Der ehemalige Sportchef Bob Leslie vergleicht die Hamburg Freezers und Adler Mannheim

Hamburg. Mit großer Spannung erwartet Bob Leslie die anstehenden Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Der ehemalige Sportdirektor der Hamburg Freezers, der heute eine Eishockeyakademie in Kanada leitet, blickt natürlich vor allem auf die Viertelfinalserie seines Ex-Teams gegen die Adler Mannheim. Im Abendblatt vergleicht der 62-Jährige die beiden Teams. Seine Bewertungen:

Die Torhüter: "Mannheims Fredrick Brathwaite ist seit Jahren einer der besten Keeper der DEL. Vor allem in den 'Big Games', also speziell in den Play-offs, ist er immer richtig heiß. Brathwaite ist mit 1,70 Meter ein kleiner, aber beweglicher Torhüter. Dass er bereits 39 Jahre alt ist, spielt keine Rolle. Trainer Harold Kreis hat ihm immer wieder Pausen gegönnt. 'Freddy' kann in einer Serie den Unterschied ausmachen. Das gilt auch für John Curry. Die Freezers hatten über Jahre ein Torwartproblem, das sie nun gelöst haben. Curry hat starke Reflexe, strahlt Ruhe aus. Das Torhüter-Spiel ist in den Play-offs wahnsinnig wichtig. Jedes Meisterteam hatte in den vergangenen Jahren einen Super-Keeper. Ich sehe beide Teams auf der Torwart-Position gleich gut besetzt."

Die Defensive: "Für Hamburg wird Christoph Schubert ein sehr wichtiger Faktor werden. Er muss als Kapitän und Topspieler eine große Rolle übernehmen. Schubert hat den härtesten Schuss bei den Freezers, leider wissen das auch die Gegenspieler, die natürlich gegen ihn besonders verteidigen. Insgesamt sind die Freezers mit Spielern wie Daniel Nielsen oder Patrick Köppchen sehr solide in der Defensive aufgestellt. Patrick Traverse kenne ich noch aus meiner Zeit in Düsseldorf. Auch wenn er sehr schwankend gespielt hat in der Saison, ist er jemand, der in den Play-offs wichtig werden kann. Er ist taktisch gut geschult, kann in Überzahl immer wieder torgefährlich werden. Bei Mannheim ist Chris Lee natürlich der überragende Mann. Er ist der Kopf der Mannschaft im Powerplay. Lee ist zu Recht zum besten Abwehrspieler in dieser Saison gewählt worden. Wenn man beide Abwehrreihen vergleicht, muss man sagen, dass die Adler über mehr Offensivstärke verfügen, aber die Hamburger defensiv stabiler sind."

Die Offensive: "Es gibt kein Team, das über derart viel Tiefe verfügt wie Mannheim. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Adler über gute finanzielle Möglichkeiten verfügen. Sie haben vier Reihen, die Tore schießen können. Mit Nicholas Dimitrakos haben sie zuletzt einen guten Stürmer als überzähligen Ausländer auf der Tribüne gehabt. Das sagt schon alles. Gerade in den Play-offs, wo Verletzungen passieren können, ist Tiefe im Kader ein großer Vorteil. Aber nicht nur die Quantität, auch die Qualität der Mannheimer ist beeindruckend. Spieler wie Christoph Ullmann und Ken Magowan sind sehr stark im Abschluss, arbeiten aber auch nach hinten mit. Bei den Freezers ist die Reihe mit Garrett Festerling, Jerome Flaake und David Wolf überragend. Sie haben sehr viel Energie, spielen starkes Forechecking. Sie sind über die Hauptrunde gesehen die konstanteste Sturmreihe der Liga. Konstanz muss auch Rob Collins zeigen. Ich habe bei der DEG mit ihm zusammengearbeitet und muss sagen, dass er, wenn er will und einen guten Tag erwischt, der talentierteste Mittelstürmer der DEL ist. Seine Übersicht und Spielintelligenz sind überragend, er muss es nur zeigen."

Fazit: "Auch wenn viele Experten Mannheim als klaren Favoriten sehen, erwarte ich keinen Durchmarsch. In den vier Hauptrundenspielen haben beide zwei Siege gefeiert, auch in der Tabelle lagen sie eng beieinander. Es wird eine Super-Serie. Benoît Laporte und Harold Kreis sind sehr gute Trainer, die ihre Teams optimal vorbereiten. Es wird keinerlei Geheimnisse geben. Natürlich drücke ich Hamburg die Daumen. Ich denke, dass die Freezers mit Teamgeist und den Fans im Rücken ins Halbfinale einziehen können."