Michael Schumacher hat seine „Motivation und Energie” verloren und beendet seine Karriere, wie der Rekordweltmeister selbst sagt.

Suzuka. Es ist endgültig aus und vorbei. Michael Schumacher will nicht mehr. Der Rekordweltmeister hört nach der laufenden Saison auf. Am 25. November wird sich Schumacher nach seinem 308. Grand Prix mit fast 44 Jahren aus der Königsklasse verabschieden. „Time to say goodbye“, sagte Schumacher am Donnerstag im japanischen Suzuka. „Ich habe die Motivation und Energie verloren, die zweifelsfrei notwendig sind.“

Sechs Rennen noch, dann ist Schluss. Sein Entschluss reifte „im Bewusstsein, noch immer mit den Besten der Welt mithalten zu können“, erklärte der siebenmalige Weltmeister auf seiner Homepage. „Das macht mich stolz, und auch deshalb habe ich mein Comeback nie bereut.“ Schumacher beendete damit auch die wild blühenden Spekulationen um einen Wechsel zu einem anderen Team, nachdem sein Vertrag beim deutschen Werksteam Mercedes jüngst nicht verlängert worden war.

Drei Jahre im Silberpfeil, drei Jahre ohne Sieg. Drei Jahre, die einen anderen Michael Schumacher zeigten: Einen in sich ruhenden und zufriedenen Piloten, der selbst trotz Dauer-Erfolglosigkeit offener und zugänglicher wirkte als in seiner ersten Karriere von 1991 bis 2006.

Sechs Tage nachdem Mercedes die Verpflichtung des Ex-Champions Lewis Hamilton als Schumacher-Nachfolger bekanntgegeben hatte, gab der Kerpener aber auch zu, die Ziele mit dem nicht WM-tauglichen Mercedes verfehlt zu haben. „Ich habe Ende 2009 gesagt, dass ich an meinen Erfolgen gemessen werden möchte, und daher habe ich in den vergangenen drei Jahren viel Kritik eingesteckt, die zum Teil berechtigt war.“ Klar sei auch, dass er niemandem mehr eine langfristige Perspektive bieten könne, meinte Schumacher.

Wochen- gar monatelang zögerte er eine Entscheidung hinaus. „Ich war mir schon während der letzten Monate nicht mehr sicher, ob ich die nötige Motivation und Energie für ein oder zwei weitere Jahre noch aufbringen kann; und es ist nicht mein Stil etwas zu tun, wovon ich nicht 100% überzeugt bin.“. Sein Team, das am 23. Dezember 2009 das spektakuläre Comeback bekanntgegeben hatte, war längst unruhig geworden, suchte nach möglichen Alternativen. Da kam der 16 Jahre jüngere Hamilton wie ein Segen.

Wohl auch für Schumacher. Die Entscheidung, zumindest bei Mercedes weiterzumachen oder nicht, wurde ihm abgenommen. Prompt kursierten Gerüchte, der Wahl-Schweizer könnte bei Sauber anheuern. Auch eine Rückkehr zu Ferrari schien manchen eine gar märchenhafte Vorstellung.

Schumacher will aber nicht mehr. Seine Worte erinnern an den ersten Rücktritt, den er am 10. September 2006 in Monza erklärt hatte. Auch damals waren die Batterien des unermüdlichen Perfektionisten leer. Nach sieben WM-Titeln, davon fünf in Serie mit Ferrari, 91 Siegen und 68 Poles verabschiedete sich Schumacher nach der Saison 2006 in den Ruhestand.

Allerdings kam auch schnell die Unruhe wieder auf. Schumacher fuhr Motorradrennen und verunglückte bei Testfahrten auf dem Zweirad im Februar 2009. Eine Rückkehr im Sommer desselben Jahres für Ferrari musste er schweren Herzens wegen der Folgen des Crashs absagen.

Ein paar Monate später gab Mercedes das Comeback bekannt. Die „deutsche Nationalmannschaft der Formel 1“ mit Schumacher und Teamkollege Nico Rosberg war perfekt. Mehr als ein dritter Platz im Juni in Valencia und die Pole-Zeit beim Klassiker in Monaco sprang für den einst siegverwöhnten Schumacher nicht heraus. Er wurde oft von Pannen gebremst und leistete sich auch immer wieder Fehler, wie zuletzt in Singapur, als er einen heftigen Auffahrunfall verursachte.

Sechs Versuche hat er nun, vielleicht doch noch einen Sieg im Silberpfeil zu feiern. In Suzuka beim Großen Preis von Japan muss er wegen seines Singapur-Crashs allerdings zehn Plätze in der Startaufstellung zurück. Die Bekanntgabe seines Karriereendes kam nach Wochen des Überlegens und Grübelns. „Mit meiner heutigen Entscheidung fühle ich mich von diesen Zweifeln befreit“, sagte er.

Weltmeister Sebastian Vettel hat indes mit großem Bedauern auf den Rücktritt von Schumacher reagiert. „Das ist sehr schade und ein großer Verlust für die Formel 1. Die letzten drei Jahre hatten wir viel Spaß mit ihm“, sagte der 25 Jahre alte Red-Bull-Pilot: „Es ist seit seiner Rückkehr vielleicht nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hat. Aber ich denke, das Auto hat einfach nicht mehr hergegeben, und so konnte er nicht zeigen, dass er es nach wie vor draufhat.“

Ohnehin habe Schumacher „niemanden mehr etwas zu beweisen“, sagte Vettel, „für mich ist er immer noch einer der Größten. Es war immer etwas Besonderes, gegen ihn zu fahren. Auf der Strecke war er manchmal hart, aber immer fair.“ Vettel hofft nun, dass er sein Idol in der kommenden Saison „in einer anderen Funktion doch noch an der Strecke sehen“ wird.

Auch Schumachers Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg bedauerte „Schumis” Ankünigung. „Das ist ein Riesenverlust für unseren Sport. Viele Fans haben sich nach seiner Rückkehr wieder für die Formel 1 interessiert. Ich kann mich sehr, sehr glücklich schätzen, dass ich ihn drei Jahre als Teamkollegen hatte“, sagte Rosberg: „Vor seiner Leistung habe ich einen Riesenrespekt. Er war drei Jahre lang weg, da ist es so schwer, wieder reinzukommen und wieder auf das Level zu kommen, bei dem er wieder ist.“

Mit Material von sid