Die Ferrari-Freude über den zweiten Saisonsieg wird recht schnell getrübt. Nur Räikkönen verzichtet auf eine menschliche Reaktion.
Sakhir. Zweites Rennen, zweiter Sieg – doch bei Ferrari und Sebastian Vettel überwiegt der Schock nach der schweren Verletzung eines ihrer Mechaniker. Die riesige Erleichterung des Deutschen über seinen Zittersieg beim Flutlicht-Spektakel von Bahrain wich schon kurz nach der Champagnerdusche der Sorge um den Kollegen.
„Es geht ihm nicht gut, deshalb sind die Gefühle auch ein bisschen gemischt“, sagte der Formel-1-Spitzenreiter, der erst in den Minuten nach seinem hauchdünnen Erfolg vor Mercedes-Pilot Valtteri Bottas in der Wüste von Sakhir am Sonntag vom Boxenstopp-Unglück bei seinem Stallgefährten Kimi Räikkönen erfahren hatte.
„Ich bin natürlich glücklich über den Sieg, aber es ist nie gut, wenn einer unserer Jungs verletzt wird. Ich wünsche ihm gute Besserung und bin sicher, dass er in guten Händen ist“, sagte Vettel.
Räikkönen verzichtet auf Klinik-Besuch
Beim missglückten Reifenwechsel wurde der Mechaniker angefahren und brach sich nach ersten Diagnosen das Schien- und Wadenbein. Der dramatischer Zwischenfall überschattete den Wüsten-Grand-Prix. Beim Reifenwechsel am Boliden von Räikkönen gab es Probleme am linken Hinterrad. Als die Ampel auf Grün sprang und der Finne losfuhr, waren die Mechaniker noch bei der Arbeit.
Vettels Elektronik-Ingenieur Francesco Cigarini kam dadurch schwer zu Fall und musste eine Weile vor der Box versorgt werden. Anschließend wurde er zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht, Weiteres zum Zustand des Mannes teilte Ferrari zunächst nicht mit. Räikkönen musste das Rennen wegen des Vorfalls aufgeben. Den Gang in die Klinik, um sich nach dem Zustand des schwer verletzten Italieners zu erkundigen, schenkte sich der unterkühlte Finne.
„Warum? Wir haben hier Arbeit zu erledigen und im Krankenhaus gibt es Leute, die sich bestmöglich um ihn kümmern. Ich hoffe, es geht ihm bald besser“, sagte Räikkönen auf eine entsprechende Nachfrage.
Wieso erhielt Räikkönen grünes Licht
Warum der 38 Jahre alte Renn-Oldie grünes Licht erhielt, ist noch unklar. Untersucht wird nun, ob es sich dabei um einen technischen Defekt gehandelt hat oder das zuständige Teammitglied zu schnell auf den Knopf drückte, der Räikkönen das Signal gab, losfahren zu können.
Die Rennkommissare verurteilten am späten Abend Ferrari zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro. Die Party fiel bei der Scuderia für den Vettel-Sieg nach einer höchst waghalsigen Reifen-Strategie deutlich gedämpfter aus.
Starke TV-Quote bei Vettels zweitem Streich
Da war die Freude beim TV-Sender RTL schon größer. Durchschnittlich 4,72 Millionen Zuschauer verfolgten den Wüsten-Krimi und sorgten für einen Marktanteil von 27,6 Prozent – eine starke Quote.
HA/dpa/sid