Die Luft wird dünner für den Formel-1-Boss in der Schmiergeldaffäre. Dennoch will er offenbar am Sonnabend nach Hockenheim kommen.

Hockenheim. Die „Berniegate“-Affäre weitet sich aus, doch mit dem Rücken an der Wand flüchtet sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zumeist in Galgenhumor. „Ich glaube nicht, dass es mir im Gefängnis gefallen würde. Was sollte ich also dort?“, fragte er kürzlich in der Daily Mail. Doch die Zeugenaussage von Gerhard Gribkowsky, die nun an die Öffentlichkeit drang, hat in der Schmiergeldaffäre den Druck auf den 81 Jahre alten Ecclestone kräftig erhöht.

Nach Hockenheim werde er am Samstag auf jeden Fall kommen, beteuerte der Zampano mehrfach - und das, obwohl einige Medien schon vermuten, die deutschen Behörden könnten die Chance auf einen „Zugriff“ nutzen. Denn die Schlinge um Ecclestones Hals zieht sich nach Gribkowskys Aussagen zu. Die Münchner Staatsanwaltschaft und der Richter hatten schon bei der Verurteilung des ehemaligen Risikovorstands der Bayerischen Landesbank (BayernLB) zu achteinhalb Jahren Gefängnis klar gemacht, dass sie in Ecclestone den wahren Schuldigen sehen.

Nach übereinstimmenden Berichten der Süddeutschen Zeitung und des Münchner Merkur sagte Gribkowsky am Dienstag vergangener Woche acht Stunden lang bei den Ermittlern aus - und das, obwohl er sich wegen der laufenden Revision auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen könnte. Nun gilt seine Aussage als Hauptbeweismittel gegen Ecclestone, nach SZ-Angaben treibe die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen „mit Hochdruck“ voran. Für die Öffentlichkeit wurde dagegen eine Mauer des Schweigen aufgebaut. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Anwälte oder Ecclestone selbst äußerten sich zunächst. Auch Fahrer und Offizielle in der Formel 1 packen das heiße Eisen nicht an.

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„Big Bernie“ hatte zuletzt Gribkowskys Vorwürfe zurückgewiesen. Dessen Behauptung, Ecclestone habe ihm 44 Millionen Dollar zukommen lassen, um die Formel 1-Beteiligung der BayernLB an den britischen Investor CVC zu verkaufen, sei „Unsinn. Der Mann lügt“, hatte der Brite dem Focus gesagt.

Gleichzeitig hatte er aber bestätigt, Gribkowsky zehn Millionen Pfund gezahlt zu haben. Allerdings nicht als Schmiergeld, sondern als Schweigegeld, weil Gribkowsky ihn erpresst habe. Er habe gezahlt, sagte Ecclestone, „damit er mit dem Blödsinn aufhört, mir permanent Andeutungen zu machen, wie er mich bei den britischen Steuerbehörden hinhängen kann.“ Doch wieso tat Ecclestone das, wenn er, wie er stets beteuert, „nichts Unrechtes“ getan hat? Wieso zeigte er Gribkowsky nicht einfach an?

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„Ich hatte damals den Eindruck, dass er allein auf Grund von unwahren Andeutungen die Möglichkeit gehabt hätte, mir langwierige Schwierigkeiten zu bereiten“, meinte Ecclestone: „Ich bin Geschäftsmann. Ich wäge immer ab zwischen Chance, Risiko und Ärger. Auch wenn Gribkowskys Behauptung nicht stimmt, hätten die Steuerbehörden jahrelang gegen mich ein Verfahren geführt. So etwas kostet Zeit und Geld.“

In den Augen des Gerichts eine höchst unglaubwürdige Aussage, doch bisher war Ecclestone für die Justiz nicht zu greifen. Schon im Plädoyer gegen Gribkowsky hatte Oberstaatsanwalt Christoph Rodler Ecclestone angegangen. Der Brite habe zum betreffenden Zeitpunkt

2005 ernsthaft mit dem Verlust seiner Macht rechnen müssen und um sein Lebenswerk gefürchtet, erklärte Rodler. Richter Peter Noll erklärte beim Urteilsspruch schließlich, der Brite sei seiner Ansicht nach „die treibende Kraft“ der Affäre gewesen. Ecclestone habe Gribkowsky „ins Verbrechen geführt“ und nicht umgekehrt.

Der Formel-1-Promoter hatte sich im Prozess stets zur Verfügung gestellt und auch persönlich in München ausgesagt. Allerdings hatte er stets betont, nur Zeuge gewesen zu sein - und sich nach SZ-Angaben freies Geleit zusagen lassen. Diese Zusage würde er angesichts der neusten Entwicklung nun wohl nicht mehr bekommen. (sid/abendblatt.de)