Hamburg. In Hamburg startet an diesem Wochenende der erstklassige Budenzauber bei den Damen und Herren. Warum eine Titelprognose unmöglich ist.

„Klassenerhalt!“ Was auch sonst? Ein anderes Ziel kann man als Aufsteiger ohnehin nur selten haben – und wenn man sich dann mit so einer blutjungen Talente-Truppe unter die Großen und Etablierten drängt, erst recht nicht.

Die Herren des Großflottbeker THGC feiern nach vier Jahren ihr Comeback in der Hallenhockey-Bundesliga, die an diesem Wochenende startet. Sie sind damit in der Nordgruppe der viergeteilten Eliteklasse neben TitelverteidigerHarvestehuder THC, Vizemeister Club an der Alster, Ex-Meister Uhlenhorster HC und Möchtegern-Meister Polo Club das fünfte Team aus der Hansestadt. Komplettiert wird das Hamburger Quintett durch den DTV Hannover.

Hockey: Aufsteiger Großflottbek hofft auf Momentum aus der Feldsaison

„Wir haben in der Saisonvorbereitung in einigen Testspielen mit den etablierten Teams mithalten können“, sagt Großflottbeks Co-Trainer Jonah Johanssen (26), der das Team gemeinsam mit dem Portugiesen Bernardo Fernandes (37) betreut: „Wir hoffen, das Momentum der Zweitliga-Herbstmeisterschaft aus dem Feld mit in die Halle zu nehmen.“

Bei den Damen dürfen immerhin zwei Nicht-Hamburger mitspielen: Der Bremer HC und Eintracht Braunschweig. UHC, HTHC, Großflottbek und Alster sind mit beiden Geschlechtern erstklassig und haben regelmäßig Doppelspieltage in ihren Hallen angesetzt.

Den Auftakt machen an diesem Freitagabend (20 Uhr) die Herren von Polo gegen den UHC in der Polo-Halle (Jenischstraße 26). Neuling GTHGC empfängt bei seinem Erstligacomeback am Sonnabend (15.30 Uhr) im Christianeum an der Otto-Ernst-Straße den Club an der Alster. Schon um 13 Uhr stehen sich dort die Damen beider Vereine gegenüber.

Titelverteidiger HTHC hat sich mit Nationalspielern verstärkt

Am Sonntag (15 Uhr/Voßberg) wartet mit dem Gastspiel beim deutschen Meister HTHC die nächste extrem schwere Prüfung. Möglicherweise weiß man danach schon genauer, wie realistisch die Chance auf den Ligaerhalt ist.

Der HTHC ist für GTHGC-Trainer Bernardo Fernandes Topfavorit auf den erneuten Titelgewinn. Auch ohne Ikone Tobias Hauke, der endgültig seinen Abschied genommen hat: „Sie haben ihre Stammformation behalten und noch ein paar Weltklassetalente dazubekommen.“

Damit meint er den österreichischen Nationalspieler Fabian Unterkircher (25) vom HC Den Bosch und den Niederländer Jochem Bakker (27/HC Rotterdam). Harvestehudes neuer Cheftrainer Tomasz Laskowski (50) gibt als Ziel das „Final Four“, die Endrunde der besten vier Teams aus den vier Bundesligastaffeln am 27. und 28. Januar in Frankfurt am Main aus.

Viele Nationalspieler können in der Halle nicht spielen

Mehr nicht. „Eine Vorhersage über die Meisterschaft ist aufgrund der Personalsituation in der Liga nicht möglich“, sagt er. Der Österreicher ist Nachfolger von Erfolgstrainer Christoph Bechmann (51), der nach der Feldsaison zum Polo Club gewechselt ist.

Zahlreiche Topmannschaften leiden bei Damen und Herren unter den Vorbereitungen der Nationalmannschaften auf die Olympia-Qualifikationsturniere vom 13. bis 21. Januar, die deutschen Nationalspieler und -spielerinnen stehen in der Halle deshalb nicht zur Verfügung.

Dieses Problem hat Großflottbek nur bei den Damen, wo Jette Fleeschütz zum DHB-Kader gehört. Der Club an der Alster und der UHC müssen dagegen wohl jeweils auf bis zu fünf Nationalspielerinnen verzichten.

Großflottbek setzt auf Leistungssport mit eigenem Nachwuchs

Acht Spieler stehen bei Flottbeks Herren im Kader, die dem Jahrgang 2006 angehören. Sie sind im vergangenen Jahr norddeutscher Meister in der U16 geworden und werden nun bereits an das Erwachsenenhockey herangeführt. „Es ist absolut realistisch, dass vier oder fünf von ihnen bereits Spielzeit in der Bundesliga bekommen“, meint Johanssen.

Diese Jungs sind „Produkte“ der eigenen Nachwuchsarbeit, „alles Flottbeker Jungs“. Überhaupt gibt es im GTHGC-Kader keinen Spieler über 30. „Wir wollen als Verein Leistungssport betreiben und die eigene Jugend fördern“, sagt Johanssen, „dass das auf Dauer nicht ohne externe Spieler geht, ist uns auch bewusst.“

Zur aktuellen Hallensaison aber haben sie keinen Neuzugang geholt, das soll weiterhin nur in Ausnahmefällen passieren. Das Modell des Nachbarn Polo, der mit zahlreichen Zugängen in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der Bundesliga geworden ist, wollen sie beim GTHGC nicht nachmachen, können es wohl aus finanziellen Gründen auch nicht.

Mehr zum Thema

Die Gefahr besteht natürlich, dass sehr talentierte Spieler Angebote von größeren Vereinen erhalten. In Flottbek weiß man das und ist nicht naiv. „Das Risiko von Angeboten ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden, uns ist bewusst, dass auch unsere Jungs angegraben werden“, so Johanssen, „dass 15 Freunde zusammen aus der Jugend bis in den Herrenbereich spielen, kommt nur noch sehr selten vor.“

Die Chance ist aber größer, wenn sich sportlicher Erfolg einstellt – ein Klassenerhalt zum Beispiel.