Vettel darf sich keinen Fehlstart leisten. Schumacher feiert seinen 300. Grand Prix und Alonso kann einen Schumi-Rekord einstellen.

Spa Francorchamps. Die Ferien sind vorbei: Gut erholt und voller Tatendrang will Sebastian Vettel seiner längsten Sieglos-Serie im Red Bull nun ein Ende bereiten. Im Formel-1-Wohnzimmer von Kumpel Michael Schumacher muss sich der Titelverteidiger aber auf ein großes Spektakel gefasst machen. Beim Großen Preis von Belgien feiert Schumacher seinen 300. Grand Prix, Spitzenreiter Fernando Alonso will einen neun Jahre alten Rekord des siebenmaligen Weltmeisters einstellen, und Spa-Spezi Kimi Räikkönen zum Auftakt des zweiten Saisonabschnitts richtig in den WM-Kampf einmischen. Vettels Freude ist dennoch groß: „Es ist gut, nach der Sommerpause wieder zurück zu sein.“

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Er nutzte die rennfreie Zeit auf seine Art. „Da es schön heiß war, war ich viel im Wasser und schwimmen“, erzählte Vettel grinsend. Verabschiedet hatte sich der 25-Jährigen schon augenzwinkernd mit den Worten: „Ich werde mir in der Sommerpause überlegen, was ich alles hätte besser machen können und dann sind ja eh schon die vier Wochen rum.“

Vier Monate und sieben Rennen ist sogar sein letzter Sieg her, am 22. April hatte Vettel den Großen Preis von Bahrain gewonnen. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Alonso beträgt auf Rang drei bereits 42 Punkte. Teamkollege Mark Webber, der am Montag seinen 36. Geburtstag feierte, liegt mit 40 Punkte weniger als Alonso (162) auf Rang zwei. Vierter ist 2010-Spa-Gewinner Lewis Hamilton im McLaren mit 117 Punkten vor Räikkönen (116) im Lotus.

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Wenn Vettel seine historische Hattrick-Mission mit dem dritten Titel nacheinander erfolgreich bewältigen will, muss er jetzt den Turbo zünden: Schon eine Woche nach dem Belgien-Rennen geht es mit dem Ferrari-Heimspiel für Alonso in Monza weiter. Und der Spanier kündigte bereits für Spa an, wo er noch nie gewinnen konnte: „Wir werden 200 Prozent bereit sein.“ Setzt er seine Punkteserie fort, kann er den Rekord von Schumacher einstellen. Der Kerpener war von 2001 bis 2003 24 Mal nacheinander in die Punkteränge gerast. Alonso steht derzeit bei 23 Rennen. Das letzte Mal ging der Titelträger von 2005 und 2006 am 12. Juni 2011 im Regenchaos von Montréal leer aus.

In diesem Jahr ist der dreimalige Saisonsieger bislang das Maß der Dinge. „Er wächst gerade über sich hinaus“, befand jüngst Rekordchampion Schumacher über seinen Nach-Nachfolger bei der Scuderia. Der 43-Jährige selbst würde nur zu gern auch ganz vorn mitmischen. Erst recht in Spa. „Irgendwie scheint sich immer alles in Spa abzuspielen, meine Karriere kreist sozusagen um Spa“, meinte er. „Dass ich jetzt auch dort mein 300. Rennen begehe, ist klarer Zufall, aber irgendwie auch erwartbar.“

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Ein Sieg ist das nicht unbedingt. „Wir sind bei der Leistung unseres Autos noch nicht ganz in der Position, in der wir gerne wären, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass wir um den Sieg kämpfen werden, aber es wäre schön, wenn Michael zu diesem besonderen Anlass ein gutes Ergebnis erzielen könnte“, sagte Teamchef Ross Brawn der dpa. Für seine Aufholjagden in Spa, wo er 1991 sein erstes Rennen absolvierte, 1992 seinen ersten Sieg feierte, insgesamt sechsmal gewann und 2004 zum bis dato letzten Mal Weltmeister wurde, ist Schumacher allerdings bekannt. 1995 raste es im Regen von Platz 16 zum Sieg, vor einem Jahr vom letzten Startplatz auf Rang fünf und machte dabei 19 Plätze gut.

Vor einem Jahr gelang Vettel der erste Sieg auf dem 7,004 langen Auf- und Abkurs mit der 18-Prozent-Steigung der berüchtigten Eau Rouge in den Ardennen. Rückkehr Räikkönen gelang das bereits viermal. Und der Iceman ist heiß auf seinen ersten Sieg bei seinem Comeback im Lotus. „Ich habe beim Belgien Grand Prix für gewöhnlich immer gute Resultate erzielt, aber was mal passiert ist, nützt mir auch nichts“, befand der Finne gewohnt lakonisch: Es schade aber auch nicht. Tabellenvordermann Hamilton nutzte sein Sieg vor der Sommerpause indes einiges: Das Team verabschiedete sich mit einem guten Gefühl in die Ferien. Und im Champion von 2008 nährte der Erfolg die Hoffnung und die Zuversicht, „dass wir in den letzten neun Rennen zurückkommen können mit einer echten Chance, um beide WM-Titel zu kämpfen“. Vettel ist gewarnt.