Im strömenden Regen von Silverstone hatte der Formel-1-Zirkus beim freien Training am Freitag so seine Probleme. Hamilton am schnellsten.

Silverstone. Erst ging auf den Zufahrtstraßen nach Silverstone nichts mehr, dann auch die meiste Zeit auf der Strecke: Nachdem die Fans schon auf ihrer Schleichfahrt zum britischen Grand Prix in kilometerlangen Staus fast verzweifelt waren, bekamen sie im englischen Regen von ihren Lieblingen dann auch kaum noch etwas zu sehen. Lokalmatador Lewis Hamilton machte während des freien Trainings lieber mit einem Schirm einen Spaziergang durch die Boxengasse, bevor er doch noch die Bestzeit holte.

Weltmeister Sebastian Vettel ließ seine mit mehr als 25.000 Fotos verzierte „Abbey“ die meiste Zeit in der trockenen Garage und gab sich mit Rang 16 zufrieden. Rekordweltmeister Michael Schumacher „schwamm“ mit seinem Silberpfeil zumindest auf Platz drei und freute sich darüber, „sich auf diese Bedingungen ein bisschen vorbereitet zu haben“. Denn das typisch englische Wetter erwartet er auch im Rennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) und ist darüber nicht unglücklich. „Der Regen bietet natürlich Möglichkeiten“, meinte Schumacher.

„So ist das nun mal: Wenn zu viel Wasser auf der Straße ist, können wir nicht fahren. Dann ist man nur Passagier. Wir konnten nicht so viele Runden fahren, wie wir wollten. Das ist vor allem schade für die Zuschauer, die wortwörtlich im Regen sitzen“, sagte Vettel, der im Gegensatz zu Schumacher hofft, dass das Wetter am Samstag und Sonntag besser wird: „Für heute war der schlechteste Tag vorhergesagt. Im Regen ist das Risiko immer größer, dann kann das Rennen zu einer Lotterie werden.“

So kam Vettel am Freitag noch gar nicht richtig dazu, seine „Beifahrer“ auszuführen. Bei den Red-Bull-Boliden von Vettel und dessen Teamkollegen Mark Webber schimmern unter der üblichen rot-blauen Lackierung Porträtfotos durch, die begeisterte Fans vorher gegen Zahlung von 15 Euro im Internet hochgeladen hatten. Der gesamte Erlös von mehr als einer Million Euro kommt der „Wings for Life“-Stiftung, einer gemeinnützigen Gesellschaft für Rückenmarksforschung, zugute.

„Solche Chancen für die Fans, sich zu beteiligen, sind großartig“, sagte Vettel. Beteiligt an der ungewöhnlichen Aktion haben sich Fans aus allen Kontinenten, unter anderem aus Costa Rica, Fiji und Guadeloupe. Zu den bekanntesten Teilnehmern gehörten der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda und der ehemalige französische Fußball-Welt- und Europameister Thierry Henry, der jetzt bei Red Bull New York spielt.

Hamilton hatte sich schon, bevor er seinen enttäuschten Fans zumindest noch die Bestzeit bescherte, im englischen Fernsehen für die mangelnde Action entschuldigt. „Wir können leider keine Reifen verschwenden, das ist natürlich schade für die Fans“, sagte der Brite. Die Piloten haben an einem Wochenende nur vier Sätze Intermediate-Reifen für feuchte Strecke und lediglich drei Sätze richtiger Regenreifen zur Verfügung. Bei schlechtem Wetter gibt es am Freitag lediglich einen zusätzlichen Satz Intermediates, der am Abend wieder eingesammelt wird. „Wir müssen damit echt sparsam umgehen“, meinte Mercedes-Pilot Nico Rosberg.

Schumacher war zwei Zehntelsekunden langsamer als Hamilton und 22 Tausendstelsekunden schneller als Teamkollege Rosberg, der in der Tageswertung auf Platz fünf landete. Zwischen die beiden Silberpfeil-Piloten schob sich noch Lotus-Fahrer Romain Grosjean, der am ebenfalls verregneten Vormittag der Schnellste war. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg erreichte Platz 13 und lag damit sogar einen Rang vor dem WM-Führenden Fernando Alonso, der zudem bei einem Dreher den Frontflügel seines Ferrari beschädigte. Marussia-Pilot Timo Glock, dessen Teamkollegin Maria de Villota nach ihrem schweren Testunfall am Dienstag immer noch in kritischem, aber stabilen Zustand ist, kehrte nach seinem krankheitsbedingten Verzicht auf Qualifying und Rennen in Valencia ins Auto zurück und belegte Rang 21. (sid/abendblatt.de)