Hamburg. Marc Evermann, Präsident des HSV Hamburg, setzt bei den abstiegsgefährdeten Bundesligahandballern auf die Entwicklung der Neuzugänge.

Als Stefan Kretzschmar (51) am vergangenen Wochenende beim Bezahlsender Dyn den Tabellenkeller der Handball-Bundesliga betrachtete, ließ der 218-malige Nationalspieler keinen Zweifel daran, wer nicht absteigen wird: „Aufsteiger ThSV Eisenach, auch wenn die Thüringer derzeit Vorletzter sind.“ Es werde womöglich „einen Verein erwischen, der vielleicht noch gar nicht daran denkt“.

HSV Hamburg verwirft in dieser Saison die Big Points

Einer dieser „Ahnungslosen“ könnte der HSV Hamburg (HSVH) sein. Ein Pluspunkt trennt die Mannschaft als Viertletzter vom ersten Abstiegsplatz, Vereinspräsident Marc Evermann ist aber weiter fest davon überzeugt, „dass wir trotz unserer Langzeitverletzten immer noch genug Qualität im Kader haben, um in der Bundesliga zu bleiben.“ Natürlich mache er sich Sorgen, „wenn wir wie am vergangenen Freitag in Erlangen (28:30) die Big Points verwerfen und in dieser Saison schon viele Spiele mit einem oder zwei Toren Unterschied verloren haben“.

Der Hamburger Unternehmer wurde im April 2016 zum Vereinspräsidenten gewählt. Damals spielte die Mannschaft in der viertklassigen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein – und startete dann eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, die in der vergangenen Bundesligasaison mit Platz sieben ihren vorläufigen Höhepunkt fand. In der aktuellen Spielzeit fielen und fallen mit den Kreisläufern Andreas Magaard und Dominik Axmann (beide Kreuzbandriss), dem Halbrechten Jacob Lassen (Knie) und zuletzt Torhüter Jens Vortmann (Meniskus) vier Schlüsselspieler monatelang aus.

HSV Hamburg: Spieler erhalten psychologische Unterstützung

Evermann beunruhigen indes mehr die wiederkehrenden fünf bis zehn Minuten langen Schwächeperioden, in denen das Team oft uneinholbar in Rückstand gerät. „Wir brauchen in diesen Momenten eine bessere Fokussierung, wenn hinten mal wieder Tor auf Tor fällt und wir im Angriff den gegnerischen Torhüter zum Helden schießen, wenn die Unsicherheit im Team um sich greift.“

Psychologischen Beistand von Medizinpartner Asklepios St. Georg gebe es aber bereits. „Impulse von außen können helfen. Wir ziehen derzeit alle Register, um das Team zu unterstützen, prüfen, was wir mit weiteren Analysen und Auswertungen noch erreichen können.“

Trainer genießen zu Recht weiter das volle Vertrauen des Vereins

Die Trainer Torsten Jansen und Blazenko Lackovic genießen im Verein weiter „uneingeschränktes Vertrauen“, beide hätten in der Vergangenheit komplexere Aufgabenstellungen gelöst, sagt Evermann. Hoffnung setzt der Präsident auf die Entwicklung der jüngsten Neuzugänge Martin Risom (Rückraum rechts) und Kreisläufer Dino Corak.

„Auch zeigt das Beispiel Zoran Illic, der nach dem Ausfall Jacob Lassens immer besser in seine Rolle hineinwächst, dass im Team noch viel Potenzial schlummert und noch mehr Leistungsfähigkeit vorhanden ist.“ Dass während der EM-Pause kein Torhüter verpflichtet wurde, habe die sportliche Leitung entschieden, „auch konnte niemand ahnen, dass Jens Vortmann kurz danach ausfallen würde“, sagt Evermann.

HSV Hamburg: Bei Abstieg könnte die Hälfte der Mannschaft gehen

Mit einem möglichen Bundesliga-Abstieg will sich der Präsident nicht beschäftigen, „da kümmern wir uns drum, wenn es dazu kommt, wovon ich nicht ausgehe.“ Geschäftsführer Sebastian Frecke bereitet derzeit wie alle Vereine der unteren Tabellenhälfte auch einen Lizenzantrag für Liga zwei vor, Anfang März muss dieser bei der Handball-Bundesliga (HBL) vorliegen.

„Zweite Liga und Hamburg bleibt eine großere Herausforderung. Die Kosten, das haben wir erlebt, sind kaum einzuspielen“, sagt Evermann. Ermutigt werde er jedoch von laufenden Verhandlungen mit verschiedenen Partnern und potenziellen Sponsoren.

Bei den zwölf Spielern, die auch für die nächste Saison unter Vertrag stehen, könnten im Falle des Abstiegs wohl einige den HSVH problemlos verlassen, weil ihre Arbeitspapiere nur für die Bundesliga gelten. „Beim Abstieg wäre eine Neustrukturierung des Kaders dann unumgänglich“, sagt Evermann. Aber erst einmal stehen noch 13 Bundesligaspiele an, das nächste am Sonntag (16.30 Uhr/Dyn) in der Sporthalle Hamburg gegen Frisch Auf Göppingen.