Hamburg. 19.710 Fans feierten am Freitag beim Stadtderby im Millerntor-Stadion. St. Paulis Trainerin hofft auf einen nachhaltigen Effekt.

Selbst eine halbe Stunde nach Abpfiff feierten beide Mannschaften noch ausgelassen mit den Fans. 19.710 Menschen waren am Freitagabend ins Millerntor-Stadion gekommen, um das DFB-Pokal-Spiel der Frauen zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV zu sehen. Noch nie hatte es bei einem Frauenspiel in Hamburg mehr Zuschauer gegeben. Der 7:1-Sieg für die Gäste war hingegen nur eine Randnotiz – viel bedeutender ist die Strahlkraft, die die Partie für den Frauenfußball in Hamburg haben könnte.

HSV-Frauen und St. Pauli feiern Derbyfest

„Die Fans wollten Fotos und Unterschriften von uns. Das ist einfach nur unglaublich“, erzählte St. Paulis Spielerin Vanessa Zawada mit eine breiten Grinsen in der Mixed Zone. „Ich hoffe, dass die Zweifel verschwinden, das Stadion für uns aufzumachen. Hamburg hat definitiv gezeigt, dass der Frauenfußball nicht egal ist“, sagte sie.

Das Millerntor sehen die Spielerinnen des FC St. Pauli normalerweise nur von außen. Ihre Punktspiele bestreiten die Kiezkickerinnen auf dem benachbarten Kunstrasenplatz an der Feldstraße. Ihre Partien in der Regionalliga Nord verfolgen rund 100 Zuschauer.

3000 HSV-Fans waren im Gästeblock

Ähnlich überschaubar ist die Kulisse bei den HSV-Frauen, die ihre Heimspiele an der Ulzburger Straße in Norderstedt austragen. Immerhin: Beim Saisonauftakt gegen Borussia Mönchengladbach (2:2) am 19. August feuerten rund 1000 Fans die frisch ausgestiegenen Zweitligafußballerinnen an.

Eine Atmosphäre wie am Millerntor hatten aber selbst die meisten HSV-Spielerinnen bis dato nicht erlebt. Aus dem Gästeblock unterstützen rund 3000 Zuschauer die Mannschaft. „Ich kann das noch gar nicht richtig realisieren“, sagte die dreifache Torschützin Larissa Mühlhaus. „Für den Hamburger Frauenfußball wird dieser Tag einen großen Platz in der Geschichte haben.“

Spiel am Millerntor bedeutet hohe Kosten

St. Paulis Trainerin Kim Koschmieder lobte die schnelle Umsetzung des Vereins. „Wir haben uns mega gefreut, dass binnen 24 Stunden nach der Auslosung klar war: Es geht ins Millerntor“, sagte die 35-Jährige und fügte an: „Ich glaube, dass wir jetzt nicht so schnell noch mal wieder ins Millerntor kommen. Das ist auch in Ordnung. Da gehört auch ganz viel Organisation dazu.“

Um eine Partie im Millerntor auszutragen, sei ein sechsstelliger Betrag fällig, erklärte St. Paulis Präsident Oke Göttlich bei „Sky“. „Das ist auch ein hoher Aufwand für alle Mitarbeitenden“, beschrieb der 47-Jährige. „Wir haben noch 22 andere Amateurabteilungen.“

HSV-Frauen hoffen auf gutes Pokallos

An der Fassade des Volksparkstadions hängen seit dieser Saison auch Plakate von den Spielerinnen der Frauenmannschaft. In dem Stadion gespielt haben die HSV-Frauen bislang aber noch nie. Wie groß ist die Lust, eine ähnliche Atmosphäre auch im Volkspark zu erlebeben? „Die ist sehr groß“, beschrieb HSV-Trainer Marwin Bolz. „Ich hoffe, dass es ein Los gibt, das uns das möglich macht.“ Die Auslosung findet am Montag, den 18. September, statt.

„Es war ein mega Fest für den Hamburger Frauenfußball. Mir fehlen die Worte. Das war überragend, danke an alle“, sagte St. Paulis Co-Trainer Jan-Philipp Kalla, der im April sein Abschiedsspiel im Millerntor-Stadion gegeben hatte. „Wir haben dem Frauenfußball in Hamburg und im Norden eine Bühne gegeben“, bilanzierte Kim Koschmieder. „Das ist eine tolle Werbung und ich hoffe, da bleibt nachhaltig auch etwas von übrig.“