Vettel dominiert die Formel 1 und könnte nach 15 von 20 Rennen als Weltmeister feststehen und so zum jüngsten Doppelchampion werden.

Monza. Mit beeindruckenden 67 Punkten Vorsprung holte sich Michael Schumacher 2002 den Weltmeistertitel vor Rubens Barichello. Sebastian Vettel hält aktuell bei 112 Punkten Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger Fernando Alonso. Kein Wunder also, dass kaum einer daran glaubt, Vettel könnte noch abgefangen werden. Zwar sieht Felipe Massa noch eine Möglichkeit: "Wenn er ab jetzt daheimbleibt, könnte so etwas passieren.", ergänzt aber auch: "Wenn er fährt, wird er es nicht mehr verlieren können."

Bereits beim kommenden Rennen in Singapur, könnte sich Vettel zum jüngsten Doppel-Weltmeister aller Zeiten küren. Es dürfen also schon die Rechenschieber herausgeholt werden, dabei ist die Saison 2011 noch nicht einmal auf der Zielgerade. Erst 14 von 20 Rennen sind gefahren. Nach dem Rennen in Singapur sind noch 125 Punkte zu vergeben. Dieser Vorsprung würde zum Titelgewinn reichen, da Vettel am Ende auf jeden Fall mehr Saisonsiege auf dem Konto hätte als die WM-Rivalen Alonso, Mark Webber und Jenson Button. So sieht Vettels möglicher WM-Fahrplan für Singapur aus:

Sebastian Vettel wird Weltmeister, wenn …

...er in Singapur gewinnt (309), Alonso höchstens Vierter wird (184) und Button sowie Webber bestenfalls Dritter werden (182)
...er in Singapur Zweiter wird (302), Alonso maximal Achter wird (176), Button sowie Webber nur Fünfter werden (177) und Hamilton bestenfalls Dritter wird (173).
...er in Singapur den dritten Platz belegt (299), Alonso maximal Neunter wird (174), Button sowie Webber bestenfalls Siebter werden (173) und Hamilton höchstens Dritter wird (173).

Für Vettels Landsmann Adrian Sutil ist die WM nicht erst seit Monza gelaufen. „Ich hätte ihm schon nach dem letzten Rennen gratuliert“, sagt der Force-India-Pilot. Könnte noch etwas schief gehen? „Nein, das war's. Der fährt das jetzt nach Hause“, sagt Sutil.

Der "alte Schumi" begeistert die Tifosi in Monza

Vettels einstiges Vorbild Michael Schumacher ist da noch etwas vorsichtiger. „Ich drücke ihm die Daumen. Ich sehe nicht viele Möglichkeiten, dass er das noch verliert. Aber man muss es zu Ende bringen“, sagte der Rekord-Weltmeister. Wird es bereits in Singapur entschieden? „Ich weiß nicht genau, wann er es ultimativ sichern kann, aber es wird bestimmt nicht mehr allzu lange dauern“, sagt Schumacher.

Vettel selbst lässt sich von der ganzen Euphorie nicht anstecken. Er habe (noch) nichts für Singapur geplant, keine große WM-Feier, keine WM-Kappen, keine WM-Shirts, einfach nichts. „Es ist falsch, etwas zu planen, bevor etwas passiert. Es wäre auch falsch, wenn man plant, was man mit einer Million Dollar anstellt, wenn man morgen im Lotto gewinnt. Zuerst einmal muss man gewinnen“, sagt Vettel.

Gerade diese sympathische, stets freundliche und ehrliche Art wird an Vettel so geschätzt. „Wie viele Piloten sind so perfekt wie er? Bravissimo! Der Applaus der Fans in Monza zeigt, dass Vettel auch beliebt ist“, kommentierte am Montag die „Gazzetta dello Sport“. Ein derartiges Lob der Tifosi gab es nicht einmal für Michael Schumacher zu seinen besten Ferrari-Zeiten. Tuttosport titelte ähnlich: „Vettel ist der Alleinherrscher der Formel 1. Der König von Monza ist ein netter, blonder Deutscher.“

Teamkollege Mark Webber hat nach seinem ersten Ausfall in diesem Jahr auch eingesehen, dass er Vettel nicht mehr das Wasser reichen kann und sich mit seiner Rolle als Nummer zwei abgefunden. „Ich denke, dass Sebastian nun ein sehr, sehr enttäuschendes Ende der Saison braucht, damit ihm noch irgendjemand an diesem Punkt die Meisterschaft wegnehmen kann“, sagt der Australier. (dapd/abendblatt.de)