Halbfinale doch noch zu erreichen. "Wenn man solche Chancen nicht nutzt, kann man Mannheim nicht schlagen", sagte Köppchen. Sollte ein Erfolg gelingen, würde am Sonntag um 14.30 Uhr wieder in der O2-World gespielt. Aber dafür müssen Tore her.

Tore: 0:1 (34:51) Mauer (Lehoux), 0:2 (57:05) MacDonald, 1:2 (58:50) Aubin (Traverse, Brooks) 6-5, 1:3 (59:46) Mitchell empty net. Strafminuten: 6/10. Schiedsrichter: Brüggemann/Schütz (Iserlohn/Moers). Zuschauer: 7901.

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