Hamburg. DFB-Team in der Abendblattanalyse: Was dem früheren HSV-Star bei Kroos aufgefallen ist und auf welche kritischen Punkte er hinweist.

Mein erstes Kompliment geht an den Bundestrainer. Die von Julian Nagelsmann im Vorwege der beiden Länderspiele gegen Frankreich und die Niederlande getroffenen Entscheidungen haben zu 100 Prozent funktioniert. Besonders hervorzuheben ist Toni Kroos, der sofort die Chefrolle übernommen hat. Früher hat er der Mannschaft nicht so den Stempel aufgedrückt, das ist jetzt auffällig anders. Genau so einen Spieler, der von allen akzeptiert wird, der die Führung übernimmt, brauchte das Team dringend.

Dass die deutschen Fans wieder Freude an der Nationalelf hatten, lag auch an den jungen, hungrigen Spielern auf dem Platz, die den gegnerischen Strafraum erobern und Tore erzielten wollen, allen voran Florian Wirtz und Jamal Musiala. Ich war nie so pessimistisch wie viele andere Beobachter nach den schwächeren Spielen der Nationalmannschaft, aber natürlich waren die beiden Partien enorm wichtig für die Stimmung, Zuversicht und Vorfreude in unserem Land im Hinblick auf die EM. Nicht auszumalen, wenn die DFB-Auswahl wieder enttäuscht hätte.

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Aus meiner Trainersicht gilt es, diese beiden Auftritte allerdings weniger nach den Ergebnissen, sondern nach den gezeigten Leistungen zu bewerten und nicht in eine Euphoriefalle zu tappen. Vergessen wir nicht, es waren „nur“ Freundschaftsspiele, in denen keine Punkte vergeben wurden. Die Franzosen werden ganz sicher während eines Turniers nicht so fahrlässig eine Begegnung bestreiten.

Ich wäre nicht ich, würde ich nicht auf einige kritische Punkte hinweisen. So spielfreudig und erfreulich offensiv ausgerichtet das Team von Julian Nagelsmann auch agiert hat – auch mit den beiden guten Außenverteidigern Joshua Kimmich und Maximilian Mittelstädt –, so realistisch müssen wir genauso konstatieren, dass die Verteidigung defensive Anfälligkeiten offenbarte, gerade auf den Außenpositionen, vor allem auf der linken Seite.

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Die Aufgabe des Bundestrainers wird es nun sein, für die nötige Balance im Spiel zu sorgen und damit für mehr Stabilität. Viele Abläufe müssen sich erst noch verfestigen, zu diesem Zeitpunkt völlig normal. Auch die Offensive wirkte auf mich, so schön sie anzusehen war, noch nicht klar strukturiert. Den Nationalspielern bleiben nur noch zwei Chancen, in den Freundschaftsspielen gegen die Ukraine und Griechenland im Juni kurz vor der EM, die einstudierten Vorgaben umzusetzen. Und dann dürfen wir uns wirklich auf ein erfolgreiches Turnier freuen.