Vettel nach Bahrain-Sieg: „Werden noch härter arbeiten“ – Formel-1-Tests in Mugello „sehr hilfreich“

Manama. Als seine Mechaniker eilig ihre Sachen zusammenpackten, plauderte Sebastian Vettel im Fahrerlager noch über sein Comeback. Der Formel-1-Weltmeister hatte in Bahrain seine gute Laune endgültig wiedergefunden. Und wollte trotz seines ersten Saisonsiegs und der Rückkehr an die WM-Spitze noch nicht nach vorne schauen. „Wir werden das jetzt erst einmal genießen und dann noch härter arbeiten. Mich interessiert nicht, was im nächsten Rennen passiert“, sagte Vettel.

Mit im Gepäck auf dem Weg zu den nächsten Rennen in Europa hatte Vettel neue Erkenntnisse. Zum einen die, dass Red Bull im vierten Rennen der Saison endlich den ersehnten Schritt nach vorne gemacht hat. Lange hatte man beim Weltmeister-Team getüftelt, probiert und geschraubt. Neuer Auspuff, alter Auspuff, dann wieder der neue: Man hatte nichts unversucht gelassen, Schlaf geopfert und Nerven gelassen.

Deshalb bedankte sich Vettel auch ausgiebig bei seinem Team. „Sie verbrachten viele Stunden in der Garage, um das Auto nach unserem Geschmack herzurichten, und das ist dieses Wochenende zum ersten Mal gelungen“, sagte Vettel. Doch Zeit zum Ausruhen bleibt nicht, denn vom 1. bis 3. Mai stehen in Mugello die nächsten Tests an.

„Ein neues Teil am Auto muss einen nicht immer in die richtige Richtung bringen. Deswegen ist es sehr hilfreich, in Mugello zu testen“, sagte Vettel. Dann habe man etwas mehr Zeit als nur das freie Training am Freitag, um zu beurteilen, ob das Paket, das man nutzt, das Beste sei.

Vor dem nächsten Grand Prix in Barcelona am 13. Mai ist Vettel selbst wieder der Beste. Zumindest, was die nackten Zahlen betrifft. Die italienische Presse feiert den Weltmeister, der „wieder nach Hause zurückgekehrt ist, und zwar an die Spitze der WM“ („Il Giornale“). Der „wiedergefundene Held“ führt „die verrückte WM ohne einen wahren Herrscher“ („La Repubblica“) mit 53 Punkten vor McLaren-Pilot Lewis Hamilton (49) an.

Ob erste Pole Position, erster Saisonsieg, schnellste Runde oder Platz eins in der WM-Wertung: Das sind Statistiken, die für Vettel wenig Aussagekraft besitzen. „Ich habe mir die Tabelle dieses Jahr noch kein einziges Mal angesehen. Mit 25 Punkten mehr sieht sie ein bisschen besser aus, aber ich schaue mir das gar nicht an, weil es dafür noch zu früh ist“, sagte Vettel. Jedes Rennen sei wichtig. Man sehe, wie eng es zugehe, und „Kleinigkeiten können an einem Sonntag einen großen Unterschied machen“, sagte er.

Den Unterschied machte Vettel in einem wenig spektakulären Rennen selbst, als er die Angriffe des überraschend starken Ex-Weltmeisters Kimi Räikkönen abwehrte und vor allem das Reifenproblem im Griff hatte.

Die Gummis bauten in der Wüste schnell ab und brachten zum Beispiel Mercedes zur Verzweiflung. Dafür gab es Kritik von Rekordweltmeister Michael Schumacher (Platz zehn) und dem zuletzt hochgelobten Nico Rosberg (Rang fünf). Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug sind die Reifen dann auch die weitere Herausforderung. „Es war klar, dass wir nicht von Sieg zu Sieg fahren können“, sagte Haug. Das schafft in dieser Saison aber anscheinend sowieso niemand.

Internationale Pressestimmen zum Großen Preis von Bahrain

ITALIEN

„La Gazzetta dello Sport“: „König Seb ist zurück. Vettel dominiert und übernimmt die WM-Führung. Rosberg, was hast du nur angestellt? Innerhalb von einer Woche von ganz oben nach ganz unten.“

„Tuttosport“: „Vettels Rückkehr“

„Corriere dello Sport“: „Vettel triumphiert in Bahrain.“

GROSSBRITANNIEN

„Independent“: „An einem Tag, an dem keine der befürchteten Störungen eingetreten war, lieferte Weltmeister Sebastian Vettel einen Sieg mit klarer Ansage für Red Bull in Bahrain. Die größte Gefahr kam unerwartet von Lotus-Fahrer Kimi Raikkönen.“

„Guardian“: „Für die Formel 1 lief es in Bahrain besser als sie es verdient gehabt hätte – ein abwechslungsreiches und manchmal aufregendes Ereignis, das den vierten Sieger im vierten Rennen der Saison hervorbrachte.“

„The Times“: „Vettel geht siegreich aus einem Wochenende der Spannung hervor. „Der Deutsche ist der vierte Sieger im vierten Rennen – auch wenn die Massen fernblieben.“

„The Sun“: „Lewis Hamilton hätte verrückt werden können, nachdem seine Boxen-Crew erneut ein Chaos verursachte und ihm die Chance kostete, den Grand Prix von Bahrain zu gewinnen.“

FRANKREICH

„L'Equipe“: „Vettel genießt in Maßen – Der Deutsche ist glücklich, aber auch zugleich vorsichtig mit Blick auf die Zukunft.“

„Directmatin“: „Sebastian Vettel und Red Bull haben ihre Flügel wieder entdeckt.“

SPANIEN

„El País“: „Vettel reagierte im Stil eines Champions. Mit seinem Sieg übernahm Red Bull wieder das Szepter in der Formel 1. Man sagt, die Techniker des Rennstalls schlafen nie.“

„El Mundo“: „Das Rennen fand statt, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung von Bahrain dagegen war. Der Herrscher des Landes und Formel-1-Kaiser Bernie Ecclestone lächelten zufrieden, weil sie sich durchgesetzt hatten. Ihnen war egal, welch ein hoher Preis dafür gezahlt wurde.“

„El Periódico“: „Der König von Bahrain setzt auf Repression. Er ließ Proteste niederschlagen, während die Rennwagen über den Rundkurs rasten.“

„As“: „Vettel feiert sein Comeback. Die WM ist abwechselungsreich wie nie: in vier Rennen vier verschiedene Sieger und vier Spitzenreiter in der Gesamtwertung. In Bahrain regnete es vor dem Rennen. Das ist ungewöhnlich in einem Wüstenland, aber normal in einem Land, das weint.“

„Sport“: „Die Machthaber schotteten den Rennkurs gegen die politischen Proteste ab. Die Formel 1 reflektierte nicht die Realität in dem Land.“