Hamburg. Der Deutsche Olympische Sportbund lud zum Austausch über eine neue Bewerbung ein. Junge Menschen wurden hier aber vergeblich gesucht.

Es war eine überschaubare Gruppe, die sich am Sonnabend um 11 Uhr in der Hamburger Handelskammer versammelt hatte. Rund 80 Menschen waren dem Aufruf des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) gefolgt, am Dialogforum zum Thema „Olympia in Hamburg“ teilzunehmen. Zählte man die Menschen der Initiative „NOlympia“ mit, die sich trotz strömenden Regens mit Plakaten und Bannern vor den Eingangstüren der Handelskammer positioniert hatten, waren es noch ein Dutzend mehr.

Das Dialogforum in Hamburg war Teil einer bundesweiten Veranstaltungsreihe des DOSB, in der es darum ging, mit der Bevölkerung hinsichtlich einer neuen Olympia-Bewerbung ins Gespräch zu kommen. Dass die erschienenen Besucher und Besucherinnen allerdings keinen realen Querschnitt der Hamburger Bevölkerung darstellten, wurde dabei recht schnell klar: Junge Menschen fehlten – bis auf die Veranstaltungshelfer und -helferinnen des DOSB – gänzlich.

Olympia in Hamburg: Dialogforum in Handelskammer startete mit Vorträgen

Das Dialogforum startete mit Vorträgen von Carla Wuhrer, Projektleiterin der Beraterfirma Proprojekt, und Stephan Brause, dem Leiter der Stabstelle Olympiabewerbung. Knapp eineinhalb Stunden sprachen die Befürworter darüber, was sich an den Bewerbungsverfahren geändert habe, wie eine Austragung der Spiele auf Bundesebene aussehen könnte und welche positiven Entwicklungen aus anderen Austragungsstätten sich auch in Deutschland beobachten lassen könnten.

So erklärte Carla Wuhrer beispielsweise, dass Paris für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 über 150.000 neue Jobs geschaffen habe. Auf eine der wenigen kritischen Fragen aus dem Publikum, ob diese Arbeitsverträge auch langfristig angelegt seien, hatte Wuhrer keine Antwort. Stefan Brause betonte hingegen, dass eine Bewerbung für Olympia einen gewissen Handlungsdruck in Deutschland erzeugen und damit dem Sanierungsstau bei den Sportstätten einen Schub geben könne.

Podiumsdiskussion – allerdings ohne Kritiker und Kritikerinnen

Nach diesem Programmpunkt begann eine Podiumsdiskussion mit geladenen Gästen, bei der es unter anderem darum ging, welchen Wert die Olympischen Spiele sowohl für den Sport als auch die Gesellschaft darstellen. Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf, hob die positiven Effekte für den Breitensport hervor, Athletin Mareike Miller die „positive Emotionalität, die Leute mitreißen würde“ und Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg und Schleswig-Holstein, die positiven Auswirkungen des Leistungscharakters der Spiele auf die „Generation Z“ (Anm. d. Red.: Menschen, die zwischen den Jahrgängen 1997 bis 2012 zur Welt gekommen sind). Kritiker oder Kritikerinnen waren zur Podiumsdiskussion nicht geladen worden.

Mit Ende des Rahmenprogramms und Beginn der ersten Dialogrunde leerte sich der große Saal der Handelskammer schlagartig. Knapp 30 Menschen, von denen sich sieben an der Diskussion beteiligten, blieben übrig.

Fünf Dialogrunden zu verschiedenen Themen

Welche Punkte und Bedingungen zum Thema Sport (Unterthemen: Leistungssport, Breitensport, internationale Sportpolitik) in die Überlegungen zu einer Bewerbung und der Erstellung eines Konzepts miteinfließen müssten, war der erste Themenschwerpunkt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen brachten dabei Aspekte wie „Geld für den Ausbau der Sportstätten gewährleisten“ oder „Inklusion bei Sportstätten mitdenken“ mit ein.

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Der Sport-Dialogrunde folgten vier weitere Runden zu den Themen „Nachhaltigkeit“, „Wirtschaft“, „Zukunft“ und „Gesellschaft“, in dessen Verlauf die Diskussionsteilnehmer und -teilnehmerinnen immer weniger wurden. Angesprochen auf die niedrigen Besucherzahlen und der daraus resultierenden geringen Bürgerbeteiligung an der Bewerbungs-Entscheidung verwies Stefan Brause auf fehlendes Budget für weitere Marketingmaßnahmen.

Olympia in Hamburg: Wenig Andrang bei Dialogforum des DOSB

„Das Dialogangebot ist ja da. Und vielleicht ist Qualität auch manchmal besser als Quantität“, so Brause weiter. Zugegeben: Der Veranstaltungszeitpunkt mitten in den Herbstferien war denkbar ungünstig, zeitgleich spielte auch noch der HSV gegen Fürth. Doch in der Nachanalyse dürfte der DOSB sicher beraten, wie die Präsenz verbessert werden könnte. Eine Option wäre die Zusammenarbeit mit Schulen im Vorfeld des Forums. Mehr Jugend - und auch mehr Auseinandersetzung mit Olympiagegnern - hätte dem Dialogforum gutgetan.