Oschersleben. 16-Jähriger trägt einen großen Namen und viel Talent in sich. Der Sieg in der Formel 4 erregt nicht nur in Italien Aufmerksamkeit.

Nachdem Mick Schumacher bei seiner Premiere im Formel-Sport sofort Vollgas gegeben hatte, trat sein Umfeld erwartungsgemäß auf die Bremse. Doch das stete Mahnen von Managerin Sabine Kehm vor einem Hype um den Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher war vergebene Liebesmüh.

Vor allem Ferrari-Land Italien begleitete den Sieg des 16-jährigen Mick im erst dritten Rennen in der ADAC Formel 4 ausgiebig - und mit viel Pathos. „Mick Schumacher, erster Sieg im Namen des Vaters“, schrieb die Gazzetta dello Sport: „Das Debüt des jungen Schumachers vor Augen des Großvaters Rolf ist einfach bewegend und ein Beweis, dass das Leben trotz Tragödien weitergeht.“

Der Corriere dello Sport bezeichnete den Sieg als einen „Lichtstrahl nach der Trauer um den Unfall seines Vaters“, die Ähnlichkeit mit „dem großartigen Michael“ sei „offensichtlich“.

„Superschönes Wochenende“

Sabine Kehm versuchte sich derweil nach Kräften an einer nüchternen Einordnung der Geschehnisse in Oschersleben. „Wie alles gelaufen ist, war super, aber das bedeutet nicht, dass es automatisch so weiterläuft“, sagte die Managerin, die sich natürlich trotzdem über ein „superschönes Wochenende“ freute. Schumachers Sieg kam überraschend, er erhöht aber auch die sowieso schon gewaltige Erwartungshaltung.

Dem entgegensteuern will neben Kehm auch Teamchef Frits van Amersfoort. „So was kann man nicht erwarten, dass kann man nur hoffen. Ich halte es nicht für richtig, wenn man das erwartet, das wäre Blödsinn“, sagte der Niederländer.

Lars Soutschka, Motorsportchef des ADAC, schlug in dieselbe Kerbe: „Man darf die Erwartungen nicht zu hoch hängen, die Saison ist noch lang und die Konkurrenz schläft sicherlich nicht.“

Aufholjagd beschert Schumacher Podiumsplatz

Am Wochenende in Oschersleben drehte sich viel, wenn auch nicht alles um Mick Schumacher. Die zahlreichen Fans wollten den Sohn ihres Idols endlich mit eigenen Augen sehen, die Fotografen suchten das beste Motiv. So unbehelligt wie seine Teenager-Kollegen konnte Mick Schumacher nicht durchs Fahrerlager schlendern.

Das ist die ADAC Formel 4

Teams

18 Rennställe haben für die Premierensaison gemeldet. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Italien. Die Piloten stammen aus 13 Nationen weltweit. Die maximale Teilnehmerzahl liegt bei 42 Fahrern.

Bekannte Nachnamen

In der Starterliste tauchen einige sehr bekannte Nachnamen auf. Allen voran der Name Schumacher: Mick, Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Er bestreitet seine erste Formel-Saison. Harrison Newey ist der Sohn von Formel-1-Design-Guru Adrian Newey. Jonathan Cecotto der Sohn des ehemaligen Motorrad-Weltmeisters und Ex-Formel-1- und Tourenwagenpiloten Johnny Cecotto.

Wagen

Der italienische Hersteller Tatuus liefert das Chassis.  Der Turbomotor kommt von Abarth. Er hat 160 PS. Der Wagen erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 210 Stundenkilometern und wiegt 570 Kilogramm.

Punkte

Die Punkte werden wie in der Formel 1 vergeben: Der Erste bekommt 25, der Zweite 18, der Dritte 15. Dann geht es bis zu Platz zehn mit 12, 10, 8, 6, 4, 2 Punkten und einem Zähler weiter.

Rennen

Gefahren werden drei Rennen pro Wochenende. Acht Rennwochenenden stehen im Programm, damit kommt es zu 24 Wertungsläufen für die Gesamtwertung.

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Dass er auf Schritt und Tritt und natürlich besonders auf der Rennstrecke genaustens beobachtet wurde, steckte Schumacher erstaunlich locker weg. In den drei Rennen über jeweils 30 Minuten deutete er an, dass er nicht nur einen großen Namen, sondern auch viel Talent in sich trägt. Die Aufholjagd am Sonnabend von Startplatz 19 auf Rang neun bescherte ihm als besten Neuling einen Platz auf dem Podium und eine erste Champagner-Dusche.

Die Rookie-Wertung und den Sprung in die erste Startreihe im Abschlussrennen nahm er gelassen hin. Im zweiten Rennen zeigte er am Sonntagmorgen packende Überholmanöver und krönte sein Wochenende anschließend mit dem Sieg.

Erster Schritt getan

„Klasse, oder? Ich kann es nicht anders sagen. Das hat er klasse gemeistert. Er ist vom Start weg sauber gefahren, war schnell und hat keinen Fehler gemacht“, sagt van Amersfoort. Dass ausgerechnet Teamkollege Joey Mawson Schumacher kurz vor Schluss in einen harten Zweikampf zwang, kostete nicht nur van Amersfoort einige Nerven: „Ich muss schon zugeben, dass ich froh über das Safety Car war.“

Nach einem Dreher im Feld rückte das Safety Car bis zum Rennende aus und erlöste Schumacher von seinem Verfolger. Glück gehabt, mögen einige gedacht haben. Und vielleicht sogar recht haben. Aber, „dass Mick vorneweg gefahren ist, hat uns nicht überrascht. Wir waren uns dessen bewusst, dass er gut starten und ein Rennen von vorne fahren kann“, sagte Sabine Kehm.

Ein Dauer-Abonnement auf weitere Siege dürfte Mick Schumacher trotzdem nicht gelöst haben. „Es gibt viele schnelle Jungs, man darf keinen Fehler machen. Es wird noch viele verschiedene Sieger geben“, sagt van Amersfoort. Aber man muss kein großer Prophet sein, um zu erkennen, dass Mick Schumacher den ersten kleinen Schritt in die großen Fußstapfen seines Vaters gemacht hat. (sid)