Hamburg. Hauptsponsor Albert Darboven macht beim Deutschen Spring- und Dressurderby weiter. 78 Teilnehmer aus 13 Nationen angemeldet.

So satt und ebenmäßig ist das Grün an Pulvermanns Grab und auf dem drei Meter hohen Wall daneben ausschließlich im Mai – und nur vor dem Derby. Denn wenn Ross und Reiter den Rasen im Wettstreit um das Blaue Band am Sonntag strapazieren, ist es um die Grasnarbe geschehen. Der Weg zum Triumph, das ist seit 1920 Tradition, führt über diese besonders tückischen Hindernisse. Und wer befürchtete, dass sich die renommierteste Prüfung Deutschlands zum Härtefall überwiegend für einheimische Spezialisten mit besonders trainierten Pferden entwickelt, kann sich freuen: Für die 1. Qualifikation am heutigen Mittwoch haben sich 78 Teilnehmer aus 13 Nationen angemeldet.

„Der Trend geht zurück zur Internationalität“, sagte Turnierchef Volker Wulff bei der Präsentation des Programms für das fünftägige Pferdefestival. „Dazu haben die ausländischen Siege aus den Vorjahren beigetragen.“ Zuletzt galoppierten Billy Twomey aus Irland, Patricio Muente für Slowenien und 2018 der Brite Matthew Sampson zur Ehrenrunde auf. Da Sampsons Siegpferd Gloria ausfällt, lieh er sich von seiner Kollegin Holly Smith einen Hengst mit dem verheißungsvollen Namen Old Joker. Nach der 2. Qualifikation am Freitag ergibt sich das endgültige Teilnehmerfeld für das 90. Deutsche Derby am Sonntag. Insgesamt geht es um 170.000 Euro.

Etat beträgt 3,6 Millionen Euro

Dass sich 23 der 50 weltbesten Reiter auf den Weg in den Westen Hamburgs machen, liegt jedoch mehr am Lockruf des Geldes der Global Champions Tour und League. In dieser hochdotierten Serie, die in Katar startete und weiter nach Cannes führt, sind 1.032.000 Euro zu gewinnen. Unter dem Strich werden im Springen sowie in der Dressur diesmal mit 1,45 Millionen Euro mehr als je zuvor ausgelobt. Der Etat beträgt 3,6 Millionen Euro. Auch das ist Rekord. 45 Wettbewerbe mit gut 500 Pferden aus 30 Nationen sollen erneut mehr als 90.000 Besucher in den Derbypark ziehen. Eintrittskarten sind ausreichend vorhanden, die Sitzplätze der Haupttribüne am Wochenende ausverkauft.

Veranstalter Volker Wulff, dessen Agentur En Garde zum 20. Mal die Zügel in der Hand hält, verlängerte den Vertrag mit Hauptsponsor J. J. Darboven vorzeitig um drei Jahre bis 2022. Basis des Geschäfts war ein Handschlag mit Kaffeeunternehmer Albert „Atti“ Darboven. Wulffs Vereinbarung als Rechteinhaber läuft bis 2024, soll allerdings ebenfalls früh in eine weitere Verlängerung gehen. Als erfahrener Stratege und Verkaufsprofi wird Wulff am Sonntag aus der Not eine Tugend machen: Eine von den Fernsehsendern verordnete Zwangspause während des Derbys erklärt er kurzerhand zur „Geburtstagsparty“.

Granden der Derbygeschichte

Anlässlich des Jubiläumsderbys werden zwischen 15 und 16 Uhr Granden der Derbygeschichte vorgestellt – nicht im Sattel, sondern auf Sofas sitzend. Stars wie der aktuell in Australien lebende Brasilianer Nelson Pessoa, siebenmal Derbyheld von Hamburg, der Österreicher Hugo Simon oder Lokalmatador Achaz von Buchwaldt aus Blankenese geben Auskunft über grandiose Momente ihrer Karriere. Als Zugaben stehen Fallschirmsprünge, Musik und Filmeinblendungen auf dem Programm.

Grundlage dieses Intermezzos ist eine Staffelübergabe zwischen NDR und ZDF während der Liveübertragung. Während die Norddeutschen von 13.45 Uhr bis 15 Uhr auf Sendung sind, übernimmt das Zweite Deutsche Fernsehen um 16 Uhr für eine Stunde. Sollte die Entscheidung erst später fallen, zum Beispiel im Stechen, wird sie nach den Nachrichten zu sehen sein. Übertragungen wie diese halten Sponsoren bei der Stange. Als Gastgeber einer Geburtstagsfeier äußerte Volker Wulff zudem einen Wunsch: „Hoffentlich gewinnt eine Frau das Derby.“

Mehr Raum am Abreiteplatz

Seit 1920 gelangen solche weiblichen Bravourritte viermal. Adressaten der Bitte sind besonders Vielseitigkeits-Weltmeisterin Sandra Auffarth aus Ganderkesee bei Bremen, die im Vorjahr auf der Fuchsstute La Vista fehlerfrei über die Runden kam und nach dem Stechen Rang drei belegte. Das Paar will erneut mit Courage und Chuzpe auf Angriff reiten. Bereits am heutigen Mittwoch geht Sandra Auffarth über große Sprünge, nicht nur in der Qualifikation von 15.3o Uhr an.

Tickets mit freiem Zugang zur Tribüne kosten einheitlich neun Euro. Dagegen geht es in den Dressurprüfungen erst am Himmelfahrtstag ins Viereck. Dieser Bereich des Derbyparks wurde umgebaut. Mit der neuen Aufteilung sollen der Tribünenzugang erleichtert und mehr Raum am Abreiteplatz gewonnen werden. Sportliche Höhepunkte am Donnerstag im Springreitstadion sind die erste Wertung zur Global Champions Tour (60.000 Euro) sowie das mit 122.000 Euro ausgestattete Championat von Hamburg. Anschließend lädt der Holsteiner Verband zur Fohlenauktion. Vielleicht ist ein zukünftiger Derbystar im Angebot.