Hamburg. Der 34-Jährige ist neuer Cheftrainer der GTHGC-Hockeydamen. Ordnung und Disziplin sind für den Gymnasiallehrer überlebenswichtig.

Maximal eine Stunde habe er Zeit, sagt Dawid Zimnicki, als er zum Gespräch mit dem Abendblatt auf der Terrasse des Clubhauses des Großflottbeker THGC Platz nimmt. Man könnte eine solch deutliche Ansage zum Gesprächseinstieg als unfreundlich werten. Doch weil einem in den rund 30 Minuten, die das Interview dauert, ein sehr zugewandter, freundlicher Mensch gegenübersitzt, ist die Einordnung eine ganz andere.

Dawid Zimnicki, 34 Jahre alt und seit der Play-down-Runde der vergangenen Saison Cheftrainer der GTHGC-Damen in der Hockey-Bundesliga, ist ein Mensch, der sehr viel Wert auf Organisation legt. „Mein ganzes Leben ist durchgetaktet, weil ich sonst meine Aufgaben nicht erledigen könnte“, sagt er, „deshalb stehen Ordnung und Disziplin für mich ganz oben.“ Als Vater einer zehn Monate alten Tochter, der im Hauptberuf am Gymnasium Hochrad Sport und Informatik unterrichtet, braucht er feste Strukturen, um seinem Anspruch, ein Bundesligateam zu führen, gerecht werden zu können.

Zimnicki war selbst Bundesligaspieler

Zimnicki, der aus einer Kleinstadt nahe Kattowitz in Südpolen stammt und 2013 mit dem Ziel nach Hamburg wechselte, „zwei Jahre für Großflottbek in der Bundesliga zu spielen“, sagt über sich selbst, dass er nicht mit großem Talent gesegnet gewesen sei. „Ich habe es mit harter Arbeit geschafft, und genau das erwarte ich auch von meiner Mannschaft“, sagt er. So einer kann schnell als übermäßig streng angesehen werden. „Streng bin ich bestimmt, aber ich erwarte nichts Unmögliches“, sagt er.

Das Ziel, mit dem er nach fünf Jahren als Jugendtrainer bei der SV Blankenese im Frühjahr zum GHTGC als Assistent des damaligen Cheftrainers Tobias Weisser zurückgekehrt war, ist klar umrissen: nicht wieder in die Play-downs, nicht wieder nur gegen den Abstieg kämpfen. „Ich weiß, dass das unheimlich schwierig wird, weil die Bundesliga sehr ausgeglichen ist. Aber ich sehe auch das Potenzial in der Mannschaft und glaube, dass wir es schaffen können“, sagt er.

Zwei wichtige Heimspiele am Wochenende

Den ersten Heimspielen der Saison 2023/24, die am Sonnabend (11.30 Uhr) den Münchner SC und tags darauf (15.45 Uhr) den Club Raffelberg an die Otto-Ernst-Straße führen, kommt auf diesem Weg hohe Bedeutung zu. „Vor allem nach den beiden Derbyniederlagen am vergangenen Wochenende wäre es sehr wichtig, dass wir uns zu Hause gut präsentieren und die sechs Punkte bei uns behalten“, sagt der frühere polnische Nationalspieler.

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In den vergangenen Jahren war das Problem beim GTHGC, dass sich keine Teamstruktur entwickeln konnte. Topspielerinnen wie die Argentinierin Agustina Gorzelany wurden temporär verpflichtet – und waren, kaum dass man sich aneinander gewöhnt hatte, auch schon wieder weg. Dazu wechselte zu häufig der Cheftrainer. „Wir brauchen auf beiden Feldern deutlich mehr Konstanz, das habe ich dem Vorstand auch gesagt. Ich werde keine Spielerinnen mehr einbinden, die nur ein paar Monate da sind, auch wenn sie Weltklasse sind“, sagt Dawid Zimnicki.

Seine Spielidee basiere darauf, die Grundlagen einfach zu halten. Er gebe zwar einen Rahmen vor und lasse sich davon auch von niemandem abbringen. „Aber innerhalb des vorgegebenen Systems haben die Spielerinnen alle Freiheiten, um ihre Kreativität auszuleben.“ Mutiges Hockey mit hohem Pressing erwarte er auch gegen Topgegner. „Aber wir brauchen Geduld, ich kann nicht zaubern“, sagt er. Für sein erstes Projekt als Bundesligatrainer hat er sich kein Zeitlimit gesetzt.