Der Dauerregen stürzt die Formel 1 in ein Chaos. Die Qualifikation wurde unterbrochen, letztlich holte Fernando Alonso die Pole Position.

Silverstone. Fernando Alonso war der große Glückspilz im Regen-Roulette von Silverstone, Michael Schumacher und Sebastian Vettel stehen beim britischen Grand Prix Seite an Seite in der zweiten Startreihe. In einem Marathon-Qualifying mit einer 92-minütigen Unterbrechung verpassten die beiden deutschen Formel-1-Stars die erste Reihe nur knapp, Vorjahressieger und WM-Spitzenreiter Alonso dagegen holte erstmals seit dem Rennen in Singapur im September 2010 wieder eine Pole Position für Ferrari und widmete sie der am Dienstag schwer verunglückten Marussia-Testpilotin Maria de Villota, die wie er aus Spanien kommt.

„Das war eine aufregende Sitzung, und ich bin natürlich zufrieden“, sagte der drittplatzierte Schumacher, der vor der zwischenzeitlichen Unterbrechung mit seinem Mercedes-Silberpfeil mehrfach neben der eigentlichen Strecke herumgerutscht war. „Mein Visier war beschlagen und ich habe fast nichts mehr gesehen“, sagte der Rekordweltmeister. Für das wahrscheinlich ebenfalls ziemlich feuchte Rennen ist er zuversichtlich. „Wir sehen ziemlich gut aus im Regen. Also ist er auch willkommen“, meinte der 43-Jährige, der zuletzt in Valencia als Dritter seine erste Podiumsposition seit seinem Comeback vor zweieinhalb Jahren geholt hatte. Am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) ist für den „Regengott“ früherer Tage vielleicht sogar noch mehr möglich.

Vettel war unterdessen über seinen vierten Rang nicht ganz glücklich, zumal Teamkollege Mark Webber (Australien) auf Platz zwei fuhr. „Ich bin nicht hundertprozentig zufrieden. Meine Runde war nicht perfekt und hätte etwas besser sein können“, sagte der Red-Bull-Pilot, der sich für seinen Freund Schumacher freute. Für ihn selbst sei aber einiges möglich. „Es ist ein langes Rennen“, meinte Vettel. Bei solch unvorhersehbaren Bedingungen sei die Startposition nicht so entscheidend.

Für Alonso, der es erst auf den letzten Drücker in die dritte Qualifikationsrunde geschafft hatte, ist sie sogar „die vielleicht unwichtigste des Jahres“. Dennoch war er glücklich. „Zwei Jahre sind eine lange Zeit“, meinte der Spanier, der zum 21. Mal in seiner Karriere auf Platz eins steht und in der WM-Wertung nach seinem Heimsieg in Valencia mit 111 Punkten vor Webber (91) liegt.

Der am Sonntag von Platz sieben startende Lokalmatador Lewis Hamilton (88), dessen McLaren-Kollege Jenson Button schon in der ersten Runde ausgeschieden war und nur auf Startplatz 17 steht, folgt auf Rang drei vor Vettel (85) und Schumachers Mercedes-Kollegen Nico Rosberg (75). Der hatte in den 6:19 verbleibenden Minuten nach der Regenunterbrechung den Sprung in die dritte Qualifikationsrunde der besten Zehn verpasst, rückte durch Strafen gegen andere Piloten letztlich aber noch auf Rang zehn vor. Einer der Bestraften war Nico Hülkenberg, der wegen eines Getriebewechsels letztlich auf Position 13 zurückgestuft wurde. Marussia-Pilot Timo Glock holte Startplatz 20.

+++ Regen zwingt Vettel zum Parken - Wetterbesserung nicht in Sicht +++

Fast fühlte man sich am Samstag in Silverstone wie im Wimbledon früherer Tage, wobei dort inzwischen aber erfolgreich Abhilfe geschaffen worden ist. „Im Unterschied zu Wimbledon haben wir leider kein Dach“, meinte Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit einem Seitenblick auf den dort jetzt bei Bedarf überdachten Centre Court und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Wir sollten vielleicht mal mit Bernie Ecclestone sprechen.“

Die Unterbrechung im Qualifying war die Fortsetzung des Chaos, das schon am Tag zuvor rund um Silverstone geherrscht hatte. Wegen des Regens waren viele Parkplätze auf den Wiesen rund um die Strecke gesperrt worden. Das hatte zu kilometerlangen Staus geführt. Teilweise mussten Fans bis zu sechs Stunden auf dem Zufahrtsstraßen ausharren, viele drehten entnervt um. Formel-1-Boss Ecclestone wurde noch rechtzeitig gewarnt und fuhr zurück ins Hotel. Allein die Ausgleichszahlungen an die Zuschauer, die am Freitag nicht an die Strecke kommen konnten, belaufen sich schon auf mehr als eine Million Pfund (1,25 Millionen Euro).

Für den Samstag griffen die Veranstalter danach zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Weil erneut 40.000 Parkplätze gesperrt werden mussten, appellierte man an die Fans in Zeitungen und im Radio: „Bleibt bitte zu Hause - auch wenn ihr Karten habt.“ Die Hoffnung ist, dass damit die Parkplätze für den Ansturm zum Rennen am Sonntag geschont würden. (sid/abendblatt.de)