Mehr als zwei Jahre nach seinem letzten Formel-1-Rennen setzte der Finne im Lotus die erste Duftmarke. Das deutsche Rennen ist indes fraglich.

Jerez de la Frontera/Mainz. Die Motoren brummen wieder und der „Iceman“ funktioniert auch fern der Kälte. Im frühlingshaft warmen Jerez de la Frontera hat Kimi Räikkönen die erste Formel-1-Bestzeit 2012 aufgestellt. Über zwei Jahre nach seinem bis dato letzten Rennen in der Königsklasse des Motorsports sorgte der Finne am Dienstag beim Auftakt der Testfahrten rasch für klare Verhältnisse.

Der Ex-Weltmeister verwies im Lotus den Briten Paul di Resta im neuen Force India und Nico Rosberg auf die Plätze zwei und drei. Der Wiesbadener musste allerdings ebenso wie Teamkollege Michael Schumacher am Nachmittag im Vorjahres-Mercedes auf die Strecke. Rekordchampion Schumacher kam dabei auf den sechsten Rang von elf Fahrern.

Im neuen RB8 von Weltmeister-Team Red Bull belegte Mark Webber den vierten Platz. Der Australier darf auch an diesem Mittwoch noch einmal ran. Am Donnerstag und Freitag wird sich Weltmeister Sebastian Vettel ans Steuer seines neuen Rennwagens setzen.

Der neue Bolide: Vettels "Lady" hat einen kleinen Höcker

Für Ferrari durfte Felipe Massa die Jungfernfahrt übernehmen. Mit dem F2012, dessen Design mit dem mächtigen Nasenhöcker zwischen brutal und hässlich anmutet, landete der Brasilianer auf dem neunten Platz. Ex-Weltmeister Jenson Button reihte sich im McLaren, der als einziger der neuen Rennwagen mit einer geschwungenen Nase ausgestattet wurde, einen Rang davor ein.

Ein anderer ehemaliger Champion sorgte zum Auftakt für die Bestzeit. „Willkommen zurück, Kimi. Seine schnellste Runde in 1:19,670 hat er auf Mediumreifen hingelegt, falls sich jemand wundern sollte“, twitterte Reifenhersteller Pirelli prompt über Räikkönens rasante Fahrt. So schnell wie Räikkönen im Lotus am Dienstag war kein Pilot vor einem Jahr während der gesamten viertägigen Testfahrten an selber Stelle.

Mercedes lässt sich Zeit – Warten auf den Silberpfeil

Und das, obwohl Räikkönen mit Ausnahme eines Privattests mit einem alten Auto das erste Mal seit über zwei Jahren wieder im Formel-1-Wagen saß. Sein bislang letztes Rennen hatte der mittlerweile 32-Jährige aus Espoo im November 2009 absolviert. „Manche Leute tun sich schwerer damit, sich an Neues zu gewöhnen“, hatte Räikkönen vor der ersten Ausfahrt gesagt. Das traf auf ihn erstmal nicht zu.

Traditionskurs Nürburgring vor ungewisser Zukunft

Die Zukunft der Formel 1 auf dem Nürburgring ist indes offener denn je. Wie das Land Rheinland-Pfalz am Dienstag mitteilte, wurde der Pachtvertrag mit den privaten Betreibern des Traditionskurses in der Eifel gekündigt. Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) sagte, er sei in den vergangenen Monaten zu der Überzeugung gekommen, dass eine gute Zukunft für den Ring „mit den jetzigen Pächtern nicht möglich“ sei: „Das Vertrauen ist aufgebraucht.“

Man hoffe nun auf eine einvernehmliche Rückabwicklung der Verträge, allerdings könne es auch zu einem langwierigen Rechtsstreit kommen. Die private Nürburgring Automotive GmbH (NAG) hatte bereits angedeutet, die Kündigung nicht hinzunehmen, da man noch Verträge bis 2040 besitze. Laut Lewentz sei die Pacht nicht bezahlt worden. Das Ruder am Ring soll nun zunächst die Nürburgring GmbH übernehmen. Ziel sei aber eine Ausschreibung. Wie die „Rhein-Zeitung“ (Dienstagausgabe) berichtet, sind die Verhandlungen der bisherigen Pächter mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone allerdings schon weit fortgeschritten.

Demnach soll der Nürburgring bis 2023 alle zwei Jahre insgesamt fünf Rennen erhalten. Der erforderliche Landeszuschuss würde dann bei jedem Rennen unter zehn Millionen liegen. Für ein Rennen in der Eifel überweist der Nürburgring Ecclestone eine Gebühr von 20 Millionen Euro, was ohne die Unterstützung des Landes kaum möglich ist. Von Seiten der Landesregierung hält man allerdings zunächst offenbar lediglich ein Rennen im Jahr 2015 für machbar, nur im äußersten Notfall ein Rennen im kommenden Jahr.

In diesem Jahr ist aufgrund des jährlichen Wechsels der Hockenheimring Gastgeber des Großen Preises von Deutschland. Experten gehen aber davon aus, dass ein Jahr ohne ein Rennen am Nürburgring das komplette Aus bedeuten würde. „Ich möchte und muss persönlich mit Herrn Ecclestone sprechen“, kündigte Lewentz an.

Der Vertrag des Nürburgrings mit Ecclestone war 2011 ausgelaufen. Erste Gespräche mit dem Briten waren angeblich positiv verlaufen. Damit der Traditionskurs in der Eifel nicht in die Verlustzone fährt, müssten mehr als 120.000 Fans zum Grand Prix kommen. Im vergangenen Juli kamen aber nur 68.000, was nach vorsichtigen Schätzungen einen Verlust von mehr als sechs Millionen Euro bedeutete. (dpa/dapd)